Per Post, Telefon und E-Mail

Gängige Abzockertricks

Deutschland ist ein Dorado für Anlagebetrüger. Anders als etwa in den USA, in Großbritannien, Frankreich oder in den Niederlanden darf sich hier jeder, der einen Gewerbeschein hat, ein Modell zur vermeintlich lukrativen Geldanlage ausdenken und praktizieren.

Scheitern diese Modelle, was meistens der Fall ist, muss der Geschädigte Betrug nachweisen, um seine Abzocker wenigstens juristisch bestrafen zu können. Das eingesetzte Kapital ist in aller Regel verloren – wohin auch immer es transferiert wurde. Eine Haftung der Schuldigen ist nicht vorgesehen. Am weitesten verbreitet sind immer noch die folgenden Tricks.

Terminspekulationen:Zumeist werden aus dem Telefonbuch (oder von der CD-ROM) aussichtsreiche Opfer angerufen. Man verspricht ihnen gigantische Spekulationsgewinne bei zeitkritischen Termingeschäften, wenn sie jetzt (!) einen bestimmten, „heißen“ Warentermin-Kontrakt kaufen. Das Geld, am besten ein Scheck, muss ganz schnell fließen, sonst sei die große Chance perdu. In Wirklichkeit aber wird das eingesammelte Geld nicht am Terminmarkt investiert.

Für immer verloren

Anfangs noch bekommen die Investoren getürkte Kontoauszüge und magere Gewinne überwiesen. Denn die Geköderten sollen Vertrauen gewinnen, unkritisch werden, um dann richtig große Summen einzusetzen. Die sind dann alsbald für immer verloren. Das steht auch im Kleingedruckten der unterschriebenen Geschäftsbedingungen. Nur wollen die Betrogenen das nicht glauben. Weil in solchen Fällen Betrug nur selten nachzuweisen ist, machen die Initiatoren nach einer inszenierten Insolvenz alsbald mit einer neu gegründeten Firma weiter. Wer auf die Überraschungsanrufe der Telefon-Haie eingeht, ist deren Überredungskunst nicht gewachsen und zumeist verloren. Hier hilft nur: Sofort auflegen, ohne auch nur mit einem einzigen Wort auf die Offerte einzugehen.

Immobilienbeleihung:Eine bezahlte Immobilie sei ja totes Kapital. Deshalb, so schwadronieren gerissene Anlagebetrüger, sei es doch ganz sinnvoll, das Objekt erneut mit zinsgünstigen Hypotheken zu belasten. Das so besicherte Darlehen lasse sich am Kapitalmarkt zu mindestens doppelt so hohen Renditen einsetzen, als an Sollzinsen zu zahlen sei. So winke ein Profit von 100 Prozent. Das klingt überzeugend. Der gutgläubige Immobilienbesitzer nimmt das gewünschte Darlehen auf, erteilt seinen finanziellen Henkern per Vollmacht die uneingeschränkte Erlaubnis, es am Kapitalmarkt einzusetzen. Aber nach ein paar Geldüberweisungen versiegt der Renditestrom. Die Darlehensverwerter melden sich nicht oder melden angeblichen Totalverlust. Kann der Betrogene sein Darlehen nicht bedienen, droht ihm die Zwangsversteigerung seiner bezahlten Immobilie.

Das Geschäft mit den Bankbürgschaften:Großbanken würden untereinander mit Bürgschaften handeln. Das aber sei illegal. Deshalb benötigten sie zur Tarnung das Kapital von Kleinanlegern, das in gebündelter Form als Bürgschaft fungiere und dabei gigantische Renditen abwerfe. Doch das Geschäft mit den so genannten Bankbürgschaften gibt es gar nicht, es ist eine Erfindung. Nach ein paar Renditezahlungen ist das eingesetzte Kapital verschwunden. Sogar ehrenwerte Anlageberater glauben an diesen Trick und sind verwundert, wenn kein Geld mehr fließt.

Die Nigeria-Connection:Bis nach Schwarzafrika hat sich herumgesprochen, dass die Deutschen ideale Raubopfer sind. Entweder per Brief, neuerdings immer öfter per E-Mail und verfasst in holperigem Englisch, kommt folgende Offerte ins Haus: Der Empfänger solle bitte das private Konto für eine Geldtransaktion in hoher Millionensumme zur Verfügung zu stellen. Ein hochrangiger nigerianischer Regierungsbeamter wolle auf diese Art Devisen außer Landes schaffen und verspreche dafür zehn (oder auch mehr) Prozent Provision. Die Angesprochenen können sich bereits im Kopf einen Millionenbetrag an Provision ausrechnen und gehen nicht selten auf das Angebot ein.

Kein Pardon

Dann aber tauchen die ersten Schwierigkeiten auf: Es müssen Unterprovisionen und Bestechungsgelder aufgebracht werden, die dem Devisenflüchtling vorgestreckt werden müssten. Sonst würde es nichts mit der Millionenprovision. Nicht wenige sind dann bereit, ohne jegliche Sicherheit hohe Summen einzusetzen, um doch noch in den versprochenen Genuss der Millionenprovision zu kommen.

Die Fantasie der Nigeria-Connection kennt keine Grenzen, aber auch kein Pardon. Es gab Betroffene, die angeblich den Präsidenten der nigerianischen Nationalbank direkt am Telefon hatten. Selbstverständlich sind die Vorschüsse verloren. Und wer sich erdreistete, seine Betrüger im Lande direkt aufzusuchen und zur Rede zu stellen (es waren betrogene Geschäftsleute darunter), fiel sogar handgreiflich unter die Räuber. jk

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.