Humorforschung

Nach der Behandlung ein Comedy-Video

Katrin Hansmeier
,
Kareen Seidler
Lachen ist die beste Medizin – schon klar, kennt jeder. Aber jetzt mal im Ernst: Zum Abschluss der Serie „Humor als Kommunikationsmittel“ berichten die Autorinnen, welche handfesten Erkenntnisse die Humorforschung gewonnen hat.

Man könnte meinen, Humor und Wissenschaft seien zwei Dinge, die absolut nicht zusammenpassen. Doch dem ist nicht so. Die Humorforschung gibt es zwar erst seit etwa 50 Jahren, aber sie erfreut sich wachsender Beliebtheit. Hier bieten wir einen kleinen Einblick in das weite Feld – zusammen mit praktischen Anwendungsmöglichkeiten in Ihrer Praxis. Aus zahnärztlicher Sicht sind vor allem die unterschiedlichen Humorstile und der Zusammenhang zwischen Humor und Gesundheit von Interesse.

Die Humorstile haben unter anderem Rod A. Martin und seine Kollegen erforscht. Wir haben sie bereits in unserem ersten Artikel dieser Serie vorgestellt: sozialer versus aggressiver und selbstaufwertender versus selbstabwertender Humor. Im Umgang mit Patienten empfiehlt sich meistens der soziale Humor, da er ungefährlich ist und nicht auf Kosten anderer Menschen geht. Ihrem Patienten fällt der Becher mit dem Mundspülwasser runter? Sie kommentieren das besser mit „Sie können aber schön loslassen! Ich muss dafür immer zum Yoga ...“ als mit den Worten: „In Ihrem Alter kann man das Wasser wohl nicht mehr so gut halten?“

Und? welchen Humor bevorzugen Sie?

Martin und seine Kollegen haben in Studien [Rod A. Martin et al., 2003; Rod A. Martin, 2004] festgestellt, dass Menschen, die viel sozialen Humor nutzen, extrovertiert, fröhlich und emotional stabil sind und sich um andere kümmern. Menschen mit hohen Werten für selbstaufwertenden Humor sind meist fröhlich und optimistisch, haben ein starkes Selbstbewusstsein und auch ein überdurchschnittlich hohes psychosoziales Wohlbefinden. Im Unterschied dazu haben Menschen, die eher selbstabwertenden Humor benutzen, Probleme mit Depressionen, Ängstlichkeit, Feindseligkeit, Aggressionen und schlechter Laune. Ihr Selbstbewusstsein ist überdurchschnittlich niedrig, wie auch ihr psychosoziales Wohlbefinden. Entscheiden Sie selbst, auf welche Seite Sie sich schlagen wollen …

Ein weiteres Thema, dem sich die Humorforschung widmet, ist die Volksweisheit „Lachen ist die beste Medizin“. Ein Ergebnis ist hierbei relativ schlüssig belegt: Humor lindert Schmerzen. Wenn Menschen lustige Filme anschauen, dann steigen ihre Schmerztoleranz und die Schwelle für ihr Schmerzempfinden. In einem Experiment mussten Probanden eine Hand in eine Schale mit eiskaltem Wasser halten. Eine Gruppe schaute derweil einen lustigen Film, die andere eine Dokumentation. Die Gruppe, die den lustigen Film anschaute, hielt den Schmerz länger aus und behielt ihre Hand länger im Eiswasser als die Gruppe mit der Dokumentation. Interessanterweise ist für diesen schmerzlindernden Effekt Lachen gar nicht nötig. Die betreffende Person muss sich nur amüsieren.

Martin leitet daraus folgende Empfehlung für die Therapie ab: Um das Schmerzempfinden von Patienten zu verringern, braucht man sie lediglich dazu aufzufordern, sich zu amüsieren und Spaß zu haben. Lachen müssen sie dabei nicht unbedingt. Diese Erkenntnis lässt sich auch in der Zahnarztpraxis umsetzen. Empfehlen Sie Ihren Patienten also ruhig mal, nach einem Eingriff zu Hause Comedy-Videos anzuschauen. Deren schmerzlindernde Wirkung ist schließlich wissenschaftlich belegt.

Eine weitere Studie, die ebenfalls Auswirkungen auf den Praxisalltag haben kann, wurde an der Universität Greifswald durchgeführt [Scheel et al., 2017]. Sie belegt, dass Klinikclowns bei Kindern die Angst vor einer Operation mindern. So stiegen bei Kindern, die vor einer OP Besuch von einem Klinikclown bekamen, die Oxytocin-Werte, das sogenannte Bindungshormon. Außerdem gaben sie an, nun weniger Angst vor dem bevorstehenden Eingriff zu haben.

Der Klinikclown kommt auch nicht nur zum Spaß

Nutzen Sie diese positive Wirkung von liebevollem Humor. Erzählen Sie Ihren Patienten zum Beispiel eine Liebesgeschichte: Ihre Zahnbürste ist unsterblich in Ihre Zähne verliebt. Lassen Sie sie nicht wie die Königskinder unglücklich (ver)enden, sondern entscheiden Sie sich für ein Happy End!

Das Deutsche Institut für Humor hat übrigens vor Kurzem seine erste eigene Studie veröffentlicht. Dabei wurde die Effektivität von Humortrainings untersucht. Erste Ergebnisse zeigen, dass bei den Trainingsteilnehmern der soziale Humor und das positive Selbstmitgefühl nach dem Training signifikant höher sind als davor.

Wir konnten hier nur einen kurzen Blick auf die Humorforschung werfen. Für Interessierte gibt es auf unserer Website www.humorinstitut.de viele handliche Zusammenfassungen von unterschiedlichen Studien.

Die Initiative „Arzt mit Humor“ fördert wertschätzenden Humor bei Ärzten und Pflegekräften aller Fachrichtungen. Weitere Informationen unter www.arztmithumor.de

Katrin Hansmeier ist Mitarbeiterin des Deutschen Instituts für Humor, das 2005 in Leipzig gegründet wurde. Sie trainiert Unternehmen, die Ressource Humor für sich optimal zu nutzen.

Die Initiative „Arzt mit Humor“ fördert wertschätzenden Humor bei Ärzten und Pflegekräften aller Fachrichtungen. Weitere Informationen unter<link url="http://www.arztmithumor.de" import_url="http://www.arztmithumor.de" follow="follow" seo-title="" target="self">www.arztmithumor.deKatrin Hansmeier ist Mitarbeiterin des Deutschen Instituts für Humor, das 2005 in Leipzig gegründet wurde. Sie trainiert Unternehmen, die Ressource Humor für sich optimal zu nutzen.

Dr. Kareen Seidler erforscht den Humor auf wissenschaftlicher Basis.

Literaturliste:

Rod A. Martin, Patricia Puhlik-Doris, Gwen Larsen, Jeanette Gray und Kelly Weir: Individual differences in uses of humor and their relation to psychological well-being: Development of the Humor Styles Questionnaire, Journal of Research in Personality 37 (2003), 48–75.

Rod A. Martin: Sense of humor and physical health: Theoretical issues, recent findings, and future directions, Humor 17:1–2 (2004), 1–19.

Scheel, T., D. Hoeppner, A. Grotevendt und W. Barthlen: Clowns in Paediatric Surgery: Less Anxiety and More Oxytocin? A Pilot Study. Klinische Pädiatrie 222 (2017), 274–280

Katrin Hansmeier

Katrin Hansmeier ist Mitarbeiterin des Deutschen Instituts für Humor, das 2005 in Leipzig gegründet wurde. Sie trainiert Unternehmen, die Ressource Humor für sich optimal zu nutzen.

Dr. Kareen Seidler

Dr. Kareen Seidler ist Mitarbeiterin des Deutschen Instituts für Humor in Leipzig. Sie erforscht Humor auf wissenschaftlicher Basis.

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