Sie wurden erfolgreich abgemeldet!

Oberstarzt Prof. Richard Werkmeister zur Krisenlage

„Auch der Zahnarzt muss in der Lage sein, im Katastrophenfall erste Hilfe zu leisten!“

ck
Gesellschaft
„Die chirurgische Ausbildung von Zahnärzten und Ärzten in Deutschland muss gestärkt werden, um eine effektive Versorgung bei schweren Verletzungen – sei es durch Krieg, Terror oder andere Katastrophen – sicherzustellen“, forderte Oberstarzt Prof. Richard Werkmeister, Direktor der MKG-Chirurgie am Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz.

Chirurgische Teams müssten darauf vorbereitet und dafür ausgebildet sein, schwere Verletzungen zu behandeln – auch wenn sie solche Fälle im Alltag nur selten sehen. Dies gelte nicht nur im Kontext der Landes- und Bündnisverteidigung, sondern auch generell, um im Katastrophenfall handlungsfähig zu bleiben. Erforderlich sei eine enge Zusammenarbeit von Universitäten, Kammern und politischen Entscheidungsträgern sowie eine kontinuierliche praktische Ausbildung und der Ausbau von Traumazentren im gesamten Gesundheitssystem.

„Früher waren Zahnärzte stärker chirurgisch tätig“

„Früher waren Zahnärzte stärker chirurgisch tätig“, sagte Werkmeister auf dem Deutschen Zahnärztetag Ende Oktober in Berlin. „Durch den Fortschritt in der Zahnerhaltung ist die Zahl chirurgischer Eingriffe zurückgegangen. Jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten fehlen daher oft grundlegende chirurgische Fertigkeiten – etwa der sichere Umgang mit Pinzetten, Skalpellen und Nahtmaterial sowie die Versorgung von Wunden und Notfällen.“

Auch der Zahnarzt in einer Kleinstadt müsse jedoch in der Lage sein, im Katastrophenfall erste Hilfe zu leisten. Ein Grund für bestehende Defizite sei die schwierige Patientengewinnung an den Universitäten. Es fehlten Patienten für die Ausbildung des zahnmedizinischen Nachwuchses. „Simulationstrainings sind zwar ein wichtiger Schritt, können aber die Erfahrung am Patienten nicht vollständig ersetzen“, betont Werkmeister.

„Eine umfassende Ausbildung in Tumor- und allgemeiner Unfallchirurgie ist erforderlich!"

„Eine umfassende Ausbildung in Tumor- und allgemeiner Unfallchirurgie ist erforderlich, um Techniken zu erlernen, die auch bei Kriegsverletzungen oder schweren Verletzungen im Katastrophenfall anwendbar sind“, betonte der MKG-Chirurg. Und dieses Können müsse etwa in Curricula immer wieder trainiert werden. Niemand wünsche sich dabei eine Katastrophe herbei, um beispielsweise die Versorgung von Explosionsverletzungen zu erlernen, die nur in solchen Fällen auftreten.

Aber es gelte, die Erfahrungen, die MKG-Chirurgen und Zahnmediziner der Bundeswehr etwa bei Auslandseinsätzen gesammelt haben, in die Ausbildung zu integrieren und das erworbene Können zu trainieren.

„Ukrainische Kollegen haben während des Krieges viel gelernt und leisten hervorragende Arbeit – oft mit internationaler Materialunterstützung“, berichtete Werkmeister. Zudem gebe es verstärkte Kooperationen mit zivilen Fachgesellschaften sowie Seminare zur Wehr- und Katastrophenmedizin mit internationalen Experten.

Auch zivile Krankenhäuser und Rettungssysteme seien gefordert, sich auf Katastrophenszenarien vorzubereiten. „Gut ausgestattete Traumazentren, die alle relevanten Fachdisziplinen – etwa Augenärzte, Neurologen und Unfallchirurgen – einbeziehen, sind unerlässlich“, sagte Werksmeister. Bundeswehrkrankenhäuser wie in Ulm und Koblenz verfügten bereits über solche Strukturen, in denen auch zivile Patientinnen und Patienten behandelt werden. Diese Strukturen und Systeme gelte es zu stärken.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.