Wichtig aber unbeliebt

Update zum Thema Kofferdam

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Nicht nur die Weiterentwicklungen in den Bereichen Adhäsivtechnik, Zahnaufhellung, Restaurationsmethoden und -materialien, sondern auch der steigende Anspruch an die Qualitätssicherung führen zum vermehrten Einsatz von Kofferdam im zahnärztlichen Tätigkeitsfeld. Der vorliegende Beitrag gibt eine Übersicht zu Indikationsstellungen, Materialien und Applikationstechniken. Ergänzend werden Neuentwicklungen auf dem Dentalmarkt und Modifikationen der herkömmlichen Kofferdamsysteme angesprochen.

Im Bereich Kofferdamsysteme gibt es nicht nur viel versprechende Ansätze und Ideen, sondern auch neue Materialien und Techniken. Doch wer hält nicht gern an Altbewährtem und Vertrautem fest. Beides, Neuentwicklungen und ausgereifte Technik haben ihre Berechtigung.

Die Optimierung von vertrauten Materialien und Systemkomponenten sowie Rationalisierung und gegebenenfalls Delegierung von Arbeitsschritten können ein klares Pro für die klassische Kofferdamtechnik sein. Im Folgenden werden die bevorzugten Instrumente, Materialien und die wesentlichen Techniken der Applikation von Kofferdam vorstellt.

Da der Tragekomfort für den Patienten einen nicht unerheblichen Stellenwert einnimmt, wurde von den Herstellern die Entwicklung einer neuen Generation von Kofferdam vorangetrieben, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Gleichzeitig wird seitens der Hersteller versucht, insbesondere den Forderungen nach Zeitersparnis und Vereinfachungen in der Kofferdamtechnik nachzukommen (wie mit Optidam, KerrHawe; Optradam, Ivoclar Vivadent).

Um Unverträglichkeitsreaktionen in Zusammenhang mit Latexprodukten entgegenzuwirken, sind seit geraumer Zeit auch puderund latexfreie Produkte auf dem Markt erhältlich.

Im Zuge des „Bleaching-Trends“ werden vermehrt „Gingivaprotektoren“ (flüssiger Kofferdam) angeboten, welche diesem speziellen Indikationsbereich vorbehalten sind.

Gründe für den Kofferdam

[8, 12, 13, 14, 15]

Unter Berücksichtigung der jeweiligen Situation bietet die Kofferdamtechnik dem Zahnarzt, seinem Team und den Patienten folgende Vorteile:

• optimales Feuchtigkeitsmanagement über längere Zeit

• verbesserte Arbeitssicherheit

• Infektionsschutz und -prophylaxe

• Schutz und Retraktion der angrenzenden Weichgewebe

• optimierte Sicht und Qualitätssteigerung.

Indikationen

Expositionsprophylaxe

Einerseits schützt der Kofferdam den Patienten vor mechanischen, toxischen und infektiösen Noxen, anderseits reduziert die Isolierung des Arbeitsgebietes bei richtiger Technik die Keimbelastung der Behandlungsumgebung und schützt Zahnarzt und Personal vor Infektionen. Somit zeichnet sich die Kofferdamisolierung durch einen „doppelten Barriereeffekt“ aus [8, 9, 10].

Nach den Qualitätsrichtlinien für endodontische Behandlungen (ESE) und den wissenschaftlichen Stellungnahmen zahlreicher anerkannter Fachgesellschaften (DGZMK, DGZ) hat Kofferdamisolierung bei jeder Sitzung einer Wurzelkanalbehandlung zu erfolgen. Dies ist auch für Sonderfälle, wie Pulpotomie, empfehlenswert [3, 5].

Beim Entfernen von Amalgamfüllungen kann die Belastung für den Patienten, das Personal unter anderem durch Verwendung von Kofferdam reduziert werden. Die Verwendung von Kofferdam als Gingivaprotektor beim „Bleaching“ stellt einen erweiterten Indikationsbereich dar.

Werkstoffkundliche Indikation

Ein Basiswissen über Kofferdam und seine Handhabung sowie die Anpassung an die jeweilige Situation vorausgesetzt, stellt der Kofferdam eine wesentliche Erleichterung zur Erzielung eines trockenen Arbeitsfeldes über längere Zeit dar. Dies trifft insbesondere für die Verwendung feuchtigkeitsempfindlicher Methoden und Materialien zu (wie direkte und indirekte Adhäsivtechnik, Goldhämmerfüllungen, orale Reparatur von Keramikfacetten) [8, 12, 18]. Dabei sollten konditionierte und adhäsiv vorbehandelte Schmelz- und Dentinoberflächen nicht mit Speichel und Blut kontaminiert werden. Dies kann je nach Topographie in einigen Fällen durchaus mit relativer Trockenlegung erfolgen. Dennoch sei an dieser Stelle der Einsatz von Kofferdam uneingeschränkt und mit Nachdruck empfohlen.

Technische Indikation (9, 10)

In der Literatur wurde der Kofferdam einmal als „Sicherheitsgurt des Endodontologen“ bezeichnet.

Durch die Kofferdamtechnik wird ein ausreichender Schutz vor Aspiration und Ingestion von Materialien und Instrumenten gewährleistet. Dies ist insbesondere in der Endodontie und, wenn möglich, auch bei der Behandlung von behinderten Patienten dringend angeraten.

Kontraindikation (relative)

[9, 10, 11]

• schwere obstruktive Atemwegserkrankungen

• Klaustrophobie

• (Epilepsie) gegebenenfalls Rücksprache mit Hausarzt und Prämedikation

• (bekannte oder vermutete Latexallergie) latexfreien Kofferdam anwenden

• (geistige und / oder körperliche Behinderungen).

Die Kofferdammembran

Der klassische Kofferdam wird von den Herstellern in unterschiedlichen Materialien, Tuchstärken, Größen, und Farben angeboten.

In der Regel besteht das Kofferdamtuch aus Latex. Durch vermehrtes Auftreten von Unverträglichkeitsreaktionen in Zusammenhang mit Latexprodukten, sind mittlerweile puder- und latexfreie Produkte erhältlich. Latexfreier Kofferdam basiert in der Regel auf Silikon oder synthetischen Polyisopren, und sollte im Falle einer vermuteten oder nachweislichen Latexallergie verwendet werden. Auch das Allergierisiko kann durch die Verwendung von puderfreiem Kofferdam durchaus minimiert werden [7, 15]. Dünne Tuchqualitäten sind leichter zu applizieren und zu entfernen, reißen dafür aber schneller ein. Dickere Qualitäten sind schwerer durch die Approximalkontakte zu bewegen, haben jedoch den Vorteil, sich dichter an den Zahn anzulegen. Sie zeichnen sich gleichzeitig durch eine gute Gewebsretraktion aus. Insbesondere für die endodontische Behandlung sollte einer größeren Tuchstärke der Vorzug gegeben werden [9, 10].

Vorgeschnittenen Kofferdam gibt es in den Größen 6 x 6 Zoll (15 x15 Zentimeter (cm)) oder 5 x 5 Zoll (13 x 13 cm). Für spezielle Modifikationen oder individuell gewünschte Abmessungen ist der Kofferdam auch auf Rollen erhältlich. (13 oder 15 cm Breite und etwa fünf bis sechs Meter Länge) Die vorgeschnittene Variante ist jedoch unter dem Aspekt der Zeitersparnis zu favorisieren [4, 11].

Kofferdam ist in verschiedensten Farben erhältlich. Die Auswahl reicht von blau, grün, rosa, schwarz, elfenbeinfarben und grau bis hin zu transparent. Die Farbe kann entweder in Abhängigkeit von der geplanten therapeutischen Maßnahme gewählt werden oder unter dem Gesichtspunkt, dass unterschiedlichen Farben ein bestimmtes Material oder eine bestimmte Tuchstärke zugeordnet wird, um diese im Praxisalltag einfacher unterscheiden zu können.

Für die Endodontie und die indirekte Adhäsivtechnik ist dunkelblauer oder dunkelgrüner Kofferdam zu empfehlen. Dies erhöht den Kontrast zwischen Kofferdam und zu behandelnden Zähnen. Das Auge beurteilt eine Farbe zu einem nicht unerheblichen Anteil nach der Umgebung (simultaner Farbkontrast). Gerade unter diesem Aspekt kann bei direkter Adhäsivtechnik die Wahl eines gingivafarbenen Spanngummis ratsam sein [4, 12] (siehe Tabelle 1.)

Nebenwirkungen, Risiken und Komplikationen

Die Latexallergie wird durch einige im Naturlatex vorkommende Proteine oder durch kleinmolekulare Stoffe (wie Vulkanisationsbeschleuniger), die während der Verarbeitung mit Latex in Kontakt kommen oder zugesetzt werden, ausgelöst. Beispielsweise hat Kofferdam aus Latex gegenüber Latexhandschuhen einen hundertfach höheren Anteil an Proteinen, die ein dementsprechend hohes allergenes Potential besitzen.

Es werden zwei allergische Reaktionen unterschieden:

• Typ I (anaphylaktische Reaktion)

• Typ IV (Spätreaktion / Kontaktdermatitis /-stomatitis)

Durch gezielte Anamnese auf Latexallergie können sich allergische Reaktionen bei Patienten vermeiden lassen. Die potentiell tödliche Reaktion vom Typ I kann durch IgEAntikörpernachweis (RAST), Prick Testung mit Latexmilch oder gegebenenfalls mit einem Handschuhtragetest diagnostiziert werden. Zur Einordnung einer allergischen Kontaktdermatitis nach Kontakt mit latexhaltigen Produkten ist eine Epikutantestung mit allen Zusatzstoffen erforderlich, wobei Thiurame am häufigsten als Kontaktallergene gefunden werden. Gepuderte Latexprodukte sind oft mit Maisstärke vorbehandelt. Da sich Latex-Proteine an Puderpartikel binden, kann dies zur aerogenen Verbreitung der Latexallergene führen, welches als ein wesentlicher Risikofaktor für die Sensibilisierung anzusehen ist. Zu den Risikofaktoren einer Latexallergie zählen neben der Exposition die atopische Diathese und vorbestehende Handekzeme [7].

Kofferdam ist gegen bestimmte Lösungsmittel, wie Aceton und Chloroform, nicht beständig. Gerade in der zahnmedizinischen Behandlung verwendete Produkte können diese oder ähnliche Lösungsmittel beinhalten. Es gibt zwei Möglichkeiten dies zu prüfen.

a.) Vergleich der Angaben im MSDS(material safety data sheet) und im chemical resistance chart des Kofferdamherstellers, mit den Inhaltsstoffen des angewendeten Dental-Produktes

b.) persönliche Beständigkeitstestung

Test: Präparat auf ein Stück Kofferdam aufbringen, eine gewisse Zeit abwarten und ablesen ob es zu Auflösungserscheinungen des Kofferdam kommt [23].

Um vorzeitiges „Altern“ des Kofferdams zu vermeiden, sollte er vor Lichteinwirkung geschützt und kühl gelagert werden. In der Regel sind die Kofferdamprodukte mit einem Verfallsdatum gekennzeichnet. Ein Vorteil von silikonhaltigem Kofferdam liegt in der längeren Haltbarkeit.

Das Verschlucken und Aspirieren von Kofferdamzubehör, insbesondere von Kofferdamklammern, kann durch geeignete Maßnahmen (wie Sichern mit Zahnseide) vermieden werden [9, 10, 13, 14, 2].

Beim Umgang mit Kofferdam können auch unter Anwendung der erforderlichen und nötigen Sorgfalt Komplikationen auftreten [9, 10, 11]:

• Traumatisierung von Zahnhartsubstanzen und Weichgeweben

• Lösen oder Beschädigen von Restaurationen, wie Verblendkeramik

• Fraktur von Kofferdamklammern

• Zahnfrakturen.

Folgende Beeinträchtigungen können bei der Kofferdamanwendung auftreten [9, 10, 11, 19, 20]:

• Veränderung der Zahnfarbe durch Austrocknung der Zähne (reversibel)

• erschwerte Nachinjektion bei Lokalanästhesie

• erschwerte Durchführung von Röntgenaufnahmen

• unzureichende Stärke des Approximalkontaktes bei restaurativen Maßnahmen

• Beklemmungsgefühl oder Atmungsbehinderungen des Patienten.

Zubehör

Stempel / Schablone

Die Punkte auf dem Stempel und die Perforationen der Schablonen entsprechen den Zahnpositionen einer Durchschnittsperson. Sie sind für sowohl für das bleibende Gebiss als auch für das Milchzahngebiss oder als Kombination erhältlich. Es sollte mittig justiert und die matte Seite des Kofferdams gestempelt werden. Insbesondere bei Zahnfehlstellungen und Zahnlücken ist eine individuelle Markierung (wasserfester Stift) nötig. Dies kann unter Hinzuziehung eines Situationsmodells oder direkt im Mund des Patienten nach Aufspannen auf den Kofferdamrahmen erfolgen (wie KKD, Ivory) [4, 8, 9, 10, 11].

Lochzange

Bei den Lochzangen sind hinsichtlich ihrer Bauart zwei unterschiedliche Ausführungsarten gebräuchlich, die Lochstanze vom Ainsworth-Typ (Kreisbogenstanze) und die vom Ivory-Typ (Vertikalstanze), die sich hauptsächlich durch die Lage ihrer Scharnierachse unterscheiden. Beide besitzen eine Lochplatte mit fünf oder sechs deutlich unterschiedlich großen Bohrungen (Lochdurchmesser 0,5 bis 2,2 mm) und einen spitzen Stößel. Zangen deren Stößel möglichst senkrecht auf die Lochplatte treffen, zeigen langfristig weniger Abnutzungserscheinungen, und gewährleisten somit präzisere Perforationen.

Für den Schneidezahnbereich sind kleine, für den Eckzahn- / Prämolarenbereich mittlere und für den Seitenzahnbereich größere Perforationen zu wählen. Bei dünnen Kofferdamqualitäten bis „medium“ sollte die Perforation kleiner als üblicherweise angegeben gewählt werden, um die Anlagerungsspannung zu erhöhen.

Nach der Stanzung sind die Perforationen auf Vollständigkeit und Qualität zu prüfen, welches späteren Komplikationen vorbeugt (wie Ivory, Aesculap, Hygenic, Hu-Friedy) [9, 10, 12, 13, 14].

Rahmen

Zum Aufspannen von Kofferdam gibt es verschiedene Rahmensysteme aus Metall oder Kunststoff. Man unterscheidet prinzipiell geschlossene und offene Rahmen sowie starre Rahmen und Klapprahmen. Sie sind wie das Kofferdamtuch in Sechs- oder Fünf-Zoll-Form erhältlich.

Das geringe Gewicht, die U-Form und die gute Retentionsmöglichkeit für die Kofferdammembran sprechen für den Rahmen nach Young, sofern keine Röntgenaufnahmen geplant sind. Gerade für diesen Fall empfiehlt sich der Klapprahmen nach Saveur.

Bei U-förmigen Metallrahmen ist auf kugelförmig verdickte oder mit Kunststoff überzogene Enden der Schenkel zu achten, um eine Gefährdung der Augen des Patienten zu vermeiden [9, 10, 11, 12] (siehe Tabelle 2).

Servietten

Servietten werden aus saugfähigem Material hergestellt und sind konfektioniert erhältlich. Insbesondere das Aufsaugen von Feuchtigkeit und die Vermeidung von Hautkontakt mit dem Kofferdammaterial erhöhen den Tragekomfort für den Patienten (wie Hygenic) [12].

Klammern

Kofferdamklammern fixieren den Kofferdam an den Zähnen. Die Federkraft der Klammern und die Positionierung der Klammerenden unterhalb des Zahnäquators sorgen für einen sicheren Halt. Die Retention erfolgt in der Regel über einen Vierpunktkontakt. Im Einzelfall kann durch Individualisierung der Klammerbackeninnenseiten (abflachen) eine flächigere Anlagerung erfolgen, welches die Kontaktfläche erhöht. Nach dem Rekonturieren müssen die beschliffenen Anteile wiederum sorgfältig geglättet und poliert werden.

Die Klammern werden aus rostfreiem Edelstahl oder aus Kunststoff (Polycarbonat) hergestellt. Es gibt grundsätzlich drei unterschiedliche Klammerformen:

• Flügelklammern

• flügellose Klammern

• Doppelbügelklammern

Klammern ohne Flügel vereinfachen die Applikation und stören weniger bei der Verwendung von Keilchen und Matritzen. Klammern mit Flügel ermöglichen vielseitigere Applikationstechniken und schaffen ein breiteres Arbeitsfeld.

Um die Übersichtlichkeit zu bewahren, kann an dieser Stelle nur eine begrenzte Anzahl der Klammern vorgestellt werden [9, 10, 12, 13, 14].

Für Routinebehandlungen ist eine Basisausstattung an Klammern zu empfehlen (siehe Tabelle 3). Diese kann natürlich individuell erweitert werden. Ziel sollte sein mit möglichst wenigen Klammern auszukommen.

Die Lagerung der Kofferdamklammern sollte aus Gründen der Übersicht und der Hygiene auf so genannten Klammerboards aus Metall oder Kunststoff erfolgen. Dabei sollten die Klammern insbesondere beim Sterilisieren ohne Spannung gelagert werden, damit sie nicht ihre Elastizität einbüßen und eventuell bei der Applikation frakturieren (wie Hygenic, Ivory, Hu- Friedy) [9, 10].

Klammeralternativen

Wetjets, Interdentalkeile, Ligaturen aus Zahnseide[4, 8]

Während Klammern vorwiegend zur posterioren Absicherung des Kofferdamtuchs dienen, werden im anterioren Bereich oft Wetjets, Kofferdamstreifen, Interdentalkeile oder Ligaturen aus Zahnseide verwendet.

Vorausetzung für die Verwendung von Wedjets sind suffiziente approximale Kontaktpunkte zwischen den Zähnen. In der Regel werden Wedjets aus natürlichem Latex hergestellt und sind in drei verschiedenen Größen erhältlich (dünn, mittel, dick, verschiedener Länge etwa zwei bis vier Meter) (wie Wedjets Cord, Coltène Whaledent; Dam Fix, KKD).

Der Kofferdamstreifen stellt eine in Eigenarbeit herzustellende aber kostengünstige Alternative zum Wedjet dar.

Ligaturen sind nicht nur eine Klammeralternative, sondern können auch verwendet werden, um den Kofferdam zervikal besser abzudichten und weiter nach apikal zu verdrängen. Die Herstellung von Ligaturen sei hier kurz beschrieben.

Ein doppelt gelegtes Ende aus gewachster Zahnseide wird mit einem Überhandknoten versehen, so dass sich eine Schlaufe bildet. Diese wird um den Zahnhals und mit einem Heidemannspatel unter den Äquator des Zahnes geführt und anschließend der Knoten zusammengezogen.

Kofferdam-Klammerzange

[9, 10, 13, 14]

Die Klammerzangen werden unterschieden in Zangen mit Anschlag am Branchenende (wie Ivory) und Zangen ohne Anschlag am Branchenende (wie Martin, Aeskulap). Dieser Anschlag verhindert zum einen, dass die Branchenenden zu tief in die Kofferdam-Klammer eindringen und zum anderen, dass ein Positionieren der Kofferdam-Klammern in mesio-distaler Richtung erleichtert wird. Die Zangen sollten weiterhin über eine gezahnte Transversalarretierung verfügen. Mehrfach über die Fläche gebogene Zangen erleichtern die Arbeit (wie KKD, Ivory, Aesculap, Hu-Friedy, Martin, Polydenta).

Hilfsmittel

Gleitmittel[2, 11]

Zur Erleichterung der interdentalen Applikation kann ein Gleitmittel auf der Unterseite der Kofferdam-Interdentalsepten aufgetragen werden. Alternativ verwendete Produkte, wie Rasierschaum, dienen sicherlich nicht dem Patientenkomfort (wie dentaglide, Sigma; wedjets Cord, Coltène Whaledent).

Mittel zur zusätzlichen Abdichtung

Als Hilfsmittel zur zusätzlichen Abdichtung von Kofferdam wird oft Cavit® / Coltosol® oder Oraseal (Ultradent) empfohlen. Auf die sorgfältige und vollständige Entfernung nach der Behandlung sei hier nochmals hingewiesen [2, 11].

Neuentwicklungen von Kofferdamsystemen

Optidam (KerrHawe)

Optidam ist ein ergonomischer Kofferdam mit „noppenartigem Design“ und passenden anatomisch gestalteten Rahmen. Die dreidimensionale Gestaltung soll mehr Übersicht und Handlungsspielraum beim Behandeln ermöglichen. Auch an den Aspekt der Zeitersparnis ist gedacht worden. Beispielsweise entfallen einige Arbeitsschritte durch das neue „noppenartige Design“, wie das Markieren der Lochpositionen und das Ausstanzen der Löcher [26].

Optradam (Ivoclar Vivadent)

Optradam ist ein dreidimensional anatomisch ausgeformter Kofferdam ohne die Notwendigkeit der Fixierung durch Metallklammern. Zwei ringförmige und flexible Kunststoffringe sind bereits im Kofferdam integriert. Die klammerfreie Funktionsweise und die dreidimensionale Flexibilität versprechen eine einfache Applikation und erhöhten Tragekomfort [21, 22].

Instidam (Loser)

Instidam ist ein konfektionierter, sofort einsatzbereiter Kofferdam. Er ist auf einen runden und flexiblen Fertigrahmen montiert und bereits perforiert (exzentrisch) [27].

Safe-T-Frame (SDS)

Safe-T-Frame ist ein Kofferdamrahmen aus glasfaserverstärktem, röntgentransluzentem Kunststoffmaterial mit neuartiger Profilgestaltung. Durch seine Doppelhalbrahmenform kann das Kofferdamtuch spannungsfrei im Rahmen fixiert werden [1].

Gingivaprotektoren

Gingivaprotektor (flüssiger Kofferdam) dient zum Schutz der Gingiva vor chemischen Substanzen, die unter anderem bei Zahnaufhellungen verwendet werden. Gleichzeitig eignen sich auch einige Produkte zum Abdichten kleiner Undichtigkeiten am klassischen Kofferdam (wie Opaldam, Ultradent; Kooldam, Pulpdent; Gingiva-Protection-Set, Dreve)

Applikationstechniken

Es sind zahlreiche Applikationstechniken, Verfahren und Methoden gebräuchlich. Im Folgenden werden vier grundlegende Techniken kurz beschrieben.

Bei der direkten Technik wird zuerst das Tuch über den Zahn und durch die Kontaktpunkte gezogen und erst dann die Klammer fixiert. Vorteil bei der direkten Methode ist die allzeit gesicherte Klammer. Diese Methode bietet sich besonders bei der Verwendung von Doppelflügelklammern an [11, 14]. Bei der indirekten Technik wird zuerst die Klammer am Zahn fixiert und anschließend das Tuch über die Klammer und den Zahn gezogen. Um eventuellen Dislokationen der Klammer vorzubeugen, sollte die Klammer mit Zahnseide gesichert werden [2, 8, 14]. Die Verwendung von flügellosen Klammern erleichtert das Arbeiten mit dieser Technik.

Im Rahmen der Flügelklammertechnik werden die Flügel der Klammer in den bereits auf dem Rahmen vorgespannten Kofferdam eingehängt. Nach der Fixierung der Klammer am Zahn wird der Perforationsrand des Kofferdams mit einem stumpfen Instrument nach apikal verschoben. Der Kofferdam kann dadurch am Zahnhals zirkulär zu liegen kommen. Die Flügelklammertechnik ist vor allem bei der Einzelzahnisolierung bevorzugt anzuwenden [11].

Bei der Bügeltechnik wird der Kofferdam über den Bügel der Klammer gezogen. Anschließend wird der Kofferdam zusammengefaltet und der Klammerzange angelagert. Danach wird die Klammer am Zahn fixiert und der Perforationsrand über die Klammerarme und Flügel gehoben. Der Rahmen kann bei dieser Technik erst zum Schluss angelegt werden. Vorteil dieser Technik ist die gute Übersicht beim Legen der Klammer [2, 11].

Den Abschluss beim Anlegen von Kofferdam stellt das Invertieren dar. Dabei wird das Tuch vom Zahn leicht abgehoben, mit einem Heidemannspatel und unter leichtem Druckluftstrom wieder dem Zahn angelagert. Diese Maßnahme erhöht den Effekt der Isolierung [10, 14].

Um Kofferdam möglichst zeitsparend und rationell anzuwenden, ist ein klar strukturierter Arbeitsablauf nötig. Ein Verlagern möglichst vieler Arbeitsschritte in den Bereich der Arbeitsvorbereitungen, (also vor die Patienten-Behandlung) verkürzt den eigentlichen Arbeitsvorgang und spart Behandlungszeit [4].

Wenn Behandler und Team eingespielt sind, ausreichend Routine und Übung vorhanden sind, können viele Techniken zum Erfolg führen. Stellvertretend für die Vielfalt an möglichen Techniken seien zwei herausgegriffen, welche für Standardsituationen geeignet sind.

Einzelzahnisolierung

(wie in der Endodontie) [2, 4, 11]

Arbeitsvorbereitungen(etwa drei Minuten)

• vorgeschnittenen Kofferdam der Stärke heavy stempeln

• Stanzung Kofferdam an der Stelle des betroffenen Zahnes

• Anprobe der Klammer am Situationsmodel oder Standardklammer

• Adaptieren der Klammer im Kofferdam (Flügeltechnik)

• Vorspannen des Kofferdam auf den Rahmen

• Klammerzange in die Löcher der Klammer adaptieren und arretieren

• wenn erforderlich, Gleitmittel auf der Unterseite des Kofferdam auftragen.

Arbeitsvorgang(etwa 60 Sekunden)

• Prüfen der Approximalkontakte auf Durchgängigkeit mit Zahnseide

• Aufsetzen der vorbereiteten Kofferdam- Klammer-Zangen Kombination

• Abstreifen des Spanngummis von den Flügeln der Klamme,

• Kofferdam mittels Zahnseide durch Approximalkontakte führen

• Invertieren mit Heidemannspatel und Druckluftbläser

• gegebenenfalls zusätzlich mit geeigneten Mitteln abdichten

• Nachspannen des Kofferdams am Rahmen

• Ausformen einer Kofferdamtasche am unteren Rand zum Rückhalt von Flüssigkeiten.

Frontzahnbereich- oder Sextantenisolierung

(wie Adhäsivtechnik) [2, 4, 11]

Arbeitsvorbereitungen

• vorgeschnittenen Kofferdam Stärke medium stempeln

• Je nach Behandlungsplan Kofferdam ausstanzen, (FZ 4 bis 4, SZ je ein bis zwei Nachbarzähne)

• Anprobe der Klammer am Situationsmodell oder Standardklammer

• Klammer in endständige Lochung an den Klammerflügeln adaptieren

• Spanngummi lose auf den Rahmen spannen

• Klammerzange in die Löcher der Klammer adaptieren und arretieren

• gegebenenfalls Gleitmittel auf der Unterseite des Kofferdam auftragen.

Arbeitsvorgang

(etwa drei bis vier Minuten)

• Prüfen der Approximalkontakte auf Durchgängigkeit mit Zahnseide

• Kofferdam-Klammer-Zangen-Kombination auf endständigen Zahn aufsetzen

• Abstreifen des Spanngummis von den Flügeln der Klammer

• Invertieren des Kofferdams mit Heidemannspatel und Luftbläser

• Loch für Loch wird der Spanngummi nun Zahn für Zahn nach mesial adaptiert

• Spanngummi mit Zahnseide durch Approximalkontakte führen

• weitere Fixierung individuell mit Klammer, Wedjet, oder Kofferdamstreifen

• gegebenenfalls Legen von Ligaturen, bei tiefen Präparationsgrenzen oder hohen Papillen

• Nachspannen des Kofferdams am Rahmen

• Ausformen einer Kofferdamtasche am unteren Rand zum Rückhalt von Flüssigkeiten.

Entfernung des Kofferdam

[8, 10]

Nach Entfernung aller Klammern, Ligaturen und Keile bietet sich an, den Kofferdam nach vestibulär zu spannen und die Interdentalstege des Kofferdams mit einer Kronen- Schere zu durchtrennen. Danach lässt sich der Kofferdam problemlos entfernen, und ein unbemerktes Verbleiben von Kofferdam im Sulcus und damit verbundene Folgen können vermieden werden.

Resümee

Ein Basiswissen über Kofferdam und seine Handhabung sowie die Anpassung an die jeweilige Situation vorausgesetzt, stellt der Kofferdam eine wesentliche Erleichterung zur Erzielung eines trockenen Arbeitsfeldes über längere Zeit dar [12]. Die verwendete Technik muss schnell und einfach durchzuführen sein. Mit etwas Fantasie und Improvisationsgeschick lässt sich fast jede Situation meistern. Wird dennoch der angestrebte Zeitrahmen, der für die Kofferdamapplikation geplant ist, deutlich überschritten, sollten andere Möglichkeiten der Isolation des Arbeitsfeldes in Erwägung gezogen werden. Eine neue und viel versprechende Generation an Kofferdam hält gerade Einzug in der Dentalbranche und wird demnächst ihre Praxistauglichkeit unter Beweis stellen müssen.

ZA Mathias FreitagProf. Dr. Elmar HellwigAbt. f. Zahnerhaltungskunde undParodontologieHugstetter Straße 5579106 Freiburg

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latexhaltig

latexfrei

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Hygenic Dental Dam (Coltene Whaledent)

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Hygenic non-latex Dental Dam (Coltene Whaledent)

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Dental Dam latex (Roeko)

Dental Dam non-latex-Silikon, transparent (Roeko)

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Fit Kofferdam (Hager & Werken)

Flexi Dam non Latex (Roeko)

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KKD-Kofferdam (KKD)

NON-Latex Dental Dam (Coltene Whaledent)

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KKD-Sympatic Dam 72- puderfrei (KKD)

Isodam (synth. Polyisopren), (Sigma)

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Ivory Kofferdam (Sigmadental oder Schein)

Dental Dam non-latex (Patterson-Dental)

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Sigma dam, puderfrei (Sigma)

Insti dam latexfrei (Loser)

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HandiDam (Aseptico)

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Handi dam – latex-free (Aseptico)

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Fiesta Dental Dam (mit Fruchtgeschmack), (Coltene Whaledent)

Fit non latex puderfrei (Hager und Werken)

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Insti dam (Loser)

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Opti dam puderfrei (KerrHawe)

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Derma Dam puderfrei (Ultradent)

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Optra dam (Ivoclar Vivadent)

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Typ

Form

Material

Hersteller (z.B.)

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Universalrahmen

U-förmig, offen

Kunstoff

Nordenta, KKD, Hygenic

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Nygard-Ostby (Haifischmaul)

kreisförmig oder polygonal, geschlossen

Kunstoff

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KKD

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Sauveur

U-förmig, geschlossen, klappbar

Kunstoff

KKD

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Young

U-förmig, offen

Metall

Nordenta, KKD, Aseptico

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Derma frame

oval, biegsam

Metall

Ultradent

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Safe-T-Frame

glasfaserverstärkt, klappbar, neuartige Profilgeometrie

Kunstoff

SDS

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Nummer

Indikation

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z.B. (Ivory/KKD)

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0

Prämolaren, besonders bei dünnem Zahnhals

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1

Standard Prämolaren OK

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1A

für reduzierte Zahnkrone Prämolaren und FZ, tiefgreifend

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2

Standard Prämolaren UK

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7

Standard Molaren UK

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8

Standard Molaren OK

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8A

für reduzierte Zahnkrone Molaren, tiefgreifend

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14A

teilweise durchgebrochene Molaren o. ungünstige Kronenform, tiefgreifend

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212

Standard Frontzähne, sonst Zervikalklammer

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