Pilotprojekt der Landeszahnärztekammer Hessen

Dem Fachkräftemangel proaktiv begegnen …

Der Fachkräftemangel ist für Zahnarztpraxen ein zentrales Problem. Die Suche nach geeigneten Auszubildenden und Fachkräften wird zunehmend schwieriger. Auch die Landeszahnärztekammer Hessen (LZKH) beschäftigt sich bereits seit längerem mit dem Thema. Im Interview erläutert LZKH-Präsident Dr. Michael Frank die Beweggründe seiner Kammer Hessen zur Durchführung einer Studie in Zusammenarbeit mit TOPMEDIS.

Herr Dr. Frank, warum hält es die Landeszahnärztekammer Hessen für notwendig, das Thema Fachkräftemangel aktiv anzugehen? 

Michael Frank:

Der Fachkräftemangel ist ein permanentes Thema in der Delegiertenversammlung, und der Wunsch nach Lösungsmöglichkeiten für dieses Problem wächst beständig. 

Es gilt, dem demografischen Wandel, aber auch der Konkurrenz anderer attraktiver Branchen mit innovativen Modellen zu begegnen. Wir müssen zudem das Loyalitätsgefühl gegenüber der Praxis positiv gestalten, um die Mitarbeiterbindung zu stärken. Als LZKH haben wir die Aufgabe, unseren Mitgliedern bei diesem schwierigen und wichtigen Prozess unterstützend zur Seite zu stehen.

Wie kann Ihrer Meinung nach die Attraktivität des Arbeitgebers Zahnarztpraxis gesteigert werden? 

Vielen Praxen ist bewusst, wie wichtig ihre Außendarstellung zur Gewinnung neuer und die Bindung vorhandener Patienten ist. Aber: Nicht alle Praxen gestalten eine ebenso aktive Ansprache für ihre Angestellten sowie potenziellen Mitarbeiter. 

Was kann man aus Ihrer Sicht tun, um Nachwuchs für die Praxen zu gewinnen und auch zu halten?

Hier gilt es insbesondere mit Aktionen in Schulen, Tagen der offenen Tür oder Ähnlichem die besondere Attraktivität der Zahnarztpraxis als Arbeitgeber zu präsentieren. Dabei darf keinesfalls die digitale Welt vernachlässigt werden, die nun mal für jüngere Mitarbeiter Teil des Lebens sind. Deshalb muss sich die Praxis auch für die Mitarbeiter über die Praxis-Website und Social Media als attraktiver Arbeitgeber darstellen. Dies inkludiert neben der professionellen Darstellung der Praxis insbesondere die Mehrwerte für den Arbeitnehmer – wie umfangreiche Fortbildungen, Förderung für die berufliche Qualifikation, zum Beispiel in der Abrechnung, samt Aufstiegsmöglichkeiten oder flexible Arbeitszeiten. 

Wie können sich die Praxen auf ihrer Website positiv darstellen? 

Die Optik einer Zahnarztpraxis ist für potenzielle Mitarbeiter ebenso wie für die Angestellten ohne Zweifel wichtig, aber eben nicht alles entscheidend. Viel wichtiger ist die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Wir sind davon überzeugt, dass dauerhaft zufriedene Praxismitarbeiter auf den Nachwuchs wie auch auf potenzielle Bewerber eine enorm positive Wirkung haben können. 

Ganz abgesehen davon ist das Wissen um die Zufriedenheit meiner Mitarbeiter für mich als Praxisinhaber und Arbeitgeber sehr wichtig. Nur so habe ich die Möglichkeit, bei Fehlentwicklungen im Team rechtzeitig agieren zu können. Wir haben deshalb als LZKH in Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Dienstleister ein digitales Pilotprojekt aufgesetzt, um diese Fragestellungen zu überprüfen. 

Was waren für Sie die Beweggründe, sich als Landeszahnärztekammer Hessen für ein innovatives Modell und die Zusammenarbeit mit TOPMEDIS zu entscheiden? 

TOPMEDIS ermöglicht es uns, auf einfache Weise ein direktes und breitgestreutes Feedback der Praxismitarbeiter einzuholen. 

So kann die Praxis selbst in der geplanten Studie auf Basis der Befragungsergebnisse praxisübergreifende Kernprobleme identifizieren und prüfen. Die Teilnehmerpraxen können darüber hinaus direkt auf der Plattform ein eigenes Praxisprofil aufbauen und sich so potenziellen Bewerbern als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Eine positive Bewertung und damit verbundene Empfehlung bestehender Mitarbeiter ist ein denkbar gutes Aushängeschild für die Mitarbeitergewinnung und -bindung einer Zahnarztpraxis. So wird für die Teilnehmer an dem Pilotprojekt noch ein Mehrwert geschaffen. 

Was versprechen Sie sich von der geplanten Studie? 

Die aus dem Pilotprojekt zu konzipierende Studie soll die strukturellen und praxisübergreifenden Probleme identifizieren und validieren. Mit diesen Ergebnissen werden wir als Kammer dann Handlungsempfehlungen und Workshops erarbeiten, die die Situation und Zufriedenheit der Mitarbeiter in der Praxis verbessern helfen. Wir versprechen uns davon, die strukturellen Probleme der Mitarbeiterzufriedenheit auf Landesebene aufzugreifen und den LZKH-Mitgliedern mit praxisnahen Handlungsempfehlungen bei der Lösung behilflich zu sein. Selbstverständlich erhalten wir als Kammer dabei keine individuellen Praxisdaten, sondern lediglich die anonymisierten Gesamtdaten aller Teilnehmer. 

Welche Vorteile haben die Mitglieder der LZKH durch die Vereinbarung dieses Pilotprojekts? 

Nachdem die Plattform in den letzten Monaten intensiv getestet wurde, sind die Mitglieder der LZKH nun die ersten, die TOPMEDIS vollumfänglich nutzen können. Während unseres intensiven Austauschs mit den Betreibern der Plattform konnten wir zudem erreichen, dass die ersten 800 Zahnarztpraxen aus dem Zuständigkeitsbereich der LZKH zu deutlich vergünstigten Konditionen an der Befragung teilnehmen können.

Die von mir beschriebenen Probleme der Zahnärzteschaft bestehen deutschlandweit, das Pilotprojekt bietet unseren Mitgliedern proaktiv die Möglichkeit, sich als Arbeitgeber zu platzieren und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Praxis im Kontext eines nachhaltigen Aus- und Fortbildungskonzepts zu fördern. 

Wie sehen Sie die generelle Personalsituation in den kommenden Jahren? 

Viele Zahnarztpraxen verzeichnen eine hohe Fluktuation. Dies liegt nicht nur in den nicht immer attraktiven Arbeitsbedingungen begründet – auch die Industrie wirbt immer mehr Fachkräfte aus der Praxis ab. Bei der Stabilisierung der Personalsituation in den Praxen handelt es sich um einen kontinuierlichen Prozess, bei dem es darum gehen muss, die „Ressource Mensch“ in ihrer Gesamtheit und nicht nur als Kostenfaktor zu bewerten. 

Die von uns ausgewählte Plattform zur strukturierten Mitarbeiterbefragung bietet eine optimale Grundlage, um die Mitarbeiterzufriedenheit initial zu erfassen und kontinuierlich auszuwerten, um so Stärken und Schwächen der Praxis frühzeitig zu erkennen und diesen aktiv begegnen zu können. Die bloße Erfassung reicht nicht, die Aufarbeitung und Umsetzung der Befragungs-ergebnisse ist unerlässlich. Die regelmäßige Befragung erlaubt es der Praxis dann, den Erfolg der beschlossenen Maßnahmen auszuwerten. 

Die Praxis von heute und erst recht die von morgen, wird maßgeblich von dem erfolgreichen und motivierten Praxisteam geprägt werden.

Foto: LZKH

topmedis

Fragen Sie Ihre Mitarbeiter!

Die Untersuchung und entsprechende Datenerhebung für die zu erstellende Studie erfolgt in einem Pilotprojekt über die von der OPTI Zahnarztberatung GmbH entwickelte TOPMEDIS-Plattform zur Mitarbeiterbefragung. Die Plattform bietet Praxen die Möglichkeit, die Mitarbeiterzufriedenheit mithilfe eines von Experten entwickelten Online-Fragenkatalogs zu messen und auszuwerten.n

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