7. Deutscher Medizinrechtstag

Neue Strukturen, knappe Kassen - neue Konflikte

Um "Neue Strukturen, knappe Kassen und neue Konflikte" bei der Versorgung des Patienten drehte sich der 7. Deutsche Medizinrechtstag der Stiftung Gesundheit Mitte September in Berlin.

In gewohnter Manier stellten auf dem Medizinrechtstag in Berlin auch dieses Jahr Referenten aus verschiedenen Fachbereichen einzelne Projekte vor oder beleuchteten juristische Knackpunkte der medizinischen Versorgung von Rationalisierung und Leistungsbegrenzung bis zu Orientierungshilfen für Ärzte und Patienten.

Vernetzt sparen

Geld sparen und besser behandeln, das will das Modell "Gesundes Kinzigtal" ermöglichen. Helmut Hildebrandt von der GesundheitsConsult GmbH (HGC) skizzierte die grundlegenden Strukturen der Firma, die sich nach eigenen Angaben seit dem 30. Juni 2006 mit der AOK in Kinzigtal um deren "schlechte Risiken" bemüht. Sie wollen Chroniker für ihre Idee gewinnen, indem sie diesen eine bessere Vernetzung bei ihrer Therapie bieten: sozusagen sektorübergreifend einen optimalen Behandlungsprozess der Güteklasse 1a. Einen Obulus für Compliance habe man dagegen bewusst ausgeklammert, anders als bei den Disease-Management-Programmen üblich, in die sich überwiegend Gesunde eingeschrieben hätten. Jeder Zweite der 60 000 Kinzigtal-Einwohner sei in der Ortskrankenkasse versichert, das sei eine ausreichend große und zugleich noch überschaubare Basis für ein Projekt der Integrierten Versorgung gemäß § 140 a-d, SGB V. Sofern wie in diesem Projekt dem Management der integrierten Versorgung über die reine Verwaltung hinaus auch die Verantwortung der Budgets übertragen werde, falle keine Umsatzsteuer an. Umgekehrt seien zwingend Einsparungen erforderlich, um Einnahmen zu erzielen. Der Paragraf regelt deshalb eine Starthilfe von je einem Prozent der betreffenden KV- und Krankenhaus-Umsätze. Finanzielle Gewinne, auf die das Konzept ja durchaus zielt, gehen hälftig an die AOK im Kinzigtal. Erste Auszahlungen seien aber erst ab dem vierten Jahr vorgesehen, denn nachhaltig könne man Behandlung nur auf lange Sicht effizienter gestalten. Als Kooperationspartner habe die GmbH die meisten Ärzte und Krankenhäuser gewinnen können. Der Anreiz für sie: die enge Vernetzung zwischen Haus- und Fachärzten und die bessere Zusammenarbeit mit Krankenhäusern soll ihren Aufwand mindern und ihre Kosten senken.

Differenzen um Franchiser

Nicht ganz neu und durchaus umstritten ist das ungewöhnliche Francising-Prinzip der "MacDent Zahnärztliche Behandlungskonzepte AG" von Dr. Armin Jäkel, Eckernförde. Der Begriff Franchising signalisiert ursprünglich die Normierung neu zu gründender Filialen bei Ausstattung, Produktpalette und Leistungsspektrum, des exklusiven Warenbezugs und der Preise. Ganz anders ziele seine Franchise-Idee rein auf das Konzept eines Qualität-Managements für die ambulante Praxis, betonte Jäkel. Dass Qualität keineswegs nur seinen Franchise-Nehmern, sondern allen Zahnärzten wichtig ist, zeigt die hohe Frequenz bei den von Landes- und Bundeszahnärztekammern zertifizierten Frotbildungsangeboten.

Over-All-Verträge ökonomisch ausgerichteter Einheits-Ketten, die jetzt mit McZahn auch in den zahnmedizinischen Bereich drängen, kritisierte Jäkel: "Das ist die Nummer auf den Rollschuhen zwischen den Behandlungseinheiten, das ist nicht mein Ding. Ich habe Bedenken gegen Zahnmedizin zum Nulltarif. Es gibt kaum etwas, was Sie einem billigen Preis entgegensetzen können außer einem: Qualität."

Wie Jäkel ausführte, wünschten laut Studien 80 Prozent der Bevölkerung eine garantierte Qualität, ebenso viele externe Kontrollen, 90 Prozent fortgebildetete Zahnärzte.

Die erste Konsumentengenossenschaft stellte Heike Hatzmann von "Naturavital" vor. Die Genossenschaft biete Patienten als Verbrauchern eine Orientierungshilfe, falls sie sich unzureichend behandelt fühlten. Der Neuigkeitswert der angebotenen Rechtschutzversicherung wurde auf der Veranstaltung durchaus konträr bewertet, da Kammern und Juristen in diesen Fällen längst umfassende Hilfen anbieten.

Immer wieder im Zusammenhang mit Leistung und Vergütung diskutiert ist das Spannungsfeld, in dem Arzt und Zahnarzt ihre GKV-Patienten entgegen betriebswirtschaftlicher Existenzsicherung zu behandeln haben. Wie auf dem letzten Medizinrechtstag zeigte sich auch dieses Mal: Die Bemühungen um Angemessenheit bleiben eine unendliche Geschichte.

 

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