Pathologischer Befund im Bereich eines Weisheitszahnes

Chondrosarkom als Ursache einer Weisheitszahnverlagerung

198141-flexible-1900

Kasuistik

Eine 29-jährige Patientin klagte seit vier Monaten über rezidivierende Schwellungen im Bereich des linken Tuber maxillae. Im Röntgenbild zeigte sich eine Osteolyse apikal und distal des Zahnes 27 (Abb. 1). Der Zahn 27 war nicht sensibel und deutlich gelockert. Der Zahn 28 war retiniert und im Vergleich zur Gegenseite nach cranial verlagert (Abb. 2). Bei der Extraktion des Zahnes 27 fiel dem Behandler auf, dass die knöcherne Alveole des Zahnes durch ein ungewöhnliches und derbes Gewebe ersetzt war, welches zur Auftreibung des Alveolarfortsatzes in diesem Bereich geführt hatte (Abb. 3). Statt der geplanten Osteotomie des Zahnes 28 wurde eine Probeexzision aus dem alveolären Gewebe in regio 27 durchgeführt und die Patientin zur Weiterbehandlung in unsere Klinik überwiesen. Die histologische Untersuchung des Gewebes zeigte das typische Bild eines Chondrosarkoms mit Knorpelstrukturen, ausgeprägten Kerngrößenschwankungen und zahlreichen Mitosen (Abb. 4). Diese Diagnose führte zur radikalen Resektion des Tumors unter Mitnahme des benachbarten Zahnes 26, des Kieferhöhlenbodens und des retinierten Zahnes 28 (Abb. 5 und 6).

Diskussion

Etwa zehn Prozent aller Chondrosarkome sind im Kieferbereich lokalisiert, wobei beide Geschlechter gleich häufig betroffen sind [Jundt und Prein, 2000; Prein et al., 1986]. Der Oberkiefer ist deutlich häufiger betroffen als der Unterkiefer [Neville et al., 2002]. Das häufigste klinische Symptom eines Chondrosarkoms im Kieferbereich ist eine schmerzlose Schwellung im Bereich des betroffenen Kieferabschnittes [Nissen et al., 1986; Jundt und Prein, 2000]. Daneben können aber auch Symptome wie Wundheilungsstörungen nach Zahnextraktion sowie Zahnstellungsänderungen auf das Vorliegen eines Chondrosarkoms hinweisen [Nissen et al., 1986; Neville et al., 2002]. Im vorliegenden Fall führte der maligne Tumor zur Verlagerung des retinierten Zahnes 28, wobei dieser Fall ein weiteres Beispiel für die Verknüpfung eines retinierten Weisheiszahnes mit einem pathologischen Prozess darstellt.

Besonders hervorzuheben ist hier die Veränderung der Gewebestruktur im Bereich der Extraktionsalveole, die den Behandler veranlasst hat, sofort eine Gewebeprobe zu nehmen. Nur durch diese Aufmerksamkeit wurde eine Verzögerung der adäquaten Therapie vermieden. Diese Therapie besteht in einer Resektion des Tumors im Gesunden, wie dies auch im vorliegenden Fall durchgeführt wurde. Metastasen sind selten und treten spät auf [Jundt und Prein, 2000; Neville et al., 2002].

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