Akademietag der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe

Ein ungewöhnlicher Einsatz der Feuerwehr

Es war ein ungewöhnlicher Einsatz der Feuerwehr Münster bei der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe (ZÄKWL): Ein Rettungswagen fuhr Auf der Horst 29 vor, doch handelte es sich in diesem Fall nicht um einen Notfall, sondern um die Erprobung von Notfallsituationen für die Teilnehmer des 6. Akademietages am 17. Juli 2004.

Neben Workshops bot der Akademietag den rund 300 Teilnehmern einen fundierten Einblick in die Notfallmedizin. Bei der Eröffnung verwies Akademieleiter und ZÄKWL-Vorstandsreferent Dr. Klaus Befelein darauf, dass die Zahnärzteschaft seit Jahrzehnten Fortbildung auf hohem fachlichen Niveau fördert – auch für die ZahnMedizinischen Assistenzberufe. Die Vorteile einer freiwilligen Fortbildung gegenüber Zwangsfortbildungen durch staatliche Reglementierungen lägen klar auf der Hand, schließlich wüssten die Zahnärzte ebenso wie die Mediziner selbst am besten, in welchem jeweils aktuellen Bereich fortgebildet werden müsse. Dabei werde verstärkt Wert auf die Schnittstellen zwischen den medizinischen Fachgebieten gelegt. Auch der Bereich der Notfallmedizin stelle eine solche Schnittstelle dar, dessen Herausforderungen sich die Kolleginnen und Kollegen täglich in ihren Praxen stellten.

Dass das nicht immer so war, bewies Dr. Ilona Marz vom Institut für Geschichte der Medizin in Berlin, als sie eine Reise in die Vergangenheit unternahm und über einen „Todesfall in Narkose“ im Jahr 1849 in Berlin berichtete.

Von den damaligen Komplikationen im Bereich der Lokalanästhesie ging es in den Vorträgen von Professor Dr. Gerhard Wahl, Klinik für zahnärztliche Chirurgie, Bonn, und Dr. Dr. Matthias Kelker, MGK-Chirurgie Münster, zurück in das 21. Jahrhundert. Ausgestattet mit großen Erfahrungswerten aus Notfallsituationen vermittelten sie den Teilnehmern eindrucksvoll, dass es im zahnärztlichen Praxisalltag durchaus schnell zu lebensbedrohlichen Vorfällen kommen kann und wie darauf richtig reagiert werden sollte. Im Anschluss ging es um die zahnärztliche Notfallmedizin unter forensischen Gesichtspunkten. Professor Dr. Dr. Ludger Figgener, Klinik für Zahnärztliche Prothetik, Münster, erinnerte die Teilnehmer an die sorgfältige Dokumentationspflicht: „Alles, was gesichert werden kann, sollte auch gesichert werden.“ Im Hinblick auf spätere Probleme sei es sehr wichtig, dass sich der behandelnde Zahnarzt im Notfall selbst um den Patienten kümmere und ihn unter Umständen weiter verweise.

Vorbeugen

Damit es gar nicht erst soweit kommt, sollte genaues Augenmerk auf das Erkennen, Behandeln und Vorbeugen lebensbedrohlicher Situationen gelegt werden. Dazu hielt Dr. Oliver-Müller-Klönne, Anästhesiologie, Kliniken Essen-Mitte, Essen, einen Vortrag. Die dafür zweifellos notwendige Ausrüstung in der zahnärztlichen Praxis und notfallmedizinische Fortbildung beleuchtete Professor Dr. Dr. Udo Fritzemeier, MKG-Chirurgie, Düsseldorf, indem er ausführlich den „Zahnarzt als Ersthelfer“ darstellte.

Damit in einer Notfallsituation auch der notwendige intravenöse Zugang ohne Schwierigkeiten gelegt werden kann, übten die Teilnehmer diesen an einem Phantomarm in der Akademie. Das (Kunst)Blut floss im günstigsten Fall schon beim ersten Einstich in die Phantomvene, die es erst einmal zu finden galt. Das war gar nicht so einfach und rief bei dem ein oder anderen eine gewisse Nachdenklichkeit hervor: „Wir machen das einfach in der Praxis zu selten, müssen es wirklich regelmäßiger üben, damit es im Notfall auch möglichst schnell geht.“

Grundlagen der Reanimation und der Ersten Hilfe waren für Zahnärzte und ihre Praxismitarbeiterinnen weitere Trainingsstationen ebenso wie das Beherrschen überraschender Blutungen bei OP´s in der Mundhöhle.

Da Fortbildung am Akademietag auch für die ZahnMedizinischen Assistenzberufe geboten wird, ließ es sich die ZÄKWL nicht nehmen, den prüfungsbesten ZahnMedizinischen Fachangestellten Anerkennung für deren Leistung auszusprechen und sie über die Möglichkeiten weiterer Fortbildungen und Aufstiegsfortbildungen zu informieren. Der zuständige Vorstandsreferent der ZÄKWL, Dr. Bernhard Reilmann, ermutigte die Frauen, stets das Beste aus ihren Chancen herauszuholen und dabei fest an sich zu glauben. Dorothee Neuhoff, Dipl. Dentalhygienikerin (DH) und Seminarleiterin bei der ZÄKWL, vermittelte den Prüfungsbesten einen intensiven Überblick hinsichtlich ihrer beruflichen Zukunftsperspektiven.

Barbara Moellers-MiddendorfZahnärztekammer Westfalen-LippeAuf der Horst 29, 48147 Münster

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