Menstruationsbeschwerden

Hilfe bei Schmerzen an den Tagen der „Tage“

Rund 80 Prozent der Frauen haben während der Zeit ihrer Menstruation Beschwerden und leiden vor allem in den ersten Tagen unter zum Teil starken Schmerzen. Den meisten Frauen kann in dieser Situation wirkungsvoll geholfen werden, medikamentös und auch mit allgemeinen Maßnahmen.

Für nicht wenige Frauen ist die monatliche Regel eine Zeit der Qual. Knapp jede zehnte Frau ist so stark durch Schmerzen beeinträchtigt, dass sie ihren alltäglichen Aktivitäten nicht mehr nachgehen kann. Andere Frauen sind zwar weiterhin arbeitsfähig, ihre Lebensqualität ist während der Menstruation jedoch erheblich eingeschränkt. Das muss nicht so sein, erklärten Gynäkologen bei einer Presseveranstaltung in Hamburg. Denn es gibt durchaus Hilfe bei Schmerzen an den Tagen der „Tage“.

Wichtig dabei ist es, direkt an den Ursachen der Beschwerden anzusetzen. Die Schmerzen werden dabei hauptsächlich durch übermäßig starke und häufige Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur beim Abstoßen der Gebärmutterschleimhaut verursacht, erklärte Professor Dr. Karl-Werner Schweppe aus Westerstede. Vermittelt werden diese durch Prostaglandine, die während der Menstruation in der Gebärmutterschleimhaut und der Muskulatur gebildet werden. Sie sind als Mediatoren bei Entzündungsprozessen beteiligt und sensibilisieren die Schmerzrezeptoren. Eine vermehrte Bildung und Freisetzung der Prostaglandine, wie sie bei der Menstruation üblich ist, führt somit wie in einem Teufelskreis zu einer verstärkten Schmerzempfindlichkeit und einer verstärkten Schmerzwahrnehmung.

Durchbrochen werden kann dieser Teufelskreis durch Substanzen, die die Prostaglandinbildung hemmen. Möglich ist dies durch eine Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase, wie sie durch den Wirkstoff Ibuprofen erwirkt wird. Dieser ist bereits mehr als zehn Jahren als rezeptfreies Analgetikum zur Behandlung von Kopfschmerzen, Regelschmerzen, Zahnschmerzen sowie Fieber und Gelenkschmerzen zugelassen und führt innerhalb von nur 30 Minuten zu einer deutlichen Schmerzlinderung. Der Wirkstoff weist nach Schweppe ein sehr gutes Nutzen-Risiko-Verhältnis auf, da die Substanz einerseits den Schmerz gut lindert und andererseits nur ein geringes Nebenwirkungspotenzial hat. Das zeigt sich nach den Worten des Mediziners schon daran, dass der Wirkstoff auch für Kinder ab sechs Jahren zugelassen ist.

Beim Menstruationsschmerz ist Ibuprofen (zum Beispiel Aktren®) nach Schweppe in puncto Schmerzlinderung sogar anderen Analgetika überlegen. Das zeigt eine Metaanalyse von 56 prospektiven, randomisierten und placebokontrollierten Studien. Dokumentiert wird in der Untersuchung, dass Ibuprofen eine rund 50-prozentige Schmerzreduktion innerhalb von 30 bis 60 Minuten bewirkt und damit im Test bei Regelschmerzen besser abschneidet als beispielsweise Diclofenac. Auch bei der Dauer der Wirksamkeit ist der COX-Hemmer überlegen. Denn Ibuprofen führt zu einer Reduktion des Schmerzscores von 75 Prozent über vier Stunden, wie Schweppe ausführte.

Er rät bei Regelschmerzen zunächst zur Einnahme einer Einzeldosis von 400 Milligramm Ibuprofen, wobei bei Bedarf alle vier bis sechs Stunden weitere 200 Milligramm eingenommen werden können, so dass die Tagesdosis bei 1,2 Gramm liegt.

Auch allgemeine Maßnahmen helfen

Doch nicht immer muss direkt zum Medikament gegriffen werden, auch allgemeine Maßnahmen lindern die Beschwerden während der Regel. Sie können außerdem die medikamentöse Behandlung unterstützen, berichtete Dr. Christine Klapp aus Berlin. Hilfreich sind nach ihren Worten Entspannungsübungen, welche nicht nur den Stress abbauen, sondern zugleich Verspannungen und Minderdurchblutungen vorbeugen. Es ist außerdem sinnvoll, die Lebensgewohnheiten umzustellen, das Rauchen aufzugeben, sich gesund zu ernähren und sich mehr zu bewegen. Daneben nannte die Medizinerin als Behandlungsmöglichkeit krampflösende Tees, zum Beispiel aus Johanniskraut, Pfefferminz und Gänsefingerkraut.

Mit Sport und Sex gegen den Schmerz

Vielen Frauen hilft es ferner, ein Entspannungsbad zu nehmen oder eine Wärmflasche auf den Bauch zu legen. „Wir ermutigen die Frauen außerdem, Sport zu treiben“, sagte Frau Klapp. Dadurch kann während oder kurz nach der sportlichen Aktivität die Blutung etwas verstärkt werden. Sie ist dafür jedoch meist einen halben bis einen Tag früher beendet und meist auch deutlich weniger schmerzhaft.

Wichtig ist nach Christine Klapp jedoch vor allem, dass Tabus mit Blick auf die Menstruation abgebaut werden. „Die Frauen sollen sich die Regel nicht schön reden“, meinte die Medizinerin. Doch sie sollen lernen, pragmatisch damit umzugehen. Dazu gehört auch, dass überkommene Wertungen und Vorurteile abgebaut werden. Das gilt zum Beispiel für das Thema Sexualität. Es spricht nach Angaben der Medizinerin nichts dagegen, während der Menstruation sexuell aktiv zu sein. Im Gegenteil. Durch Sexualität können die Beschwerden oft sogar gelindert werden, da die Durchblutung im kleinen Becken verstärkt wird und Verspannungen und Verkrampfungen abgebaut werden.

Christine Vetter

Merkenicher Strasse 224

50735 Köln

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