Zahnärztliche Befundung via Smartphone

Zahnärzte erkennen anhand von Elternfotos präziser Karies bei Kindern

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Zahnmedizin
Lässt sich offene Kinderkaries mithilfe von Smartphone-Fotos der Eltern präziser beurteilen als bei klinischen Untersuchungen in der Praxis? Ein US-Team kommt zu der Antwort: Ja!

In dem Beitrag „Diagnostic accuracy of detecting caries and other intraoral findings using parent-obtained smartphone photographs in teledentistry“, der in der Augustausgabe des Journal of the American Dental Association als Titelgeschichte veröffentlicht wurde, verglichen die Forschenden die zahnärztlichen Befunde anhand der von den Eltern geschickten Fotos mit den zahnärztlichen Befunden aus klinischen Untersuchungen am Behandlungsort. Die Eltern folgten dabei einer Anleitung zum Aufnehmen der Fotos.

So reichten die Eltern intraorale Fotos der Kindergebisse für eine Telezahnarzt-Beratung ein, bevor die zahnärztliche Rehabilitation im Operationssaal durchgeführt wurde. Zwei qualifizierte Zahnärzte dokumentierten anhand der Fotos die Hart- und Weichgewebebefunde. Diese Befunde wurden mit den im Operationssaal erhobenen klinischen Befunden verglichen.

Sensitivität, Spezifität, Wahrscheinlichkeitsquotienten, Prävalenz, Genauigkeit sowie positive und negative Vorhersagewerte wurden für Okklusions-, Frontal- und kombinierte Aufnahmen berechnet. Das Fagan-Nomogramm wurde zur grafischen Vorhersage des Kariesrisikos verwendet.

Von den 138 Kindern (414 Fotos), die in die endgültige Analyse einbezogen wurden, befanden sich 97 im Milchgebiss und 41 im Wechselgebiss. Das Durchschnittsalter betrug 4,9 Jahre. Die meisten waren männlich (58,7 Prozent), weiß (50,7 Prozent), Medicaid-versichert (62,3 Prozent) und hatten keine begleitende Krankengeschichte (66,7 Prozent). Alle hatten eine hoher Kariesprävalenz. Die Fotos zeigten Okklusions- beziehungsweise Frontalaufnahmen.

Es ging darum, Patienten ohne Karies korrekt auszuschließen ...

Für jede fotografische Ansicht berechneten die Studienautoren die Spezifität, also die Fähigkeit, Patienten ohne Karies korrekt auszuschließen, und die Sensitivität, also die Wahrscheinlichkeit, Patienten mit Karies korrekt zu identifizieren. Alle Ansichten wiesen eine hohe Spezifität für die Karieserkennung auf, die zwischen 97,1 und 100 Prozent lag.

Mit Ausnahme der vorderen Unterkieferzähne, bei denen die Sensitivität 67,2 Prozent betrug, zeigten die Okklusions- und Frontalaufnahmen des Oberkiefers zusammen eine Sensitivität von 94,8 bis 99,1 Prozent bei der Erkennung von Karies im Milchgebiss, wenn alle Ansichten kombiniert wurden.

... und darum, Patienten mit Karies korrekt zu identifizieren

Ähnliche Trends wurden beim Wechselgebiss beobachtet. Kombinierte Fotos wiesen eine Genauigkeit von 94,1 bis 100 Prozent auf.

„Wir fanden heraus, dass von den Eltern mit dem Smartphone aufgenommene Fotos im Vergleich zu klinischen Untersuchungen im OP zur präziseren Beurteilung von offener Karies bei Kindern im Milch- und Wechselgebiss verwendet werden können“, stellten die Forschenden fest. Im Milchgebiss seien Sensitivität und Spezifität aller drei Fotos (Frontal-, Oberkiefer- und Unterkiefer-Okklusionsfotos) ausgezeichnet gewesen, was auf eine hohe Genauigkeit bei der Karieserkennung hindeute.

„Weitere Forschung ist nötig, um die Genauigkeit dieser Fotos zur Erkennung von intraoralen Weichteilbefunden, Demineralisation und kavitierten Kariesläsionen bei Kindern mit geringerem Risiko zu untersuchen“, schlussfolgern die Wissenschaftler. „Unsere Studienergebnisse weisen jedoch auf die Nützlichkeit von Smartphone-Fotos der Eltern zur Karieserkennung bei Kindern hin.“

Diagnostic accuracy of detecting caries and other intraoral findings using parent-obtained smartphone photographs in teledentistry, Price, Mirissa D. et al., The Journal of the American Dental Association, Volume 156, Issue 8, 601 - 610.e1

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