Zehn Jahre Zahnärztliche Qualitätszirkel

Beste Bilanz

Anfangs noch skeptisch beäugt – heute bestens bewährt: Qualitätszirkelarbeit bei den Zahnärzten blickt in diesem Monat auf ihr zehnjähriges Bestehen zurück. Und hat als Instrument der Qualitätsförderung ihren festen Platz in der Kollegenschaft gefunden.

Im Jahre 1995/96 startete das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) in Zusammenarbeit mit der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe (damaliger Präsident: Dr. Dr. Jürgen Weitkamp) einen Modellversuch von Qualitätszirkeln im zahnärztlichen Versorgungsbereich.

Ziel dieses wissenschaftlich begleiteten Pionierprojektes war es damals, herauszufinden, wie die Wirkungsweise eines solchen Qualitätsförderungsverfahrens unter den spezifischen Arbeitsbedingungen von Zahnärzten aussieht und natürlich auch, welche Akzeptanz ein solches Verfahren bei Zahnärzten überhaupt findet. Dies erschien vor allem auch deswegen interessant, weil die Qualitätszirkelidee bei Ärzten im ambulanten und stationären Sektor vor mittlerweile rund 15 Jahren sich schon recht lebendig entwickelt hatte und vielerorts mit viel Engagement betrieben wurde (siehe Kasten).

Die Grundidee des Qualitätszirkels, nämlich eine selbstbestimmte, am Versorgungsalltag orientierte Form der Kleingruppenarbeit unter „Seinesgleichen“, also im innerprofessionellen Diskurs, zu kreieren, hatte in der damals verstärkt andrängenden Qualitätssicherungsdiskussion im Gesundheitswesen auch für die Zahnärzteschaft natürlich einen eigenen Reiz. Die Frage war nur, ob beziehungsweise inwieweit Zahnärzte mit dieser speziellen Form in einem selbstgewählten Themenrahmen eine Heimat finden würden.

Pionierarbeit in Westfalen-Lippe

An dem damaligen IDZ-Modellversuch waren insgesamt rund 100 niedergelassene Zahnärzte aus dem Kammerbereich Westfalen-Lippe beteiligt, die sich in zehn Qualitätszirkeln regelmäßig über ihre praktischen Arbeitsprobleme und fachlichen Versorgungsfragen austauschten. Sie wurden geleitet durch speziell geschulte Moderatoren, die ebenfalls für den Modellversuch aus dem Kreis der niedergelassenen Zahnärzteschaft in Westfalen-Lippe rekrutiert worden waren. Die wissenschaftliche Betreuung erfolgte durch das IDZ in Zusammenarbeit mit dem Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (AQUA), Göttingen, und der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung, Karlsruhe. Die Dauer der begleitenden Beobachtung war auf rund ein Jahr angelegt. In dieser Zeit wurden sowohl die Zirkelteilnehmer wiederholt zu ihren Erfahrungen und Bewertungen der Zirkelarbeit befragt. Zusätzlich erfolgte eine umfassende Gruppenabschlussdiskussion mit allen beteiligten Qualitätszirkelmoderatoren.

Die Ergebnisse aus diesem spannenden Modellversuch waren insgesamt ausgesprochen ermutigend. Sie erbrachten sowohl hinsichtlich der in den Qualitätszirkeln bearbeiteten Versorgungsprobleme als auch hinsichtlich der Akzeptanz der Teilnehmer für diese Art der „Fortbildung“ hohe Lösungs- und Zustimmungswerte. Fast alle Qualitätszirkel von damals existieren noch heute. Das IDZ brachte zu den Ergebnissen des Modellversuches eine eigene Forschungsmonographie heraus (vgl. IDZMaterialienreihe Band 18, 1. Auflage 1997 und 2. unveränderte Auflage 1998), und vielerorts wird diese Publikation noch heute gerne als Einführungslektüre in die Qualitätszirkelthematik eingesetzt.

Aus dem – sozusagen – zarten Pflänzchen des damaligen Modellversuches zu Zahnärztlichen Qualitätszirkeln bei insgesamt zehn Zirkelgruppen ist mittlerweile (2006) doch ein recht kräftiges Gewächs geworden. Nach Schätzungen aus der fortlaufenden Schulungseinheit von zahnärztlichen Moderatoren durch die Akademie in Karlsruhe und AQUA in Göttingen kann man davon ausgehen, dass

• in fast allen Kammerbereichen der Zahnärzteschaft mittlerweile Qualitätszirkel existieren,

• rund 400 Moderatoren mit rund 4 000 bis 4 500 Zahnärzten bundesweit in Qualitätszirkeln arbeiten und

• die Nachfrage nach Moderatorenschulungen unverändert anhält.

Alles in allem hat sich also das Qualitätsförderungsinstrument „Zahnärztliche Qualitätszirkel“ bestens bewährt und seinen Platz neben anderen Formen der Fortbildung und Qualitätssicherung (zum Beispiel ganz aktuell die neue Qualitätsmanagement-Richtlinie im Rahmen der vertragszahnärztlichen Versorgung) gefunden.

Dr. Wolfgang MicheelisWissenschaftlicher Leiter des Instituts derDeutschen Zahnärzte (IDZ)Universitätsstraße 7350931 Köln

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