Leitartikel

Wir wollen Klarheit im System

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte Ulla Schmidt als Ministerin eingesetzt, um sich vor der Bundestagswahl Ruhe im deutschen Gesundheitswesen zu verschaffen. Das ist reichlich misslungen. Inzwischen vergeht kaum ein Tag, an dem nicht kritisch über die Versuche des Bundesgesundheitsministeriums, die Probleme in den Griff zu bekommen, berichtet wird. Ob Krankenhausreform, Arzneimittelsparpaket und „aut idem“, ob Disease-Management-Programme, erweiterter Risikostrukturausgleich oder Anhebung der Versicherungspflichtgrenze: Es fehlt nicht an schnell in die Diskussion geworfenen Lösungsvorschlägen, die Heilung versprechen, aber nur das Herumdoktern an Symptomen meinen.

Vieles davon wird verworfen, zu vieles aber auch umgesetzt. Diese gedanklichen Schnellschüsse erweitern dann die Reglementierungs- und Bürokratisierungsmaschinerie unseres Gesundheitssystems. Tausende von gesetzlichen Maßgaben und Verordnungen schaffen so ein planwirtschaftliches Labyrinth, in dem sich kaum noch jemand auskennt. Ziel dieser Veranstaltung ist die Rettung einer Systematik, die ihre innere Logik längst verloren hat. Leidtragende sind die Patienten, die eigentlich, so die inzwischen wohl allgemeine Übereinkunft, in Mündigkeit und Eigenverantwortlichkeit unser System nutzen sollten. Leidtragende sind aber auch wir Zahnärzte. Unsere Arbeitskraft wird immer mehr durch die erforderliche Befassung mit Gesetzen, Verordnungen, Regelungen und Kontrollen beansprucht.

Letztlich kann es aber nur um die intakte, vertrauensvolle Beziehung zwischen Patient und Zahnarzt gehen. Im gesamten System ist der Patient der beste Kontrolleur. Was er braucht, sind einfache Regelungen, Transparenz bei Leistungen und Kosten und persönliche Entscheidungsfreiheit. Genau das wollen wir mit dem von uns entwickelten System der Vertrags- und Wahlleistungen erreichen: Eigenverantwortlichkeit und Freiheit des Patienten in einem einfachen, durchschaubaren System.

Wir Zahnärzte stehen heute in einem Umfeld, das von den ständigen verzweifelten Rettungsversuchen des überreglementierten und überkommenen Gesundheitssystems geprägt ist. Und wir stellen immer wieder fest, dass man sich nicht ehrlich und offen mit unseren Forderungen auseinander setzt. Im Gegenteil wird nichts ungenutzt gelassen, uns öffentlich zu diskreditieren. Da wird über Qualität und Kostensparen gesprochen und uns im Rahmen der anstehenden Neubeschreibung der Zahnheilkunde von den Spitzen der Krankenkassen abgefordert.

Das ist eine verkehrte Welt: Deutschlands Zahnärzte bieten im internationalen Vergleich hervorragende Qualität. Und was das Kostendenken angeht, hat im ganzen Gesundheitssystem niemand so geringe Steigerungsquoten aufzuweisen wie wir Zahnärzte. Einen viel höheren Kostenschub weisen die Verwaltungen der Krankenkassen selbst auf. All das mutet eher wie Propaganda gegen eine Berufsgruppe an, die mit ihrem Gedankengut ins Schwarze getroffen hat. Man fürchtet die sicher nicht für alle bequemen Konsequenzen unserer Vorschläge.

Der von Ihren Delegierten am 22. und 23. Februar in Berlin gewählte neue KZBV-Vorstand ist angetreten, um in diesen Feldern für Klarheit zu sorgen. Unsere Arbeit als Zahnärzte gehört ins rechte Licht gerückt – in der Politik wie in der breiten Öffentlichkeit. Das ist eine Aufgabe, die uns wieder eine gute Grundlage für den Arbeitsalltag verschaffen soll, die aber über das singuläre Interesse unserer Berufsgruppe auch weit hinaus geht. Es geht gerade auch um die Interessen unserer Patienten, letztlich um die Zukunft unseres Gesundheitssystems.

Wir werden die in der Zahnärzteschaft entwickelten richtigen Ideen des Konzeptes „Vertrags- und Wahlleistungen“, die Forderung zur Einführung eines befundorientierten Festzuschusssystems und das Projekt einer Neubeschreibung der Zahnheilkunde in Anlehnung an die bisherige Arbeit der KZBV mit dem unserer Berufsgruppe gebührenden Selbstbewusstsein vorantreiben.

Diesen Forderungen fühlen wir uns verpflichtet, daran werden Sie uns künftig messen können.

Auf gute Zusammenarbeit.

Dr. Rolf-Jürgen LöfflerVorsitzender der KZBV

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