Weltgesundheitstag 2003

Umwelt macht Kinder krank

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Heftarchiv Gesellschaft
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„Gesunde Umwelt – gesunde Kinder“ lautete das Motto des diesjährigen Weltgesundheitstages, der am 7. April traditionell von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgerufen wird. Wichtigste Botschaft: Kinder reagieren weitaus empfindlicher als Erwachsene auf negative Umwelteinflüsse.

Insgesamt fünf Millionen Kinder im Alter bis zu 14 Jahren sterben jedes Jahr an Krankheiten, die durch Umweltgefahren ausgelöst wurden, vermeldete die Weltgesundheitsorganisation anlässlich des Weltgesundheitstages in Genf. Ganze 40 Prozent dieser Erkrankungen entfielen auf Kinder unter fünf Jahren – also auf zehn Prozent der Weltbevölkerung. 

Dabei hätte sich in den Entwicklungsländern wenig getan: Schuld an Krankheit und Tod seien weiterhin vor allem die mangelhaften hygienischen Lebensbedingungen. Dagegen zählten in den Industrieländern Asthma und Allergien inzwischen zu den Umweltkrankheiten Nummer eins. So hätten in den meisten europäischen Ländern die Asthma- Symptome bei Kindern von Mitte der 70er bis Mitte der 90er Jahre um 200 Prozent zugenommen – im Schnitt leide dort jedes zehnte Kind an Atemwegsproblemen. Häufigste umweltbedingte Auslöser: Hausmilben, Haustiere, Zigarettenrauch und Kochdünste.

Geringe Kindersterblichkeit

In Deutschland habe sich die Gesundheit von Kindern seit dem Jahr 1900 aber drastisch verbessert, berichtete das Berliner Robert Koch-Institut (RKI). Starben früher beispielsweise noch 210 Säuglinge von 1 000, seien es heute höchstens fünf. Trotzdem gäbe es auch hier zu Lande noch gravierende Gesundheitsprobleme. Übergewicht und Haltungsschäden infolge mangelnder Bewegung, aber auch Lärmbelästigung und Stress werden von Gesundheitsexperten aus Wissenschaft und Praxis zunehmend als Umweltbelastungen erkannt. Viele Kinder klagten bereits unter „Freizeitstress“, bestätigte auch die Techniker Krankenkasse. Ein prall gefüllter Kalender mit Musik- und Sportterminen ließe keine Zeit mehr für spontane Verabredungen. Gerade übertriebenes Leistungsdenken seitens der Eltern könne die Kinder stressen.  

Nicht nur für Kinder seien Kinderkrankheiten ein ernst zu nehmendes Thema: Bei vielen Erwachsenen liege die Ursache ihrer Erkrankung bereits in der Kindheit begründet. Das erklärte Bundessozialministerin Ulla Schmidt (SPD) anlässlich der deutschen Veranstaltung zum Weltgesundheitstag im Haus der Geschichte in Bonn. Schmidt machte klar, dass die Kindergesundheit die Basis bilde für eine Gesundheitspolitik, mit der ein finanzierbares Gesundheitssystem erhalten werden könne. Auch krankheitsauslösende Umweltfaktoren müssten daher in Zukunft stärker beachtet werden.  

Gründe für das erhöhte Krankheitsrisiko von Kindern gibt es nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums viele: Im Verhältnis zum kleinen Körper sind Hautoberfläche größer und Atemminutenvolumen höher, der Stoffwechsel läuft auf Hochtouren und nimmt deswegen mehr Schadstoffe auf, das Immunsystem arbeitet dagegen erst mit „halber Kraft“ – insgesamt eine lange Liste an Faktoren, die Kinder zu „unfreiwilligen Seismografen“ für Umweltrisiken machten.

Ärmere Kinder: weniger fit

Eine gesunde Lebensweise stehe allerdings auch im Zusammenhang mit der sozialen Lage: Kinder aus ärmeren Familien zeigten deutlich größere Gesundheitsdefizite. Besonders auffällig seien vermehrte Koordinations- und Sprachstörungen. Niedrigere Durchimpfungsraten und der daraus resultierende schlechtere Präventionsschutz bei den betroffenen Kindern machten der Ministerin in dem Zusammenhang ebenfalls zu schaffen.  

Mit einer groß angelegten Studie wollen das RKI, das Bundesgesundheits- und das Bundesforschungsministerium die Gesundheit von Kindern in Deutschland untersuchen. Von Mai 2003 an sollen bis zu 20 000 Kinder und Jugendliche befragt werden.

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