Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser,

Jahr für Jahr sehen sich rund 400 000 Menschen in Deutschland mit der Diagnose Krebs konfrontiert. Über 10 000 davon erkranken an einem Mundhöhlenkarzinom.

Die regelmäßige Untersuchung zur Früherkennung von Mundschleimhautveränderungen ist ein immens wichtiger Beitrag des Zahnarztes für die Erhaltung der Gesundheit seiner Patienten. Sie ist eine der vielen Aufgaben, die den Zahnarzt zum „Zahn-Arzt“ machen. Dabei gilt: Je früher der Befund, desto größer ist in der Regel die Chance auf Heilung oder zumindest auf eine gute Prognose.

Organisationen, wie die deutsche Krebshilfe, setzen auf Prävention, schreiben Kommunikation groß. Zweifelsohne wichtig ist dabei die Aufklärung über die Folgen von Nikotin- oder Alkoholabusus sowie über die Chancen, die eine gesunde Lebensweise als Vorsorge gegen die Erkrankung bietet. Durch diese Art der jahrzehntelang intensiv betriebenen Prävention wurde und wird viel im Kampf gegen Krebs erreicht.

Unbenommen bleibt aber auch: Die Diagnose „Krebs“ ist ein heftiges Schicksal, für die Betroffenen weit mehr als der berüchtigte psychologische „Schlag vor den Kopf“. Der Umgang mit dem Patienten dürfte schon deshalb weit mehr abfordern als nur nüchterne medizinische Bestandsaufnahme.

Ganz so eindeutig wie es für die Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde gesehen wird, scheint die Argumentation in Sachen Früherkennung aber nicht bei allen Krebsarten zu sein. Es gibt Bereiche der Krebsvorsorge, die innerhalb der Medizin durchaus divers diskutiert werden.

Zum Beispiel das Thema Alterskrebs: Hier diskutieren zumindest Ethiker, ob die Diagnose bestimmter Tumorarten mehr Belastung ist als ein Beitrag für eine gute Prognose. Die Fachwelt streitet auch darüber, ob die optimistischen Daten, mit denen die großen Früherkennungs-Kampagnen begleitet werden, tatsächlich eingehalten werden können.

Das sind legitime und wichtige Diskussionen. Sie sollten in aller medizinischer Sachlichkeit und mit ethisch-moralischem Feingefühl geführt werden. Dabei darf die Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht Gefahr laufen, zu Lasten emotional gesteuerter Gesinnungshändel in die Zweitrangigkeit abgedrängt zu werden. Mag Glaube auch Berge versetzen, ein in die Irre geführter Patient hat die Folgen zu tragen, die ihm eine verwirrende, zu divers geführte öffentliche Fachdiskussion einträgt.

Für den ZahnArzt gibt es hier keinen Platz für Glaubensfragen. Früherkennung ist lebenswichtig. Kommt es zum Schlimmsten, gilt es, das Rennen gegen die Zeit zu gewinnen, um Menschenleben zu retten.

Mit freundlichem Gruß

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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