Geldanlage: Die Lebensversicherung wird fällig

Im Geldregen

154 Millionen Euro zahlen die Lebensversicherer Tag für Tag an ihre Kunden aus. Dabei können es je nach Vertrag mal 20 000 Euro aber auch mal eine Million sein, über die der Empfänger auf einmal verfügt. Viele fragen sich erst dann: wohin mit dem Geld? Möglichkeiten, das Ersparte zu nutzen oder weiter für sich arbeiten zu lassen, gibt es viele. Sogar sehr viele. Da ist es hilfreich, die Wichtigsten zu kennen, um die richtige Entscheidung treffen zu können.

Ganz unverhofft kommt der neue Reichtum ja selten, wenn eine Lebensversicherung ausgezahlt wird. Die Versicherungsgesellschaft kündigt die Überweisung meist ein paar Monate vorher an.

Lockvögel

Und zusammen mit der frohen Botschaft schickt sie auch gleich die entsprechenden Angebote, wie der Kunde sein Erspartes weiterhin – mehr oder weniger lukrativ – bei dieser Gesellschaft anlegen kann. Sie bieten Verträge für eine Rentenversicherung, Sparpläne für Investmentfonds oder Tagegeld.

Auch die Hausbank des Kunden, die jahrelang die regelmäßigen Überweisungen an die Versicherung ausgeführt hat, bekommt mit, wann ein Vertrag fällig ist. Deshalb flattern entsprechend auch die Angebote der Bank ins Haus. Da gibt es Inhaberschuldverschreibungen und Aktiendepots; oder die hauseigene Vermögensverwaltung wird angepriesen. Im Grunde wollen die Banken genau das Gleiche wie die Kollegen von der Konkurrenz, den Versicherungen: Sie wollen an ihrem Kunden möglichst viel Geld verdienen.

Kühler Kopf tut not

Da heißt es für den viel Umworbenen zunächst, einen kühlen Kopf zu bewahren.

Auf keinen Fall darf man jetzt dem Drängen der Versicherungen und Banken nachgeben und auf eines oder mehrere Angebote sofort eingehen. Am sichersten ist es, das Geld erst einmal günstig zu parken und dann weiterzuschauen. Als Parkplatz eignen sich gut verzinste Tagesgeldkonten, wie die der Internet- Banken DiBa und comdirect oder der Autobanken BMW, VW oder Daimler Chrysler. Dort kassiert der Kunde Zinsen fürs Geld, kann jederzeit sein Geld ohne Zinsverlust wieder abheben und bis dahin seine Anlagestrategie planen. Um die zu finden, ist es hilfreich, vorab die persönliche Situation zu überdenken. Deshalb ist eine Bestandsaufnahme fällig, bei der man sich die folgenden Fragen ehrlich beantworten sollte:

• Steht Geld genug auf dem Sparbuch für unvorhergesehene Ausgaben zur Verfügung? Vier bis fünf Monatseinkommen sollten es schon sein.

• Müssen noch ein oder mehrere Kredite zurückgezahlt werden? Diese Anlage lohnt sich am meisten. Die Sollzinsen liegen deutlich über den Habenzinsen!

• Wie setzt sich das Vermögen zusammen? Gibt es vielleicht zwar eine Immobilie aber keine Anlagen in Wertpapieren oder umgekehrt?

• Wieviele Jahre sind es noch bis zur Pension? Soll mit dem Geld das monatliche Alterseinkommen aufgebessert werden? Oder braucht der angehende Pensionär noch eine sichere Rücklage für alle Fälle? Je nach Anlagedauer eignen sich verschiedene Anlageformen.

• Soll ein Teil des Geldes oder vielleicht sogar alles schon steuergünstig an die Kinder vererbt beziehungsweise geschenkt werden?

• Vielleicht steht ja jetzt die längst erträumte Weltreise an oder ein anderer bislang zu teurer Wunsch kurz vor der Erfüllung? Dann bleibt eventuell nur ein kleiner Rest der Summe als Anlagepotential übrig.

Wichtig ist jetzt: in Ruhe überlegen, dann entscheiden! Wer noch in den Vierzigern ist und eine größere Summe ausbezahlt bekommt, kann sich eher an risikoreichere Anlagen herantrauen als jemand, der kurz vor der Pensionierung steht und mit dem Geld sein Monatseinkommen als Pensionär aufbessern will.

Die Rente, ganz privat

Monatliche Bezüge ermöglicht zum Beipiel die private Rente. Das Angebot der auszahlenden Versicherung lautet sicherlich auf den Abschluss einer Rentenversicherung. Dabei zahlt der Kunde einmalig einen hohen Betrag ein und erhält monatlich eine private Rente ausgezahlt.

So gibt es beispielsweise für die einmalige Zahlung von 50 000 Euro monatlich knapp 300 Euro. Die Höhe errechnet sich aus der Höhe der eingezahlten Summe, der garantierten Mindestverzinsung und einer möglichen Überschussbeteiligung.

Auch wer nicht sofort in Pension gehen will, kann in eine private Rentenversicherung einzahlen und einen späteren Termin für den Beginn der Auszahlung festlegen.

Der Vorteil einer privaten Rentenversicherung liegt auf der Hand: die lebenslange Zahlung ist garantiert. Bei einer dynamischen Rente steigen die Zahlungen gemäß der Inflationsrate. Auch steuerlich ist die private Rente nicht uninteressant. Von den Zahlungen muss ab dem 65. Lebensjahr nur der so genannte Ertragsanteil versteuert werden und der liegt mit 65 Jahren bei 27 Prozent.

Der große Nachteil: Die Hinterbliebenen sehen von dem nicht ausgezahlten Rest normalerweise keinen Cent. Absichern lassen sich die Angehörigen aber über die Vereinbarung einer Garantiezeit. Dann bekommen sie nach dem Tod des Versicherten wenigstens eine Zeit lang – meist fünf Jahre – die Monatsrenten weiter ausgezahlt – allerdings mit Abschlag.

Die Rendite einer privaten Rentenversicherung ist nicht besonders attraktiv. Sie lohnt sich nur dann, wenn das Pensionärseinkommen regelmäßig aufgebessert werden muss.

Ausgezahlt – nach Plan!

Eine Alternative zur Privaten Rente ist der Auszahlplan: Mehr Rendite als die private Rentenversicherung versprechen Auszahlungspläne der Banken und Fondsgesellschaften. Dabei kann der Kunde wählen, in welche Anlage sein Geld fließen soll. Um eine sichere monatliche Zahlung planen zu können, sollte man darauf achten, dass die Anlage keinen allzu großen Schwankungen unterliegt.

Geeignet sind daher vor allem konservative offene Immobilienfonds. Sie legen das Vermögen zum Beispiel in Bürohäusern oder Einkaufszentren an. Sie beteiligen sich an Grundstücksgesellschaften und dürfen einen Teil in festverzinsliche Wertpapiere investieren. Die Fondsrichtlinien schreiben eine breite Risikostreuung vor: So muss das Fondsvermögen mindestens zehn verschiedene Immobilien aufweisen, meist sind es sogar 50 bis 100.

Der Auszahlplan funktioniert nun so: Der Anleger investiert eine bestimmte Summe in einen Fonds, zum Beispiel 200 000 Euro. Rentiert der Fonds mit sechs Prozent, so könnte sich der Anleger jährlich 12 000 Euro, also 1 000 Euro im Monat auszahlen lassen, ohne dass sein eingezahltes Kapital angegriffen wird. Voraussetzung bleibt natürlich, dass die Wertentwicklung konstant bleibt.

Allerdings sind auch bei Immobilienfonds Verluste nicht ausgeschlossen. Diese Rechnung geht nur dann auf, wenn der Anleger den teuren Ausgabeaufschlag von fünf Prozent – in diesem Fall 10 000 Euro – extra berappt. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, mindestens fünf Jahre lang an dieser Investition festzuhalten, da dieser Aufschlag sonst kaum ausgeglichen werden kann.

Im Vergleich zur privaten Rentenversicherung bleibt der Anleger flexibel und kann jederzeit über das Geld verfügen. Er muss sich nicht vertraglich auf Jahre festlegen. Der Vertrag kann jederzeit aufgelöst werden und vor allem: den Erben bleibt das Geld erhalten!

Wenig ergiebig allerdings sind die Auszahlpläne der Banken. Es gibt sie in zwei Varianten: Ohne Kapitalverzehr zahlt die Bank monatlich einen Betrag entsprechend der Zinsen, die sie gutschreibt. Diese dürften zurzeit eher mager ausfallen. Ein Beispiel: 200 000 Euro auf 15 Jahre festgelegt bringen bei einer jährlichen Verzinsung von 2,50 Prozent eine Monatsrente von nur 417 Euro. Wer das Kapital mit aufbraucht bekommt über 15 Jahre monatlich 1 331 Euro.

Angelegt – aber sicher!

Auch wer sich nicht unbedingt zu den Sicherheitsfanatikern zählt, tut gut daran, einen Teil der ausgezahlten Summe in risikoarmen Zinspapieren anzulegen. Denn schließlich hat man nicht Jahr für Jahr gespart, um alles auf einen Schlag aufs Spiel zu setzen.

Am sichersten sind die hauseigenen Produkte der Genossenschaftsbanken und Sparkassen.

Der Grund: Sie können nicht Pleite gehen. Bei Privatbanken sieht das anders aus. Die eigenen Anleihen sind so gut wie die Bank. Es gibt kein gesondertes Sicherungssystem, das im Pleitefall einspringt und die Kundenverluste ausgleicht. Bei den großen Instituten, wie der Deutschen Bank, rechnet auch niemand mit einer Insolvenz. Bei kleineren Häusern kommt das gelegentlich vor.

Als sicher gelten auch die Anleihen führender Industriestaaten. Dazu gehören selbstverständlich die Zinspapiere des Bundes. Da sie in Euro ausgestellt sind, gibt es kein Währungsrisiko. Und sogar die Kaufgebühren sind niedriger als bei ausländischen Werten.

Allerdings sind die Zeiten für Anleihen derzeit eher schlecht. Die Zinsen sind extrem niedrig und die Papiere daher wenig attraktiv. Vor allem sollte man auf keinen Fall alles Geld in eine Anleihe stecken. Besser ist es, verschiedene Papiere mit unterschiedlichen Laufzeiten auszuwählen. Das ist besonders ratsam, wenn man nicht weiß, ob die Zinsen in absehbarer Zeit steigen oder fallen. So empfehlen die Experten von der Zeitschrift „Finanztest“ zum Beispiel eine Summe von 50 000 Euro auf zehn verschiedenen Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten zu verteilen. Der Vorteil für den Anleger: Er profitiert, egal wie die Zinsen sich entwickeln. Denn jedes Jahr wird ein Papier fällig und das Geld kann entsprechend der aktuellen Zinssituation neu angelegt werden. Außerdem lassen sich die Anleihen jederzeit wieder verkaufen und das Geld in andere Anlageformen verlagern. Das empfiehlt sich, wenn zum Beispiel die Zinsen steigen und deshalb die Kurse der niedrig verzinsten Papiere fallen. Allerdings verursacht ein so flexibel gehaltenes Depot auch Kosten. Wer sich nicht ständig selbst um die Anlagen kümmern will, investiert besser stattdessen in verschiedene gut gemanagte Euro-Rentenfonds.

Adrenalin gefällig?

Wer bereits über beruhigende Rücklagen verfügt, müsste eigentlich einen Teil der ausgezahlten Versicherungssumme in Aktien anlegen. Denn bei keiner anderen Anlageform sind die Renditechancen so hoch wie hier. Das zeigt auch die Statistik. So legten während der letzten 20 Jahre die Aktienmärkte in Europa jährlich um durchschnittlich 10,5 Prozent zu. Und das trotz der großen Krisen und Baissen.

Diese Zahl zeigt aber auch, dass man als Aktionär viel Zeit und Geduld – mindestens zehn Jahre – und genügend Spielgeld mitbringen muss. Ein Depot sollte aus etwa fünf bis sieben Einzelwerten bestehen. Die Mindestsumme für die erste Investition beträgt 2 500 Euro, mehr ist besser. Doch vor dem Kauf heißt es, genügend Informationen über die interessanten Werte einzuholen. Dabei darf man sich auf keinen Fall auf so genannte Geheimtipps von Freunden und auch nicht von Bankberatern verlassen. Informationen über die Firmen gibt es im Internet und in den Wirtschaftblättern „Handelsblatt“ und „Financial Times Deutschland“ sowie in seriösen Magazinen, wie „Börse online“, „Capital“, „Wirtschaftswoche“ oder „Focus Money“. Am Ende gibt die eigene Meinung über einen Börsenwert den Ausschlag.

Wie hoch der Anteil der Aktien im Depot sein sollte, hängt ganz von der Mentalität des Anlegers ab. Kaum jemand wird sein ganzes Geld in Anteilscheine stecken. Wer mehr Mut zum Risiko mitbringt und genügend Geld übrig hat, hält ein größeres Aktienportefeuille als jemand, der gern auf Nummer sicher geht. Diejenigen, die ihr Augenmerk auf andere Dinge als auf ihre Anlagen richten wollen, haben die Möglichkeit in Aktienfonds zu investieren. Wer sich dabei auf die gut gemanagten Fonds, die in Europa oder international anlegen, konzentriert, macht nichts falsch. Anders als bei einzelnen Aktien sind die Fonds breit gestreut, so dass die Kursrisiken minimiert werden. Die Renditechancen sind meist entsprechend niedriger.

Auf Immobilien bauen

Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden hat selten mit finanziellem Kalkül zu tun. Vielmehr sorgt die Tatsache, in Haus oder Wohnung schalten und walten zu können wie man will, für ein starkes Wohlgefühl. Zudem gilt der Immobilienbesitz immer noch als lukrative Altersvorsorge. Als Pensionär mietfrei und bequem zu wohnen, trägt im Alter erheblich zur Zufriedenheit bei und das Konto wird geschont.

Ein paar Voraussetzungen sollten beim Kauf der Immobilie jedoch erfüllt sein. Muss zum Beispiel ein Teil des Kaufpreises finanziert werden, sollte der Kredit bis zum Pensionsalter zurückgezahlt sein. Zudem braucht man auch später genügend Rücklagen für eventuelle Reparaturen. Last but not least ist eine Wertsteigerung des Objekts nur garantiert, wenn die Bausubstanz in Ordnung und die Lage gut oder gar erstklassig ist. Das gilt auch für Immobilien, die zum Vermieten gekauft werden.

Wer schon ein Eigenheim hat und Steuern sparen will, für den eignet sich ein Mietobjekt. Im Gegensatz zum Eigenheim bringt eine möglichst hohe Kreditfinanzierung den optimalen Steuerspareffekt, vor allem wenn der Hausbesitzer über ein hohes Einkommen verfügt. Vermieter dürfen ihre Finanzierungskosten von der Steuer absetzen. Trotz allem kann auch eine vermietete Immobilie Verluste bringen, wenn zum Beispiel die Miete die Kredit- und Bewirtschaftungskosten nicht deckt. Und Mieterhöhungen lassen sich am leichtesten bei einem gepflegten Haus in sehr guter Lage durchsetzen.

Marlene Endruweit

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