Kuratorium zur Förderung deutscher Medizin im Ausland

Die Rechnung ist nicht aufgegangen

Acht Jahre währte das Engagement des Bonner Kuratoriums zur Förderung deutscher Medizin im Ausland. Anfang Februar dieses Jahres musste der Verein seine Tätigkeit einstellen. Mit der Idee, sich als Ansprechpartner im Inund Ausland für Fragen rund um die Behandlung internationaler Patienten zu präsentieren und Patientenströme nach Deutschland zu lenken, hatte der Verein offensichtlich aufs falsche Pferd gesetzt. Denn Medizintourismus bleibt wohl eher eine Marktnische.

Zwar liefen die Geschäfte nach Auskunft von Dr. Dieter Thomae, Geschäftsführer des Kuratoriums, insgesamt gar nicht so schlecht. Allerdings hatte sich beim ehemaligen FDP-Bundestagsabgeordneten, der das Kuratorium 1997 zusammen mit der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) und dem Bundesverband Deutscher Privatkrankenanstalten (BDPK) gegründet hatte, mit der Zeit die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Medizintourismus wohl eher eine Marktnische bleiben wird.

Start mit viel Elan

Dabei war der Verein mit viel Elan und Eigenlob gestartet. „Der politische Überbau des Kuratoriums gepaart mit der fachlichen medizinischen Kompetenz unserer Kliniken und den Erfahrungen unserer akkreditierten Partner bietet Kooperationspartnern im Ausland ein hochwertiges medizinisches Austauschforum“, hieß es auf der inzwischen ebenfalls eingestellten Website des Kuratoriums. Neben Thomae gehörten dem Vorstand auch Monika Knoche vom Bündnis 90/Die Grünen, der CDU-Mann Ulf Fink sowie der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Eckhart Lewering an. Selbst die Bundesregierung hatte dem Verein den Rücken gestärkt und unter anderem Kontakte zu ausländischen Regierungen hergestellt.

Dennoch war die Rechnung mit dem vermeintlich lukrativen Geschäft des Patientenimports aus dem Ausland nicht aufgegangen, schon gar nicht für die dem Kuratorium angeschlossenen zahnmedizinischen Institute, die sich die Mitgliedschaft immerhin mehrere tausend Euro haben kosten lassen. So ist weder bei der Heidelberger Habios Praxisklinik für Implantologie noch bei der privaten Zahnklinik Hahnerhof in Ratingen jemals ein Patienten auf Vermittlung einer der vom Kuratorium akkreditierten Service-Agenturen auf dem Behandlungsstuhl gelandet. Die Enttäuschung ist entsprechend groß.

„Bevor es das Kuratorium gab, habe ich jahrelang auf eigene Faust versucht, Patienten aus dem Ausland zu akquirieren und wusste daher, wie schwierig dies ist. Man muss sehr viel Zeit und Geld investieren und letztlich steht der Aufwand in keinem Verhältniszum Erfolg. Deshalb fand ich die Idee, dass sich ein Verein, noch dazu unter bundesdeutscher Flagge, so einer Sache annimmt, eigentlich sehr gut“, meint Dr. Michael Ottenstreuer von der Hahnerhof-Klinik.

Zeiten haben sich geändert

Gleichwohl räumt er trotz der unerfüllten Hoffnung auf einträgliche Nebeneinnahmen fast schon entschuldigend ein, dass sich die Zeiten für das Medizintourismus- Geschäft inzwischen geändert haben. „Vor gut acht Jahren hat es durchaus noch Sinn gemacht zu versuchen, zum Beispiel aus Großbritannien, den Niederlanden oder den Ostblockstaaten Patienten abzuwerben. Inzwischen geht der Trend eher in die andere Richtung, denn diese Länder kaufen lieber Leistungen im Ausland ein oder investieren ins eigene Gesundheitssystem, um die Versorgung vor Ort zu verbessern.“

Dies ist auch das Fazit von Thomae. Denn auf mangelndes Engagement ist das Scheitern des Kuratoriums nicht zurückzuführen. Immerhin hat der Verein unter anderem Kooperationen mit den EU-Ländern Norwegen, Dänemark, Großbritannien und den Niederlanden auf die Beine gestellt, die allerdings vornehmlich auf den Kliniksektor abzielten.

„Aber es kamen einfach mit der Zeit immer weniger Patienten nach Deutschland“, erklärt Thomae. Zahlen der DKG bestätigen den rückläufigen Trend. Belegten vor gut zehn Jahren jährlich noch etwa 70 000 bis 75 000 ausländische Patienten Betten in deutschen Kliniken, sind es inzwischen im Schnitt nur noch etwa 60 000. Auch hat sich herausgestellt, dass der Medizintourismus, wenn überhaupt, dann am ehesten in den Grenzgebieten stattfindet.

Hauptursache hierfür ist nach Ansicht von Thomae: „Die Regierungen, zum Beispiel von Großbritannien und Dänemark, können es sich einfach nicht leisten, einen politischen Imageschaden zu riskieren, nur weil sie die chronische Unterversorgung in ihren Ländern nicht in den Griff kriegen. Also setzen sie alles daran, um dies zu verhindern.“ Selbst die Staaten in Saudi-Arabien gingen zunehmend dazu über, in die Versorgung im eigenen Land zu investieren.

So ganz lassen kann der ehemalige Gesundheitspolitiker von der Idee, mittels eines Kuratoriums für deutsche Spitzenmedizin im Ausland zu werben, dennoch nicht. Demnächst will er einen zweiten Anlauf wagen und dem allgemeinen Trend folgend vor allem medizinische Fachkräfte, Know-how im Management und in der Fort- und Weiterbildung sowie die erforderliche Technik ins Ausland exportieren.

Petra SpielbergRue Colonel Van Gele 98B-1040 Brüssel

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