Leitartikel

Starker Einsatz für ein cooles Lächeln

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

der Tag der Zahngesundheit, ursprünglich nur auf den 25. September gelegt, hat – im nunmehr 15. Jahr seines Bestehens – eine ganz eigene Dynamik entwickelt. Längst gibt es über den ganzen Monat verteilt im gesamten Bundesgebiet tausende Aktivitäten rund um das Thema gesunde Zähne. Das Bewusstsein in der Bevölkerung um die Wichtigkeit einer guten Mundgesundheit, die sogenannte „dental awareness“, ist eine enorme Erfolgsgeschichte – auch weit über die zahnärztlichen Organisationen hinaus. Das Schwerpunktthema 2006 lautet: „Hip Hop für die Zähne“ und will ganz bewusst die Aufmerksamkeit auf die Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren lenken.

Während sich die Zahngesundheit der Zwölfjährigen in den letzten Jahren enorm gebessert hat, besteht die Gefahr, dass in der Umbruchphase hin zum Jugendalter und den damit einhergehenden Veränderungen in Seele und Körper diese Erfolge wieder kippen. Zahnmedizinisch bedeutsam sind in dieser Altersgruppe Aspekte wie die Reinigung von Zahnzwischenräumen und die Prävention von Gingivitis und Parodontitis. Hierfür gilt es, das Bewusstsein zu wecken und vor allem die Risikogruppen anzusprechen. Das ist nicht so ganz einfach. Entscheidend ist, die Jugendlichen dort abzuholen, wo sie sind und bei Präventionsstrategien deren Lebenswelten mit einzubeziehen. Dazu sollte man nicht den Zeigefinger erheben, sondern mit Argumenten überzeugen. Dabei spielen Bildungsgrad und soziale Zugehörigkeit eine Rolle. Probleme, wie falsche Ernährung und Übergewicht, die Zunahme von Diabetes Typ II in jungen Jahren, risikoorientierte Lebensstile mit Rauchen oder Drogenneinnahmen – all diese Faktoren haben Auswirkungen auf die Mundgesundheit. Es gilt, nicht nur früh genug auf diese Fakten hinzuweisen, sondern auch aktiv darauf Einfluss zu nehmen, idealerweise in Verbindung mit weiteren Aktivitäten zur Gesundheitsförderung.

Wer Jugendliche erreichen will, muss sich in ihre Lage hineinversetzen. Partnersuche, Anerkennung in der Gruppe, aber auch die Sorge um die Zukunft gehören zu den Prioritäten. „Cool“ sein, flirten, gut aussehen, gut ankommen, fit sein, die Rolle eines gepflegten Lächelns bei der Kommunikation – all dies zählt; und zwar nicht nur, um das Selbstwertgefühl zu stärken, sondern auch, um seinen Platz im Leben zu finden. Zahnmedizinische Botschaften können sehr gut integriert werden in Botschaften, die den Jugendlichen wichtig sind: Ein Appell hin zum Eigeninteresse an attraktiven Zähnen, an einem gesunden Körper sowie zur eigenen Verantwortung dafür kann hier auf fruchtbaren Boden fallen.

Die Politik ist aufgefordert, auch im Rahmen der anstehenden Gesundheitsreform der Prävention den ihr gebührenden Stellenwert einzuräumen. Die erfolgreichen Präventionskonzepte der letzten Jahre bei Kindern und Jugendlichen sind Schritte in die richtige Richtung und müssen weitergeführt werden. Zahnmedizinische Prävention ist facettenreich. Der Zahnarzt ist oft der Erste, der Erkrankungen des Körpers an Anzeichen in der Mundhöhle erkennt. Vor allem die Wechselwirkungen zwischen oralen und allgemeinen Erkrankungen und die Bedeutung der Individualprophylaxe sollten bei der Zielgruppe der Jugendlichen unterstrichen werden. Doch der Zahnarzt kann hier nicht allein agieren. Die Vernetzung aller Beteiligten ist entscheidend: Lehrer, Erzieher, Institutionen, Krankenkassen, aber auch die Eltern müssen hier an einem Strang ziehen.

Die Rolle des niedergelassenen Zahnarztes ist von zentralem Stellenwert. Das gilt in erster Linie für die Individualprophylaxe in der Praxis, bei der auch das entsprechend fortgebildete Team mit beteiligt ist. Wünschenswert wäre, wenn sich noch mehr niedergelassene Kollegen in der Gruppenprophylaxe engagieren würden. Das Konzept der Prävention darf nicht an der Praxistür enden. Jeder einzelne Zahnarzt ist gefordert, das präventive Anliegen im Rahmen von positiven Botschaften in die Öffentlichkeit zu tragen – sei es durch Gespräche mit den Patienten, Aufklärung oder Aktionen. Der diesjährige Tag der Zahngesundheit bietet dazu einen trefflichen Anlass.

Mit freundlichen kollegialen Grüßen

Dr. Dietmar OesterreichVizepräsident der Bundeszahnärztekammer

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