Pfandbriefe: eine sichere Anlage

Werte mit Tradition

Pfandbriefe sind fast so sicher wie deutsche Staatsanleihen, bieten aber eine höhere Rendite. Lange Zeit verschmähten die Anleger die Zinspapiere als zu langweilig. Inzwischen nehmen internationale Anlageprofis sie in ihr Depot auf. Ausländische Banken emittieren Pfandbriefe nach deutschem Rezept

„Das Huhn, das goldene Eier legt“ – an diese Werbung für Pfandbriefe aus den Siebzigerjahren erinnern sich wahrscheinlich viele Leser. Die Frage nach einer sicheren Anlage für den Familienvater beantwortete nahezu jeder Bankberater mit der Empfehlung, Pfandbriefe und Kommunalobligationen zu kaufen. Später lösten neue Geldprodukte die soliden Möglichkeiten ab, das Huhn verschwand mitsamt seinen goldenen Eiern in der Versenkung.

Als im vergangenen Jahr das Pfandbriefgesetz erneuert wurde, weckten die Papiere wieder Interesse. Seitdem dürfen auch Banken, die nicht auf Hypotheken spezialisiert sind, Pfandbriefe ausgeben. Besonders in Zeiten wie jetzt, da das Geschehen an den Börsen, die Entwicklung von Zinsen und Inflation und obendrein die Nahostkrise sowie der rasante Anstieg des Ölpreises die Anleger verunsichern, bietet der Pfandbrief eine sichere Zuflucht.

Die Pfandbriefe haben eine lange Geschichte. Niemand geringerer als Friedrich II. von Preußen erfand dieses Wertpapier. Der erste Ausgabe-Tag war der 1. August 1782. Viele seiner Untertanen vertrauten der Empfehlung ihres Königs und erwarben die Pfandbriefe, die damals eine praktisch unbegrenzte Laufzeit hatten. Inzwischen hat der Brief sich zum größten Segment auf den europäischen Anleihemärkten entwickelt. Länder wie Großbritannien oder Frankreich und viele andere mehr nahmen sich das deutsche Modell zum Vorbild.

Der Grund für so viel Beliebtheit liegt vor allem in der Sicherheit dieser Papiere. Alle sind mit der besten Rating-Note Triple A ausgestattet. Die emittierenden Banken und die Pfandbriefe müssen strenge Auflagen erfüllen. Die Bank muss unter anderem ein Kernkapital von mindestens 25 Millionen Euro nachweisen und einen Geschäftsplan vorlegen, der das regelmäßige Pfandbriefgeschäft bestätigt. So verlangt es die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen. Als Sicherheit dienen den meisten Pfandbriefen grundpfandrechtlich gesicherte Immobiliendarlehen. Der Sicherungsgegenstand muss sich in einem EWR-Land, den USA, Kanada oder der Schweiz befinden. Der Beleihungswert darf 60 Prozent des Wertes einer Immobilie nicht überschreiten. Pfandbriefen der öffentlichen Hand stehen Forderungen gegen die jeweilige Kommune oder das jeweilige Land gegenüber. Es dürfen aber auch Kredite an EU-Mitgliedsstaaten, europäische OECD-Staaten und den anderen G7-Staaten inklusive der Schweiz als Deckung dienen.

Seit kurzem gibt es Schiffspfandbriefe. Sie sind mit Frachtschiffen abgesichert. Meldet ein Emittent Insolvenz an, fallen die Deckungswerte nicht unter die Konkursmasse. Die Anleger sind geschützt, denn die Pfandbriefe werden bis zum Ende der vorgesehenen Laufzeit bedient. Bislang hat noch kein Anleger sein Geld mit Pfandbriefen verloren.

Was die Pfandbriefe gegenüber heimischen Staatsanleihen, die über die gleiche Bonität verfügen so interessant macht, ist ein kleiner Renditevorteil – derzeit etwa 0,3 Prozent. Um tatsächlich in den Genuss dieses Vorsprungs zu gelangen, gilt es, ein paar Punkte zu beachten:

Laufzeit

Die Entscheidung für den Kauf eines Pfandbriefs sollte der Anleger von seinen persönlichen Bedingungen abhängig machen. Benötigt er die investierte Summe in fünf Jahren, macht es keinen Sinn, einen Hochprozenter mit zehn Jahren Laufzeit zu kaufen. Besteht irgendwann Verkaufszwang und sind die Zinsen inzwischen gestiegen, sinkt der Kurs des Papiers und der Anleger riskiert einen Verlust, weil er für die Briefe keinen Käufer findet.

Mindestanlage

Die Mindestanlage für normale Pfandbriefe liegt meistens bei 100 Euro. Der Betrag kann sich aber je nach Emittent ändern.

Handelsvolumen

Für den Kauf entscheidend ist neben der Rendite auch das Handelsvolumen des Pfandbriefs. Wer nach raren Spezialitäten mit attraktiven Konditionen schielt, sollte nicht in die Verlegenheit eines vorzeitigen Verkaufs geraten. Papiere mit kleinen Volumen werden nicht an der Börse gehandelt. Deshalb kann es auch keinen marktgerechten Preis geben. Statt auf kleines Getier setzen private Sparer daher besser auf dicke Elefanten.

Die Jumbo-Pfandbriefe verfügen über ein Mindestvolumen von einer Milliarde Euro. Jeweils drei Banken verpflichten sich, jederzeit An- und Verkaufskurse zu stellen. Vor rund elf Jahren emittierte die ehemalige Frankfurter Hypothekenbank den ersten Jumbo-Pfandbrief. Die Nachfrage war so groß, dass die Emission innerhalb von nur drei Monaten auf eine Milliarde D-Mark aufgestockt wurde. Heute investieren Großanleger wie Pensionsfonds in die lukrativen Papiere. Wie sie können auch private Anleger ihre Jumbos jederzeit verkaufen. Die Mindestanlagesumme ist je nach Emittent unterschiedlich. Meist liegt sie bei etwa 1 000 Euro. Die Laufzeiten der rund 230 am Markt befindlichen Jumbos reichen bis zu 15 Jahren.

… es sei denn, die Rendite sticht

Kühle Rechner lassen sich von den attraktiven Eigenschaften der Pfandbriefe nicht blenden. Denn beim Kauf der Briefe fallen Kosten an wie Depot- und Ordergebühren. Da kann es sich lohnen, einen Blick auf die abgabenfreien Staatsanleihen der Bundesschuldenverwaltung zu werfen. Hierbei knabbert nichts an der Rendite.

Marlene Endruweit

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