Treffen der Länder-Pressereferenten

So managed man eine Krise

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Zum alljährlichen Treffen der Pressevertreter der einzelnen Landeszahnärzte- beziehungsweise Bezirkszahnärztekammern und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen reisten die Pressesprecher und Redaktionsmitglieder sowie einige für die Pressearbeit zuständige Standespolitiker diesmal nach Hamburg, um gegenseitige Erfahrung auszutauschen und Synergien zu schaffen Das macht die Dienstwege kurz und ist der Sache dienlich, denn alle haben nur eine Sache im Sinn: die deutsche Zahnärzteschaft. Und wie man „Krisen-Pressearbeit“ richtig macht, wurde in verschiedenen Seminaren geübt

7.00 Uhr früh...Die Nachrichten laufen. Etwas Politik, etwas Wirtschaft, dann kommt es: „Zahnärzte.....!“ Das Wort lässt mich aufschrecken. Ich stelle lauter, bekomme aber nur noch den Rest des Satzes mit. „Skandal“. Dieses Wort sitzt!

Ein Griff zur Fernbedienung. Das Morgenmagazin sendet seine News und ... ich muss mich setzen. Die deutschen Zahnärzte haben wieder „ein Ding an der Backe“, wie wir Journalisten so flaps sagen.

Ein schneller Anruf beim Sender, Gott sei Dank hat der Redakteur, den ich vom Kölner Journalistenstammtisch gut kenne, heute Frühdienst und ich seine Durchwahl im Kopf. Er verspricht, mir die Agenturmeldung gleich auf mein Fax nach Hause und in die Redaktion zu senden. Doppelt hält besser! Während ich in meine Kleider springe, hole ich meinen Kammerpräsidenten aus dem Bett (ungern zwar, aber das muss heute sein!). Mein Kollege erhält den Auftrag, einen Bus früher zu nehmen. Kein Kaffeestopp am Kiosk! Heute nicht.

Alle funktionieren. Welch ein Glück!

In der Redaktion habe ich schon die erste Meldung auf dem Tisch, recherchiere im Internet bei den überregionalen Tageszeitungen. Die „Bild“ hat schon ihre Meinung gebildet, die Frankfurter Kollegen schätze ich nicht nur heute dafür, dass sie doch wohl noch etwas genauer nachrecherchieren.

Ich brauche Meinungsbildner! Einer meiner treuesten Wissenschaftler auf dem Fachgebiet, um das es heute geht, steht zwar schon im 0.P. am Tisch, kann aber kurz raus und helfen. Er verweist mich an einen ebenso redegewandten und fachlich versierten Kollegen, denn der Präsident der Fachgesellschaft, die heute zuständig wäre, ist in den USA auf Vortragsreise – hatte er mir noch kurz vor seinem Abflug erzählt. Also weitersuchen.

Inzwischen ist das Telefon im Dauerstress. Alles Zahnärzte, Patienten, die den Skandal bestätigt haben wollen und natürlich Journalisten, die auf der Suche nach einer tollen Story sind.

Eine Stunde später...Die Vorstände sind alarmiert, eine Telefonkonferenz mit den wichtigsten Köpfen beginnt. Der Kaffee für die Pressekonferenz um elf Uhr ist bestellt.

Zwei Stunden später...Unsere aktuelle Pressemeldung kommt noch warm aus dem Drucker. Parallel geht sie gerade über den Satelliten.

Die Bundeszahnärztekammer (oder bei regionalen Ereignissen die Länderkammern) sowie die KZVen rollen das übliche Krisenprogramm ab.

Ein Programm macht Schule

Es ist wie bei einem lebensbedrohlichen Notfall in der Zahnarztpraxis. Etwas was mehrmals genau durchdacht und geübt wurde, läuft ab wie im Schlaf und sitzt. So sollte es sein. Und damit es so oder ganz ähnlich wie oben beschrieben abläuft, haben sich die etwa sechzig Vertreter der zahnärztlichen Standespresse zwei Tage lang mit Krisenmanagement beschäftigt.

Machen doch immer wieder Pressemeldungen Furore wie wir sie aus den letzten zwanzig Jahren kennen. War es das böse Amalgam aus der Monitorsendung von Herrn Bednarz und Dr. Krone-Schmalz, das Natriumlaurylsulfat in Zahnpasten, die Kompositfüllung die Östrogen aussendet, oder der asiatische Zahnersatz, der falsch abgerechnet wurde. Meldungen wie diese kennen wir alle, werden immer wieder mal damit konfrontiert. Aber wichtig ist, richtig und mit einer Stimme zu reagieren, nichts übereilt an die Medien zu geben und vor allem, einen Krisen-Strategie-Plan in der Tasche zu haben, der im Ernstfall funktioniert. Nach einem Grundsatzvortrag von Professor Dr.

Andreas Wrobel-Leipold, Professor für Medienmanagement an der Hochschule Mittweida, lernten beziehungsweise repetierten die Anwesenden die wesentlichen Gesichtspunkte zu solch einem Fall, der den normalen Tagesablauf vollständig aus der Bahn wirft.

“Polikliniken haben in sozialistischen Strukturen bewiesen, dass dieser Weg kein erfolgreicher ist“

Dieter Krenkel 

In verschiedenen Seminaren mit weiteren Referenten wie Werner Krainz, Geschäftsführer von Ogilvy & Mather in Düsseldorf, und Rüdiger Sommerling vom Westdeutschen Rundfunk trainierten die Teilnehmer für den Ernstfall. Es wurden Interviews simuliert, schnelle Handlungspläne erstellt und vieles mehr.

Ein echtes Notfall-Training also. Für den nächsten Krisenfall, denn Zahnärzte sind oft und auch eigentlich gerne im Fokus von Journalisten. Aber lieber im positiven Rampenlicht und dieses auf die Habenseite zu bugsieren, dafür sind wir und unsere Kollegen da.

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