Mehr Zinsen für Festgeld und Co.

Bequeme Parkplätze fürs Ersparte

Nach Jahren der Abstinenz steigen die Zinsen jetzt wieder. Tages- und Festgeld locken mit attraktiven Konditionen. Clevere Anleger nutzen die Angebote – allerdings nur nach vorheriger Prüfung der Bedingungen. Der Teufel steckt oftmals im Detail.

Die Schar derjenigen, die sich zwangsweise oder freiwillig mit Geld beschäftigen, teilt sich derzeit in zwei Lager: Die einen jammern, weil sie mehr Zinsen für geliehenes Geld zahlen müssen und die anderen jubeln, weil sie mehr Zinsen für ihr Geld bekommen. Glücklich kann sich schätzen, wer zur zweiten Abteilung gehört. Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt, beschert ihm mehr Geld auf dem Konto und bietet ihm eine Chance, sein Kapital während der unsicheren Börsenzeiten sicher zu parken und zu vermehren, bis sich die Lage für längerfristige Neuanlagen wieder geklärt hat.

Freud und Leid mit dem Leitzins

Viermal hat die EZB bislang – jüngst am 3. August 2006 – den Leitzins erhöht: von 2,75 auf drei Prozent. Und endlich profitieren die Anleger davon, weil die Banken ebenfalls die Zinsen für Einlagen erhöhen.

Zurzeit freuen sich die vielen Inhaber eines Tagesgeldkontos über den Zuwachs. Sie parken ihr Geld, kassieren Zinsen und können jederzeit über ihr Geld verfügen. Allerdings dürfen sie nicht direkt von diesem Konto abheben, sondern müssen den Umweg über ein Referenzkonto nehmen. Zum Abwickeln bietet sich das Girokonto bei der Hausbank an. Eine Überziehung des Tagesgeldkontos erlaubt die jeweilige Bank zwar nicht, kassiert allerdings üblicherweise auch keine Gebühren.

Was die ING-Diba mit Tagesgeldkonten erfolgreich vorgemacht hat, ahmen inzwischen viele Institute nach. Die meisten bieten Tagesgeldkonten zu erhöhten Zinsen an, um neue Kunden zu locken und ihre eigenen bei der Stange zu halten. Die Konditionen sind leider nicht immer sofort durchschaubar und oft nicht mit den Konkurrenzangeboten vergleichbar. So werben viele Banken mit hohen Zinsen, die sie dann aber nur für eine bestimmte Summe und nur für wenige Wochen zu zahlen bereit sind. Immerhin drei Prozent geben die 1822direkt und die Dresdner Bank für Einlagen – leider nur an Neukunden. Ein anderes Beispiel ist die Internetbank Cortal Consors. Auf ihrer Website verspricht sie den Super-Sommer-Zins in Höhe von satten 4,3 Prozent Zinsen für die ersten 10000 Euro auf dem Tagesgeldkonto – allerdings nur in der Zeit vom 1.Oktober 2006 bis zum 30. September 2007. Bedingungen: Entweder befinden sich auf dem Konto während der gesamten Zeit mindestens 2 500 Euro als Wertpapierdepotvolumen oder es existiert ein Sparplan oder der Kontoinhaber macht einen Trade (Anbeziehungsweise Verkauf von Wertpapieren) pro Quartal, Kosten: 9,95 bis 69 Euro. Dagegen nehmen sich die 2,5 Prozent, die es bei der ING-Diba gibt, geradezu mager aus. Doch die elektronische Bank zahlt die Zinsen vom ersten bis zum letzten Euro an, unabhängig von der Höhe der Einlage oder sonstigen Bedingungen; ab September erhöht sie auf 2,65 Prozent. Spitzenreiter unter den Anbietern ist die holländische Akbank N.V. Sie klotzt mit drei Prozent für jede Einlage. Wie lange die Bank diese Position halten kann, weiß man nicht. Jedenfalls sollten Interessenten bedenken, dass die Bank dem niederländischen Einlagensicherungsfonds angehört, ergo Einlagen bis maximal 20 000 Euro geschützt sind. Vorsichtige investieren maximal diese Summe. Dieser Regel gilt auch für die anderen ausländischen Banken, wie die österreichische Denizbank oder die niederländische Finansbank, die häufig die besten Konditionen bieten.

Wer sein Konto bei einer der deutschen Traditionsbanken hat, sollte dort nach Zinsen für ein Tagesgeldkonto fragen. Gilt der interessante Zinssatz nur für neue Kunden, hilft meist ein nachdrückliches Fragen oder die Drohung, das Geld dann eben woanders anzulegen. Spätestens dann wird der Bankberater reagieren und bei den Konditionen nachgeben. Banken und Sparkassen haben den privaten Kunden als sichere Einnahmequelle wieder für sich entdeckt. Und sie müssen sich anstrengen. Schließlich hat bis jetzt allein die ING-Diba 5,3 Millionen Kunden gewonnen, die 55 Milliarden Euro als Spareinlagen mitgebracht haben. Da kann es sich eine Deutsche oder Dresdner Bank schwerlich leisten, Altkunden schlechter zu behandeln als neue.

Wer sein Geld einer deutschen Bank oder Sparkasse anvertraut, kassiert vielleicht nicht die höchsten Zinsen, weiß aber, dass sein Geld dort sicher ist. Denn die meisten deutschen privaten Institute sind Mitglied im Einlagensicherungsfonds der deutschen Banken. Sie schützen die Einlagen ihrer Kunden bis zu 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals. Das macht in jedem Fall mehrere Millionen Euro aus. Sparkassen und Volksbanken ersetzen im Falle der Insolvenz ihren Kunden 100 Prozent der Einlagen.

Gleiches gilt für Festgeld. Die Alternative zum Tagesgeld nutzen Sparer, um bestimmte Summen für drei, sechs oder zwölf Monate anzulegen. Während dieser Zeit kommen sie nicht an das Geld heran. Dafür zahlt die Bank mehr Zinsen als für das täglich fällige Geld. Bei der holländischen Akbank sind das zurzeit (Stand: Ende Juli 2006) 3,75 Prozent für 25 000 Euro auf zwölf Monate. Konkurrent Finansbank gibt 3,80 Prozent, die Deutsche Bank direkt 2,50 und die Postbank 2,80 Prozent. (Quelle: biallo).

Für Anleger, die dem Geschehen auf dem Aktienmarkt eher skeptisch gegenüberstehen, können Geldmarktfonds interessant sein. Diese Fonds reagieren schneller als Tagesgeldkonten auf die aktuelle Zinsentwicklung. Und die zeigt derzeit stetig nach oben. Sie setzen sich zusammen aus Termingeldern, Schuldscheindarlehen, variabel verzinsten Papieren wie Floater und zum größten Teil aus kurzfristigen Anleihen. Fonds, die zudem ausschließlich in Euro investieren, bergen kaum ein Risiko. Das Geld ist täglich verfügbar.

Die Renditefresser

Die Höhe der Rendite, die ein Fonds abwirft, hängt stark von den zusätzlichen Kosten ab. Pro Jahr zahlen Anteilseigner eine Verwaltungsgebühr, die – so die Empfehlung der Zeitschrift Finanztest – 0,5 Prozent nicht überschreiten sollte. Einen Ausgabeaufschlag darf es gar nicht geben. Sonst bleibt von der Rendite nichts mehr übrig. Empfehlenswert sind Geldmarktfonds für Anleger, die schon ein Depot besitzen. So fallen für die Aufbewahrung keine zusätzlichen Kosten an.

Zu den kostengünstigen Fonds gehören zum Beispiel der Axa Eoni oder der Activest Euro-Geldmarkt Plus. Die Sicherheit der Fonds ist gewährleistet, denn Geldmarktfonds gelten als Sondervermögen und sind so vor einer Insolvenz geschützt.

Eine seriöse Adresse, um Geld für kurze Zeit sicher zu parken, ist die Bundesschuldenverwaltung. Sie bietet Bundesschatzbriefe mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von aktuellen 3,70 Prozent an. Zwar laufen diese Papiere sechs Jahre. Doch nach einem Jahr können Schatzinhaber Beträge bis zu 5 000 Euro im Monat kündigen – falls Präsident Trichet wieder zuschlägt.

Marlene Endruweit

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