Kredit- und Darlehensverträge

7 Tipps zur erfolgreichen Liquiditätsplanung

Eine mangelhafte Liquiditätsplanung kann schnell zu Geldproblemen führen – wie im Fallbeispiel. Die folgenden Hinweise sollen Ihnen helfen, immer genug Mittel verfügbar zu halten. Schließlich belegt ein kluges Liquiditätsmanagement Ihre Bonität und kann so Ihr Praxisrating verbessern.

Zahnarzt Rüdiger D. aus Nordrhein-West‧falen sieht sich nach wie vor mit Zins- und Tilgungsverpflichtungen konfrontiert, obwohl es die damit finanzierte Praxisausstattung gar nicht mehr gibt. Denn seine relativ lang laufenden Darlehensverträge zur Finanzierung orientieren sich zum großen Teil nicht an der oftmals kürzeren Nutzungsdauer. Da die entsprechenden Folgeinvestitionen ebenfalls finanziert werden müssen, zahlt D. nun also mehrere Kreditraten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er an seine finanziellen Grenzen stößt.

Um nicht in eine solche Schieflage zu ge‧raten, ist es wichtig, ein paar Grundsätze zu befolgen:

1. Liquidität geht vor Rentabilität

Gläubiger, vor allem Bankinstitute, interessieren sich primär für die Zahlungsfähigkeit ihrer Kreditnehmer. Ob diese auch eine ausreichende Verzinsung ihres Betriebskapitals erzielen, ist erst einmal nachrangig. Um den zukünftigen Liquiditätsbedarf zu ermitteln, sollte in monatlichen oder auch kürzeren Abständen – je nach betrieblicher Notwendigkeit – ein Liquiditätsplan erstellt werden. Aus den zu erwartenden Ausgaben und den voraussichtlichen Einnahmen wird dann ein möglicher Bedarf an zusätzlichen Fremd‧mitteln (Bankkrediten) erkannt, die naturgemäß erst beantragt werden müssen – also nicht sofort zur Verfügung stehen.

2. Rechtzeitige Planung des Kontokorrentkredits

Bei höheren Personal- oder Investitions‧kosten wird meist kurzfristig versucht, den Kontokorrentkredit immer weiter zu erhöhen. Dabei spielen die Banken aber nicht immer mit. Sinnvoller und vor allem preiswerter ist die regelmäßige Überprüfung der jeweiligen Kreditlinie in Verbindung mit dem Liquiditätsplan. Dies ermöglicht eine rechtzeitige und angemessene offizielle Erhöhung der Kreditlinie („genehmigte Überziehung“), so dass erst gar keine Überziehungszinsen (bei „geduldeter Überziehung“) anfallen. Darüber hinaus ist es ratsam, regelmäßig über mögliche Umfinanzierungen in mittel- bis langfristige Darlehen nachzudenken.

3. Berücksichtigung der „Fristenkongruenz“

Diese wichtige Finanzierungsregel sieht vor, dass Kreditlaufzeit und Nutzungsdauer einer Investition weitgehend übereinstimmen. Häufig ist die Kreditlaufzeit jedoch länger, so dass bereits die Finanzierung einer Ersatz‧investition erforderlich wird, obwohl der bisherige Kredit noch nicht vollständig abbezahlt wurde. Kommt eine angespannte Liquiditätslage hinzu, kann diese finanzielle Mehrfachbelastung zu ernsthaften betriebswirtschaftlichen Problemen führen.

4. Sicherung langfristiger Finanzierungen

Das nach wie vor relativ niedrige Zinsniveau sollte man nutzen, um langfristige Finan‧zierungen kalkulierbar zu machen: Dazu gehört vor allem der Umstieg von bisher variablen Zinsvereinbarungen in Festzins‧sätze. Auch einen zukünftigen Kreditbedarf kann man mithilfe eines sogenannten Vorausdarlehens zum heutigen Zinsniveau einschließlich eines Aufschlags absichern.

5. Einführung/Verbesserung eines professionellen Forderungsmanagements

Die Optimierung der betrieblichen Liquidität kann auch durch eine mögliche Verbesserung des Forderungsmanagements erfolgen. Ob dies vom Zahnarzt selbst geleis‧tet wird oder durch einen externen Dienstleister erfolgt, hängt von den organisatorischen Gegebenheiten der Praxis ab.

6. Factoring als Liquiditätshilfe

Eine Verbesserung der betrieblichen Liqui‧dität kann auch durch Verkauf beziehungsweise Abtretung von Patientenforderungen an einen Factor mit dem Ziel des Abbaus von Außenständen erfolgen. Der kurzfristige Liquiditätsrückfluss sichert der Praxis entsprechende Finanzreserven. Darüber hinaus kann auch das Debitorenmanagement vom Factor übernommen werden. Aufgrund der erheblichen Kostenunterschiede lohnt sich beim Factoring der sorgfältige Leistungs- und Kostenvergleich diverser Anbieter.

7. Einsatz von EDV-Bankprodukten

Bankinstitute bieten mittlerweile auf die jeweilige Zahnarztpraxis abgestimmte Electronic-Banking-Produkte an, die eine professionelle Liquiditätsplanung mithilfe der Datenverarbeitung unterstützen. Die Dienste umfassen den taggleichen Ausgleich wie das vollständige Erstellen von Liqui‧ditätsplänen und das damit verbun‧dene Ermitteln eventueller Liquiditätslücken. Zahnärzte können sich die unterschiedlichen Angebote der Finanzbranche bei Präsentationen vorstellen lassen.

Michael Vetter
Fachjournalist für Finanzen

Michael Vetter

Wirtschaftsautor
Michael Vetter ist seit mehr als zwanzig Jahren als Wirtschaftsautor tätig. Durch seine vorherige, ebenfalls langjährige Tätigkeit bei Bankinstituten kennt er die Finanzprobleme der Zahnärztinnen und Zahnärzte auch aus Sicht der Kreditgeber.

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