Zweiter Stuttgarter Zahnärztetag

Revolution Keramik

Zahnersatz aus Vollkeramik spielt in der Patientenversorgung eine immer größere Rolle. Höchste Zeit, sich über Innovationen und Erfahrungen auf diesem Gebiet auszutauschen, entschied die Bezirkszahnärztekammer (BZK) Stuttgart. Ihren zweiten Zahnärztetag nutzte sie daher, um die Revolution Keramik gründlich unter die Lupe zu nehmen.

„Keramik – das weiße Gold?“ lautete der Titel der Veranstaltung, die etwa 800 Besucher in die Stuttgarter Liederhalle lockte. In Fachvorträgen und auf einer Dentalausstellung informierten sich Zahnärzte und ihre Teams über den Einsatz von Keramik bei Veneers, Brücken oder Kronen und brachten sich auf den neuesten Stand in Sachen CAD/CAM-Techniken. „Der Kongress soll den Kollegen bei der Orientierung auf dem Gebiet der Dentalkeramik helfen“, sagte Prof. Dr. Johannes Einwag, Chef des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart (ZFZ).

Wünsche erfüllen

Allein im Jahr 2004 wurden in Deutschland mehr als 1,9 Millionen Keramikversorgungen hergestellt, heißt es in einer Presseerklärung der BZK. Die wachsende Nachfrage führt deren Fortbildungsreferent Einwag auf den Wunsch nach biokompatiblen Werkstoffen zurück: „Die Patienten haben Angst vor Metalllegierungen. Sie sind unsicher, was die Inhaltsstoffe angeht, und befürchten Allergien.“ Zusätzlich geschürt wird die Nachfrage durch den ästhetischen Anspruch. „Auch hier wollen Zahnärzte und Patienten weg von den Metallen“, bekräftigt Dr. Konrad Bühler, Vorsitzender der BZK Stuttgart. In der Materialtechnik habe es auf dem Gebiet der Dentalkeramik in den vergangenen Jahren eine Revolution gegeben, erklärt Einwag: „Für den Einsatz im Seitenzahnbereich steht mit der modernen Oxidkeramik ein Material mit einer derartig hohen Festigkeit zur Verfügung, das einen Einsatz sogar als Vollkeramikbrücke gestattet. Diese Restaurationen können sogar ohne Probleme zementiert werden.“ Für den Frontzahnbereich würden überwiegend Silikatkeramiken verwendet. Diese optisch etwas schönere Lösung müsse aufgrund ihrer geringeren Eigenfestigkeit allerdings adhäsiv eingesetzt werden.

Zeit und Kosten sparen

Für Zahnärzte bietet der Fortschritt in der Dentalkeramik Vorteile, findet Bühler. Vor allem, weil sie den Zahnersatz – das richtige Equipment vorausgesetzt – in der eigenen Praxis anfertigen können: „Kollegen sparen so Zeit und Kosten, denn der Umweg über den Zahntechniker fällt weg.“ Zur richtigen Ausrüstung gehört ein CAD/CAM-System. Es nimmt einen optischen Abdruck vom Gebiss des Patienten, der als Grundlage für die Fräsemaschine dient. Zahnersatz büßt durch diesen Fertigungsprozess nach Meinung von Dr. Helmut Schönberg, Referent der BZK Stuttgart für zahnärztliche Mitarbeiter, nicht an Individualität ein: „Nach dem Fräsen muss der Zahnarzt Brücke oder Krone immer noch genau anpassen. Zahnersatz bleibt also ein individuell angefertigtes Einzelstück.“ Eine Maschine kostet etwa 80 000 Euro. Viel Geld – aber die Investition lohnt sich, wie Bühler findet: „Im Konkurrenzkampf gegen Zahnersatz aus dem Ausland müssen wir Automatisierungsmöglichkeiten ausschöpfen. Nur so bleiben Leistungen bezahlbar.“

Die Entwicklung im Bereich der Dentalkeramiken ist – so das Fazit der Stuttgarter BZK – viel versprechend. Bühler: „Wir werden den Prozess weiterhin kritisch beobachten. Zahnärzten wollen wir dabei helfen zu erkennen, wo die Grenzen des Möglichen liegen und welche Lösungen für ihre Praxis am sinnvollsten sind.“

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