Studie der KZV Baden-Württemberg

Zu viel Bürokratie ist schlimmer als die fehlende Work-Life-Balance

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mg
Mit dem weiter wachsenden Frauenanteil in den Zahnarztpraxen wandeln sich auch die Rahmenbedingungen der Berufsausübung. Welche Ziele verfolgen Zahnärztinnen? Was ist ihnen wichtig? Welche Veränderungen streben sie an? Eine von der KZV Baden-Württemberg in Auftrag gegebene Umfrage des Forschungsinstituts forsa zeigt, wo in Zukunft die größten Herausforderungen liegen.

Bereits in den vergangenen Jahren hat die KZV Baden-Württemberg in ihrem Versorgungsbericht regelmäßig die Verteilung von Männern und Frauen im Berufsstand untersucht, die zunehmend zugunsten der Zahnärztinnen kippt. Diese Entwicklung führt dazu, dass in wenigen Jahren mehr Frauen als Männer die zahnärztliche Versorgung in Baden-Württemberg sicherstellen, heißt es in dem Ende Juli vorgestellten Bericht 2020.

Insgesamt gibt es im Ländle derzeit 3.385 Vertragszahnärztinnen und 4.686 Vertragszahnärzte – 42 Prozent Frauen zu 58 Prozent Männern. Damit liegt das Bundesland wohl unterm Bundesdurchschnitt: Das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) hatte für 2020 prognostiziert, dass erstmals der Frauenanteil überwiegen könnte.

Fast jede dritte Zahnärztin (31 Prozent) ist angestellt – davon 19 Prozent in einer Einzelpraxis, acht Prozent in einer Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) beziehungsweise Überörtlichen Berufsausübungsgemeinschaft (ÜBAG) und vier Prozent in einem MVZ. Während die unter 45-jährigen Zahnärztinnen mehrheitlich als Angestellte arbeiten, ist die weit überwiegende Mehrheit der älteren Befragten in einer Einzelpraxis oder BAG oder ÜBAG niedergelassen. Insgesamt sind 80 Prozent der Zahnärztinnen ohne minderjährige Kinder niedergelassen.

Nur jede Fünfte will sich beruflich verändern

Gefragt nach einer möglichen beruflichen Veränderung, gibt die überwiegende Mehrheit der Zahnärztinnen (79 Prozent) an, ihren Beruf auf Dauer in der aktuellen Weise ausüben zu wollen. Nur jede Fünfte (21 Prozent) strebt eine Änderung an. Bei den angestellten Zahnärztinnen wollen 62 Prozent perspektivisch weiterhin angestellt arbeiten, 38 Prozent können sich hingegen eine berufliche Veränderung vorstellen.

Von den Zahnärztinnen, die sich beruflich verändern wollen (38 Prozent), können sich mehr als acht von zehn (82 Prozent) einen Wechsel in eine Niederlassung vorstellen. Dabei besteht eine deutliche Präferenz (52 Prozent) für eine Niederlassung in einer BAG/ÜBAG. 30 Prozent streben eine Niederlassung in einer Einzelpraxis und 18 Prozent eine angestellte Beschäftigung in einer anderen Praxisform an.

Zwei Drittel sind niedergelassen

Die über 45-Jährigen und die in einer Einzelpraxis niedergelassenen Zahnärztinnen arbeiten pro Woche nach Selbsteinschätzung durchschnittlich – deutlich – über 40 Stunden, während jüngere Befragte, Angestellte und die in einer BAG oder ÜBAG niedergelassenen Zahnärztinnen durchschnittlich weniger als 40 Stunden in der Woche arbeiten. Dabei arbeitet eine angestellte Zahnärztin im Durchschnitt 24,1 Stunden am Patienten. Effektiv erhöht sich dieser Wert aufgrund der Verwaltungstätigkeiten aber um 3,4 Stunden – ungleich weniger als in jeder anderen Beschäftigungsform. Denn der durchschnittliche Aufwand für Büro und Verwaltungsarbeiten beträgt – nach eigener Einschätzung – 8,4 Stunden pro Woche. Bei den ab 55-Jährigen und den in einer Einzelpraxis niedergelassenen Zahnärztinnen entfallen 11,7 Stunden pro Woche auf Verwaltungstätigkeiten. In einer BAG/ÜBAG liegt der Zeitaufwand für Verwaltungstätigkeiten mit 8,8 Stunden noch knapp über dem Durchschnitt.

Auf die Frage, was aktuell die größten Probleme und Herausforderungen seien, werden von allen befragten Zahnärztinnen am häufigsten (72 Prozent) die Bürokratie und der hohe Aufwand für Verwaltungstätigkeiten genannt. 24 Prozent zählen den Personal- und Fachkräftemangel, 14 Prozent die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu den größeren Herausforderungen. In der Altersgruppe der unter 44-Jährigen sieht jede vierte Zahnärztin die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als Problem, unter den Befragten mit Kleinkindern empfindet mehr als ein Drittel so.

Weniger Bürokratie könnte schon helfen

Wie sich Familie und Beruf bei ihrem aktuellen Job miteinander vereinbaren lassen – damit ist die große Mehrheit der befragten Zahnärztinnen zufrieden (49 Prozent) oder sogar sehr zufrieden (32 Prozent). Nur ein Fünftel (19 Prozent) ist damit weniger beziehungsweise gar nicht zufrieden. Von denen, die mit der Vereinbarkeit unzufrieden sind, gibt die Hälfte (49 Prozent) an, dass ein geringerer Aufwand für Verwaltung oder Bürokratie helfen könnte, Job und Familie unter einen Hut zu bringen.

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