Kredit für die Reisekasse

Auf die richtige Karte setzen

Kreditkarten erleichtern ihren Besitzern das Leben: Sie erlauben bargeldloses Bezahlen und sorgen je nach Ausstattung für ein besonderes Image. Doch so manche Plastikkarte erweist sich als zu teuer, weil sie mit zu vielen und überflüssigen Extras ausgestattet ist.

„Bezahlen Sie einfach mit ihrem guten Namen“, umgarnte der Slogan der American Express Karte (Amex-Karte) bereits vor 22 Jahren die potentielle Kundschaft. Wie in den USA ist es auch hierzulande besonders unter Geschäftsleuten beinahe verpönt, mit Bargeld zu bezahlen. Während jedoch beinahe jeder Amerikaner eine oder oft mehrere Karten benutzt und es in den meisten Geschäften geradezu Schwierigkeiten bereitet, mit Bargeld zu bezahlen, haftet hierzulande dem bunten Plastikgeld immer noch der Nimbus des Besonderen an.

Ein Hauch von Exklusivität

Die Embleme von Amex, Visa, Mastercard (beziehungsweise Eurocard) oder Diners-Club füllen inzwischen rund 22-Millionenmal die Brieftaschen ihrer deutschen Besitzer. Zwar akzeptieren der heimische Einzelhandel und die Gastronomie durchaus Bargeld, die meisten nehmen aber auch Karten – meistens die EC-Karte. Auf internationalen Reisen lohnt sich eine Kreditkarte. Dabei sollte der Kunde darauf achten, um welche Art der Bezahlkarte es sich dabei handelt. Denn Karte ist nicht gleich Karte. Entscheidend ist das Abrechnungssystem:

Charge-Karten

Der Begriff Charge stammt aus dem Englischen und bezeichnet eine Gebühr oder etwas, das in Rechnung gestellt wird. Bei Charge-Karten erhält der Besitzer am Ende eines Abrechnungszeitraums eine Aufstellung der Belastungen. Dann wird der gesamte Rechnungsbetrag per Lastschrift vom Girokonto abgezogen. Alle Diners-Club- und American Express Karten sind Charge-Cards. Aber auch die meisten Mastercards und viele Visa-Cards werden nach diesem System abgerechnet. Dabei ist es für den Kunden wichtig, dass er während des Abrechnungszeitraums einen genauen Überblick über seine Ausgaben behält, damit am Ende das Konto entsprechend gefüllt ist.

Debit-Karten

Der englische Begriff Debit bezeichnet einen Schuldposten, der auf der Sollseite verbucht wird. Bei einer Debit-Card wird jeder einzelne Betrag sofort nach dem Kauf vom Girokonto abgebucht. Der einzige Vorteil, den eine Debit-Card bietet, ist das bargeldlose Bezahlen. Sie funktioniert nur in Verbindung mit einem Girokonto. Die bekannteste Debit-Card ist die EC-Karte. In Deutschland und in weiten Teilen Europas lässt sich problemlos mit ihr bezahlen. Außerhalb Europas empfiehlt es sich, eine der gängigen Kreditkarten zu benutzen.

Prepaid-Karten

Die Landesbank Berlin gibt seit letztem Jahr eine Visa-Kreditkarte gegen Vorkasse heraus. Auf der Karte ist ein Guthaben von maximal 500 Euro gespeichert, das mit zwei Prozent verzinst wird. Der Kunde kann mit der Karte weltweit zahlen – solange das Konto im Plus bleibt. Konzipiert wurde die Karte für Jugendliche. Ähnlich funktioniert die Travelers Cheque Card von American Express. Die Karte wird in Dollar, Euro und Britischen Pfund ausgegeben. Sie wird überall dort akzeptiert, wo man mit der normalen Amex-Karte bezahlen kann. Bei der Ausgabe ist sie mit 200 Euro geladen. Nachschub gibt es im Internet oder per Telefon. Prepaid-Karten sind deshalb besser vor Missbrauch geschützt, weil die Umsätze direkt von der Karte und nicht vom Girokonto abgebucht werden.

Echte Kreditkarten

Besitzer einer echten Kreditkarte verfügen über einen eigenen Kreditrahmen. Der Kunde bekommt meistens eine monatliche Rechnung, die er in einer Summe oder in Raten bezahlen kann. Für die Karte zahlt der Besitzer eine Jahresgebühr. Die von Banken ausgegebenen Karten sind meistens keine echten Kreditkarten, sondern Charge-Karten, weil ihr Besitzer sein Konto überziehen kann. Die Zinsen dafür sind allerdings sehr hoch.

Akzeptanz zählt mehr als Image

Kreditkarten lohnen sich auf jeden Fall für Menschen, die gern auf Reisen gehen und die es in ferne Länder zieht. Für welchen Emittenten und für welche Karte in welcher Ausstattung man sich entscheidet, hängt ganz stark von den eigenen Bedürfnissen ab. Die wichtigste Funktion einer Kreditkarte ist weniger die Image-Pflege als das bargeldlose Bezahlen. Deshalb gehört zu den entscheidenden Kriterien die Anzahl der Vertragspartner weltweit und speziell in den Ländern, die der Kunde besuchen will. Mit 24,7 Millionen bietet Mastercard die meisten Akzeptanzstellen, knapp gefolgt von Visa mit zirka 24 Millionen. American Express pflegt das exklusive Image und schweigt über die Anzahl der Partner. Bei Diners-Club handelt es sich um 8,5 Millionen. Der Kauf mit Karten ist innerhalb der Eurozone in der Regel gebührenfrei. Außerhalb dieser Grenzen kassieren die meisten Emittenten eine Gebühr für jeden Zahlungsvorgang. Ist es wider Erwarten nicht möglich, mit der Karte zu bezahlen, dient das Plastikstück sogar zur Beschaffung von Bargeld am Automaten. Allerdings nicht kostenlos, die Gebühren schwanken zwischen einem und vier Prozent.

Ausgegeben werden die meisten Mastercard- und Visa-Karten von Banken und Sparkassen. Sie bestimmen auch die Höhe der Gebühren. Diners-Club gehört zur Citibank und gibt selbst Karten aus. American Express setzt auf Exklusivität und teilt ebenfalls selbst die Karten aus. Zusammenarbeit gibt es nur mit einigen kleineren Privatbanken und seit neuestem mit der Commerzbank.

Während Visa und Mastercard als Bankkarten bekannt sind, heißt die korrekte Bezeichnung für Diners-Club- und American-Express-Karten Travel- & Entertainment-Karten.

Am Anfang war „The First Dinner“

Die Grundidee war, ein bequemes Zahlungsmittel speziell für eine exklusive Kundschaft zu entwickeln. Als erster erkannte Frank McNamara 1949 die Notwendigkeit einer solchen Karte, als er in einem New Yorker Restaurant feststellen musste, dass er vergessen hatte, Bargeld einzustecken, um die Rechnung zu bezahlen. Zwar löste seine Frau ihn aus, doch von nun an ließ ihn der Gedanke nicht mehr in Ruhe. In der Branche heißt dieser Abend „The First Dinner“. McNamara gründete den Diners-Club mit zunächst 200 Mitgliedern. Die Idee rief weltweit Begeisterung hervor. Der Diners-Club ist inzwischen von seinen Konkurrenten abgehängt worden. Seine Mitglieder aber erleben heute noch den Hauch der Exklusivität.

Um in den Besitz einer Kreditkarte zu gelangen, prüft die Bank oder die Gesellschaft die Bonität des Kunden. Sie holt Auskünfte über Beruf, Monatseinkommen, Haus- oder Wohneigentum ein. Regelmäßige Einkünfte sind Voraussetzung für eine Kreditkarte. Wer sein Konto bereits seit Jahren bei einer Bank oder Sparkasse führt, hat meistens kein Problem, eine Karte zu bekommen. Im Gegenteil: Die Geldinstitute drängen ihren Kunden die Karten geradezu auf.

Volles Vertrauen – in einen Kater

Wie sehr manche Banken ihren Kunden vertrauen, zeigt das Beispiel der australischen Bank of Queensland. Sie stellte eine Visa-Partnerkarte mit einem Dispo über 2 500 Dollar auf den Namen Messiah Campbell aus. Dass es sich dabei um einen Kater handelte, war dort nicht bekannt. Doch Frauchen Katherine war begeistert: Für den Kredit hätte sie drei Jahre lang das Futter für Messiah kaufen können, einen Jahresvorrat Räucherlachs und fünf Portionen Kaviar. Inzwischen hat die Bank die Karte wieder eingezogen und macht sich Gedanken über die Sicherheitslücke.

Kreditkarten dienen zwar vielen Menschen als reines Zahlungsmittel. Doch im Kampf um Umsätze und die Kunden lassen sich die Kartenfirmen viele Extras einfallen, die sie ihrer Zielgruppe als unverzichtbar erklären. Sie statten die Plastikteile mit Versicherungen und verschiedenen zusätzlichen Dienstleistungen aus.

Der Umfang macht den Preis

Deshalb ist es für jeden Nutzer wichtig, vor der Entscheidung für eine Karte diese Dienste genau zu prüfen. Denn sie beeinflussen natürlich die Höhe der Gebühren. Ein direkter Vergleich der Angebote ist nicht möglich. Denn inzwischen gibt es neben den von Banken und Sparkassen so wie von Diners und American Express direkt ausgegebenen Karten viele sogenannte Co-Branding-Karten. Das sind von verschiedenen Firmen in Zusammenarbeit mit einer Kartengesellschaft gestaltete Kundenkarten, die direkt auf die Bedürfnisse der jeweiligen Kundschaft zugeschnitten sind. Wer privat viel reist, ist mit einer Klassik-Tui-Card gut bedient. Für eine Jahresgebühr von etwa 49 Euro bietet sie höhere Gewichtsgrenzen für Gepäck bei Airlines, Rabatte bei Mietwagenfirmen und verschiedenen Hotels, sie schließt eine Reiserücktrittsversicherung mit ein wie eine Reiskrankenversicherung über 31 Tage. Bei Einkäufen außerhalb der Euro-Zone werden keine Extra-Gebühren fällig. Für Guthaben auf dem Kartenkonto gibt es sogar Zinsen. Manche Karten-Emittenten wie die Royal Bank of Scotland (RBS) oder American Express belohnen ihre Kunden mit einer speziellen Versicherung. Danach sind Waren, die mit der Karte bezahlt werden, für eine bestimmte Zeit und bis zu einem bestimmten Gegenwert gegen Raub, Zerstörung und Diebstahl geschützt.

Ballast über Bord werfen

Neben den nützlichen statten Gesellschaften und Banken ihre Karten häufig mit überflüssigen und für den Verbraucher teuren Zusatzleistungen aus. Sie können die Jahresgebühr auf bis zu 100 Euro und mehr treiben. Dafür bekommt der Kunde eine Versicherung gegen Flugverspätungen, Reisegepäckversicherungen oder Kfz-Insassen-Unfallversicherungen. Meistens handelt es sich dabei um Ausschnittdeckungen, wenn eine Versicherung beispielsweise nur im Ausland gilt. Oder aber die Kartenversicherung kommt erst gar nicht zur Geltung, weil der Besitzer bereits eine entsprechende Versicherung hat. Zahlen muss er aber trotzdem. Gegen die vielen Zusatzleistungen spricht auch, dass meist nur der Karteninhaber geschützt ist, die Familie aber nicht. Oder die Versicherung kommt erst dann zum Einsatz, wenn mit der Karte vorher bezahlt worden ist. Die Stiftung Warentest hat herausgefunden, dass viele Kartenbesitzer das komplizierte Vertragswerk nicht kennen oder gar verstehen. Das führt dazu, dass viele Leistungen nicht in Anspruch genommen aber bezahlt werden. Nur bei der Auslandskrankenversicherung hatten einige Befragte schon einmal Ansprüche angemeldet. Vielflieger freuen sich, dass sie beispielsweise mit der Lufthansa-Karte Punkte für Gratisflüge sammeln können. Den gleichen Rabatt gewährt die American-Express-Gold-Card. Für jeden Euro Umsatz gibt es einen Bonuspunkt. Ab 15 000 Punkte fliegt man innerhalb Europa, ab 50 000 Punkte geht es zu internationalen Zielen in aller Welt.

Die Amex-Platin-Plus-Karte erlaubt die Abrechnung auf zwei Konten: geschäftlich und privat. Denselben Effekt erzielt der Zahnarzt aber auch, wenn er sich zwei einfache Visa- oder Mastercard-Karten besorgt und sie je nach Bedarf einsetzt. Eine spezielle Karte für den freiberuflichen Geschäftsmann ist das Amex-Produkt Business-Gold-Card. Gedacht ist, dass der Zahnarzt seine Aufträge bei Dentallabors mit seiner Amex-Karte bezahlt. Dafür bekommt er günstigere Zahlungsziele und eine Ausweitung des Ausgaberahmens.

Der Kreis der reichsten Kunden

Wer seine schwarze Centurion-Karte zückt, dem ist die Aufmerksamkeit des Hotelmanagers oder Ladenbesitzers gewiss. Denn diese einzige, aus Metall gefertigte Karte vergibt Amex ausschließlich an gut Betuchte. Der Kunde kann sich nicht bewerben er wird eingeladen, 1 000 Euro pro Jahr und einmalig 800 Euro Aufnahmegebühr zu zahlen – vorausgesetzt sein Jahreseinkommen beläuft sich auf mehr als ein halbe Million Euro und sein Kartenumsatz beträgt mindestens 150 000 Euro pro Jahr. Dafür bekommt er viele Privilegien, zum Beispiel den „Concierge-Service“: Ein Service-Team bei Amex sorgt für das Wohlergehen der paar Tausend Centurion-Kartenbesitzer. Es kümmert sich um Tischreservierungen in monatelang ausgebuchten Restaurants, Tickets für ausgebuchte Flüge, es beschafft die unmöglichsten Dingen aus weit entfernten Orten, etwa einen Papagei aus Hongkong. Alle Dinge müssen natürlich mit der Karte bezahlt werden. Und darin liegt das Geheimnis des Erfolgs für Amex und die Konkurrenz. Die Gesellschaft kassiert zehn Prozent Anteil von jedem Kauf. Deshalb werden vermögende Kunden besonders gepflegt. Das tut auch Eurocard mit der World-Signia-Card, aber für 200 Euro günstiger.

Zahle – und tue Gutes

Mit einer Karte lässt sich auch Gutes tun. Wer beispielsweise bei Diners-Club mit seiner Karte große Summen umsetzt, bekommt Bonuspunkte, die er in Flüge umwandeln kann. Er kann sie auch spenden, etwa für einen 50-Liter-Wasserkanister oder zehn Malaria-Impfungen in Afrika.

Wer sich als Kartenbesitzer selber etwas Gutes tun will, der achtet auf das wertvolle Plastikstück wie auf seinen Augapfel. So verlangt die Abrechnung schon seine ganze Aufmerksamkeit. Unerklärliche Buchungen müssen sofort per Einschreiben moniert werden. Absolut verboten ist eine Blanko-Unterschrift unter einen Kreditkartenbeleg. Drängt der Autovermieter, der Hoteldirektor oder der Restaurantbesitzer auch noch so sehr zur Eile, etwa mit der Begründung, den Vorgang zu vereinfachen, Finger weg: Denn trägt der Verkäufer eine höhere als die vereinbarte Summe ein, haftet der Kartenbesitzer dafür.

Die Sache mit der Haftung

Ansonsten zeigen sich die Kartengesellschaften großzügig. Die Zahlungsziele liegen bei bis zu 56 Tagen. Und geht eine Karte verloren, haftet der Besitzer für deren Missbrauch nur wenig oder gar nicht. Einzige Bedingung: Er meldet den Verlust sofort seinem Kartenunternehmen, lässt das Konto sperren und erstattet Anzeige bei der Polizei. Nur bei Fahrlässigkeit, also wenn die Karte im unverschlossenen Auto zurückbleibt und dann gestohlen wird, zeigen sich die Gesellschaften schon einmal ungnädig und verlangen eine höhere Beteiligung des Inhabers an den entstandenen Kosten. Bei rund 2 000 Euro liegt der durchschnittliche Schaden je Karte, der bei Missbrauch entsteht.

Wie eine Untersuchung auf Initiative der beiden größten Kartengesellschaften Visa und Mastercard zeigte, liegt aber die größte Gefahr für Missbrauch in der mangelhaften Sorgfalt, die die Akzeptanzstellen bei den Kartendaten ihrer Kunden walten lassen. Bei einem ersten Sicherheitscheck fielen zwei Drittel der Firmen durch. Konsequenz daraus:

Wer sich nicht an den neuen Sicherheitsmaßnahmen beteiligt, haftet in Zukunft für den entstandenen Schaden.

Marlene Endruweitm.endruweit@netcologne.de|_blank

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