KZBV zieht Bilanz zum Gesundheitswesen

Ein vernichtender Bürokratismus

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Eine negative Bilanz zog der KZBV-Vorstand nach vier Jahren rot-grüner Gesundheitspolitik vor der Presse in Berlin. Fazit: Es bedarf einer durchgreifenden Reform und einer Modernisierung innerhalb der GKV, wie sich am Beispiel der Parodontitisbehandlung zeigt.

Dr. Rolf-Jürgen Löffler, Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), brachte kurz vor der Bundestagswahl seine Analyse der rotgrünen Gesundheitspolitik auf den Punkt: Das Gesundheitswesen wird dominiert von einem Kosten vernichtenden, überbordenden Bürokratismus , sagte er anlässlich einer gut besuchten Pressekonferenz am 9. August in Berlin. Der Plan der Regierung, in Form von unzähligen Konsensrunden Ruhe ins System der Gesetzlichen Krankenversicherung zu bringen, sei gescheitert. Wir sind heute, nach zehn Jahren Budgetierung und Planwirtschaft, an die Grenzen gestoßen, die endlich strukturelle Veränderungen notwendig machen. Alles deute darauf hin, dass es unter der gegenwärtigen politischen Konstellation auch in der kommenden Legislaturperiode keine Reform geben werde. Dr. Löffler wörtlich: Man ist ratlos, mutlos und willenlos!

Die KZBV hatte unbeeindruckt von politischem Unverständnis ihre eigenen Reformvorstellungen stets weiterentwickelt. Mit dem Modell der befundorientierten Festzuschüsse, das als zahnärztliches Konzept zur Reform im Gesundheitswesen erarbeitet wurde, stehe man schon lange nicht mehr im politischen Abseits, sondern stoße auch jenseits der politischen Parteien auf wachsendes Interesse, so Löffler.

Für die zahnärztlichen Praxen wird es immer schwieriger, betriebswirtschaftliche Planungen vorzunehmen, weil sich im fast zweijährigen Rhythmus die gesetzlichen Grundlagen so ändern, dass langfristige, kostenintensive Investitionen zu Existenz bedrohenden Harakiri-Unternehmungen werden können, erläuterte der KZBV-Vorsitzende den Journalisten. Mit dem Konzept der befundorientierten Festzuschüsse sieht die KZBV die freiberufliche Zahnarztpraxis betriebswirtschaflich wieder planbar. Dazu gehört Datentransparenz, das heißt, eine offene Rechnungslegung mit optionaler Kostenerstattung.Löffler: Der beste Kontrolleur von Preis, Leistung und Daten ist der Patient. Eine weitere Reduzierung zahnmedizinischer Leistungen hält die KZBV für nicht mehr zu rechtfertigen. Deswegen fordert sie mehr Eigenverantwortung für den Patienten. Luxusleistungen müssen auf den Prüfstand der Finanzierbarkeit.

GKV-Ausgaben für die Katz

Dr. Jürgen Fedderwitz, stellvertretender KZBV-Vorsitzender, zeigte anhand der aktuellen Versorgungssituation rund um die Parodontitis, die sich inzwischen als neue Volkskrankheit entwickelt hat, den dringenden Reformbedarf auf. Ein Großteil der GKV-Ausgaben für die Parodontalbehandlung ist heute für die Katz , sagte er und spielte damit auf das völlig veraltete PAR-Behandlungssystem an. Denn obwohl die Zahl der Parodontal-Erkrankungen seit Jahren im Gegensatz zur Karies stetig zunehmen, stammen die Rahmenrichtlinien aus den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Fedderwitz machte vor der Presse deutlich, dass sich Wissenschaft und medizinische Möglichkeiten erheblich weiterentwickelt haben.

Das System der befundorientierten Festzuschüsse sei der geeignete Weg, um hier sinnvolle Änderungen herbeizuführen. Eine hundertprozentige Sachleistung der gesamten PAR-Therapie, quasi nach dem Gießkannenprinzip, führt nach anerkannter Expertenmeinung nicht zum Ziel. Wichtig sei hier die Mitverantwortung des Patienten, der das wichtigste Glied in der Behandlungskette für einen Langzeiterfolg darstelle. Nur wenn sich das Vergütungssystem elementar ändere, könne man die verfügbaren Mittel aus der GKV künftig sinnvoll für die Parodontalbehandlung einsetzen. Ein dauerhafter Therapieerfolg hängt von der zahnärztlichen professionellen Parodontaltherapie und den persönlichen Präventivmaßnahmen des Patienten ab. Einer allein kann es nicht richten.

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