Das sagen die größten Zahnpasten-Hersteller

Ein Drittel mit Aluminum

Eine Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hatte Ende November vor Aluminium gewarnt – auch in Zahnpasta. Der Hersteller-Check zeigt: Nicht wenige verwenden die kritisierten Inhaltsstoffe.

Verbraucher nehmen in Deutschland möglicherweise gesundheitlich bedenkliche Mengen an Aluminium auf. So lautete die Botschaft einer Veröffentlichung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) Ende November. Hintergrund war eine Studie des BfR, in der erstmals die gesamte orale und dermale Aluminiumaufnahme der Bevölkerung über die verschiedenen Aluminiumquellen gesundheitlich bewertet und im wissenschaftlichen Journal „Archives of Toxicology“ veröffentlicht wurde.

Ergebnis: Der von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) abgeleitete gesundheitliche Richtwert, der einer wöchentlichen duldbaren Aufnahmemenge (TWI) von 1 mg je Kilogramm Körpergewicht entspricht, wird im Durchschnitt zu circa 50 Prozent allein durch Lebensmittel ausgeschöpft. Und: Während die Aluminium-Aufnahme durch normale Zahnpasta laut Studie zu vernachlässigen ist, zeigte sich, dass 11- bis 14-Jährige allein durch die Verwendung einer aufhellenden Zahnpasta pro Woche 100 Prozent der TWI aufnehmen können – bei Erwachsenen sind es etwa 72 Prozent. Ausgangspunkt der Berechnung des BfR: eine durchschnittliche Aluminiumkonzentration von 4,5 Prozent für aufhellende Zahnpasten, die 2013 vom norwegischen wissenschaftlichen Komitee für Lebensmittelsicherheit VKM publiziert worden war.

Die zm haben daraufhin die 19 größten Zahnpastahersteller für Deutschland angeschrieben und gefragt, in welchen Zahnpflege-Produkten Aluminiumbestandteile – in welcher Form und in welcher Konzentration – enthalten sind, wie die Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung bewertet wird und ob ein Verzicht auf Aluminiumbestandteile in seinen Zahnpflegeprodukten geplant ist. Ergebnis: Zwei Hersteller antworteten nicht, in den Produkten der übrigen ist Aluminium zum Teil enthalten. Dort, wo Hersteller Angaben zur Konzentration machen, allerdings maximal in einem Umfang von 1,04 Prozent.

Am 9. Dezember 2019 hat dann der wissenschaftliche Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU-Kommission (SCCS) eine vorläufige gesundheitliche Bewertung zur Aufnahme von Aluminium über kosmetische Mittel veröffentlicht. Diese widerspricht der Darstellung des BfR. Die 58-seitige Bewertung kommt zu dem Schluss, dass die Verwendung von Aluminium in Konzentrationen von 2,65 Prozent in Zahnpasta per se sicher ist.

Nach Einschätzung des Toxikologen Prof. Ralf Stahlmann, dem ehemaligen Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Charité Berlin, fehlen für eine valide wissenschaftliche Bewertung nach wie vor wichtige Daten. Weder seien die Aluminium-Konzentrationen aller im Handel befindlichen Produkte noch die Bioverfügbarkeit von Aluminiumoxid und -hydroxid abschließend geklärt. Prof. Stahlmann: „Das sollte genauer untersucht werden.“

Quellen:

Tietz, T., Lenzner, A., Kolbaum, A.E. et al.: Arch Toxicol (2019) 93: 3503. doiorg/10.1007/s00204–019–02599-zU.

Bernauer, L. Bodin, Q. Chaudhry, P. J. Coenraads, M. Dusinska, et al.: „SCCS OPINION ON the safety of Aluminium in cosmetic products – Submission II“ – SCCS/1613/19 – Preliminary Opinion. 2019.

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