Dankbarkeit als Lohn
„Ich habe mir geschworen, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben und Zähne nur im äußersten Notfall zu ziehen.“ Dr. Angelika Pankrath ist Zahnärztin, Mutter von zwei kleinen Kindern und arbeitet seit 1995 im Verein „Medizinische Nothilfe Albanien (MNA)“. Dort leitet sie das zahnmedizinische Projekt für Kinder, Behinderte und Senioren. Jedes Jahr fliegt sie mindestens zwei Mal für jeweils 14 Tage nach Albanien. Vor Ort betreut sie vor allem Kinder und von der Gesellschaft ausgeschlossene Minderheiten (zum Beispiel Zigeuner). Diese Einsätze gehören für sie zum medizinischen Berufsethos. Sie hält es für eine selbstverständliche Verpflichtung, dort zu helfen, wo ein Arzt gebraucht wird. Als die engagierte Zahnärztin 1995 das erste mal nach Albanien kam, sah sie „überall unvorstellbares Elend und Zustände, die ich niemals für möglich gehalten hätte“, erinnert sich Pankrath. Aufgrund der materiellen Not und dementsprechend mangelnder Ausstattung beschränkt sich die Zahnheilkunde in Albanien weitestgehend auf das Zähneziehen. „Diese elende, mittelalterliche Praxis wollte ich durchbrechen.“ Mit einfachen Mitteln behandelt die MNA vor Ort die Menschen, in den letzten Jahren richtet sich der Fokus immer mehr auf die Prophylaxe bei Kindern. Mit viel Geduld und guten Tipps kämpft die engagierte Berlinerin für eine bessere Mundgesundheit. Sie geht in Schulen, Kindergärten und besucht Zigeunerkinder auf der Straße. 300 bis 350 Kindermünder kann sie bei einem zweiwöchigen Einsatz schaffen. Und damit die Zähne gesund bleiben, hat sie noch einen guten Tipp parat: Wenn das Geld nicht für Zahnpasta reicht, kann man sich die Zähne auch mit Salz putzen.
Hilfe für Kubas Zahnmedizin
Seit fünf Jahren engagiert sich der Verein „Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba“ für eine Verbesserung der zahnärztlichen Versorgung auf der karibischen Zuckerinsel. Es bestehen Kontakte zur Zahnklinik Heroes de Giron sowie zur zahnmedizinischen Fakultät in Havanna. Die Hilfe geht jetzt bereits in das fünfte Jahr und die Freundschaftsgesellschaft bittet auch in diesem Jahr nicht nur um Geld-, sondern auch um Sachspenden: Amalgamrüttler, Desinfektionsmaterial, Behandlungsbesteck sowie weiteres, gut erhaltenes gebrauchtes zahnmedizinisches Gerät werden gesucht und können in Kuba noch viel leisten.
Einsatz im SOS-Kinderdorf
In der Gemeinde Lauro de Freitas, Brasilien, leben derzeit 80 Prozent der Bevölkerung unter einer Einkommensgrenze von umgerechnet 88 Euro im Monat. Hier hat die „Aktionsgemeinschaft Zahnarzthilfe Brasilien e.V.“ ihren neuen stationären Einsatzort in einem SOS-Kinderdorf. Die zahnärztliche Behandlung bezieht neben den Kindern des SOS-Kinderdorfes auch Slumbewohner, Indiostämme und alle Bevölkerungsgruppen in Brasilien mit ein, die unter dem Existenzminimum leben und keinen unmittelbaren Zugriff zum staatlichen Gesundheitswesen haben. Aufgrund der sehr hohen Anzahl von Kindern am Einsatzort, plant der 1. Vorsitzende der AZB, Dr. Ulrich Wagner, gemeinsam mit dem Vorstandsmitglied Dr. Gerd Pfeffer, der vor Ort lebt, noch in diesem Jahr die Einrichtung von regelmäßigen Kursen zu Zahnpflege und Prophylaxe.
Im Besitz des Vereins befindet sich auch ein so genanntes Dentomobil, mit dem einmal jährlich mit größeren Zahnarztteams mobile Einsätze bei Indiostämmen im mittleren Westen Brasiliens gefahren werden. Der mildtätige Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, den Ärmsten der Armen vor Ort direkt zu helfen. Seit 1991 haben über 100 deutsche Zahnärzteteams deshalb ihren Urlaub für einen kostenlosen Hilfseinsatz geopfert.
Recife bekommt achte Station
Das Zahnärztliche Hilfsprojekt Brasilien e.V. ist eine private Initiative deutscher Zahnmediziner, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Straßen- und Armenkindern aus brasilianischen Favelas unbürokratisch humanitäre Hilfe zu leisten. In den letzten 14 Jahren hat das Zahnärztliche Hilfsprojekt Brasilien (ZHB) sieben Behandlungsstationen rund um die Millionenstadt Recife im Nordosten Brasiliens eingerichtet. Neben Zahnärzten bestehen die Behandlerteams hauptsächlich aus Studierenden der Zahnheilkunde im klinischen Studienabschnitt. Als anerkannte Famulaturstelle des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) versteht sich das Zahnärztliche Hilfsprojekt Brasilien e.V. auch als Initiative zur Förderung der außeruniversitären Ausbildung deutscher Zahnmedizinstudenten.
2002 waren in Recife 49 zahnärztliche Behandler tätig, so viele wie noch nie in einem Jahr. Für 2003 sind bereits 40 fest angemeldet, weitere Freiwillige sind stets willkommen (Kontaktadresse siehe Leserservice-Kupon am Ende des Heftes). Aufgrund der hohen Resonanz und der stetig wachsenden Bereitschaft deutscher Zahnärzte, einen „Urlaub“ im Hilfsprojekt zu verbringen, wird in diesem Sommer eine neue Behandlungsstation besetzt. Dabei kann das Projekt auch weiterhin auf die Unterstützung der bayerischen Landeszahnärztekammer bauen, die die Verwaltungskosten für das Projekt trägt und mit dem alljährlichen Benefiz-Golfturnier der bayerischen Zahnärzte auch tatkräftig Spendengelder organisiert.
Missionsklinik in Guadalupe
Ecuador gehört zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. Auch durch die Währungsumstellung des Landes auf US-Dollar konnte die galoppierende Inflation in dem kleinen südamerikanischen Land nicht aufgehalten werden. Die Menschen leben in ärmlichen Verhältnissen und können sich einen Zahnarztbesuch häufig nicht leisten. 2001 hat der Österreicher Pater Georg Nigsch auf dem Gelände der katholischen Mission in dem kleinen Ort Guadalupe im Südosten Ecuadors eine kleine Klinik gebaut, die auch zwei zahnärztliche Behandlungsräume beherbergt. Der zahnmedizinische Teil dieses Projekts wird von dem deutschen Verein „Förderkreis Clinica Santa Maria e.V.“ unterstützt. Von Januar bis April 2002 half Dr. Mark Vongerichten beim Aufbau der Zahnstation. Nach schleppendem Beginn – die Einheimischen beäugten die Klinik zunächst nur aus der Ferne – wuchs der Strom der Patienten von Tag zu Tag. Für Vongerichten war der Aufenthalt ein voller Erfolg: „Die Dankbarkeit der Menschen und ihre Geduld sind eine sehr schöne Erfahrung.“ om