Bewährte und innovative Zahnmedizin
Bereits zum Festabend am Donnerstag konnte Gastgeber Michael Schwarz als Präsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer zahlreiche und prominente Gäste begrüßen. Ehe der Festredner Professor Dr. Franz Josef Radermacher die „Perspektiven des Gesundheitswesens in Zeiten der Globalisierung“ skizzierte, äußerten sich Staatsminister Dr. Otmar Bernhard, Bayerischer Staatsminister für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, und der Präsident der Bundeszahnärztekammer Dr. Dr. Jürgen Weitkamp zu aktuellen politischen Entwicklungen und Positionen. Bernhard lobte die Erfolge und das Engagement der bayerischen Zahnärzte in der Prävention. Seine Bekundung, er wolle sich verstärkt für die Prävention im Sinne des gesunden Alterns stark machen, griff Dr. Dr. Jürgen Weitkamp geschickt mit einem Appell zu mehr Durchsetzungskraft in der Bundespolitik auf: Es wäre wünschenswert, auch in Berlin wieder voll die deutliche Handschrift der CSU zu spüren. Mit kritischem Blick auf kommende Veränderungen zitierte er Professor Wolfram Richter, den geistigen Vater des Gesundheitsfonds: „Für mich war der Gesundheitsfonds immer nur die erste Stufe. Für mich ist die zweite Stufe die Auflösung des Gesundheitsfonds, das Ziel aber der Eingang des Gesundheitsfonds in den Bundeshaushalt, die Integration des Beitrages in Einkommens- und Mehrwertsteuer.“ Das, betonte Dr. Weitkamp, sei doch der direkte Weg in die pure Staatsmedizin! Auch die GOZ werde schon mit einem Verfahren, das aus Kaisers Zeiten stammt, über die Zahnärzte gebracht: Sie werde vom BMG „erlassen“! Doch der Bewertungsmaßstab vom Bundesministerium, der sei zu sehr unter wirtschaftlichem Druck erstellt worden, monierte Dr. Weitkamp: Die BZÄK legte eigene Daten für die Berechnung zahnärztlicher Honorare vor, so dass letztlich der Bundestagsausschuss für Gesundheit aufmerksam wurde und eine kleine Anfrage einreichte. „Und plötzlich wissen wir, wieviel Geld für eine Stunde kostendeckend zu errechnen ist. … Auf jeden Fall sind wir vom Statisten zum Player geworden“, ergänzte Weitkamp. Als der BZÄK-Präsident die Systemfrage stellte, ob der Freiberufler für die Politiker eigentlich eine aussterbende Spezies sei, nahm Gastgeber Schwarz den Faden auf: „Sollen wir, von denen man sagt, sie schaffen Arbeitsplätze, eine Randgruppe werden?“ Wie aber solle es Freiheit und Eigenverantwortung geben, wenn die Betreffenden das damit verbundene Risiko scheuten, fragte er.
Dem Festredner Radermacher gelang es wiederum, den auf hiesige Gesundheitsstrukturen fixierten Blick zu lösen und die bevorzugte eigene Vorrangstellung im globalen Kontext zu beleuchten. Die geforderte internationale Angleichung der unterschiedlichen Lebensstandards werde kommen. Und mit einer Wahrscheinlichkeit von zehn Prozent entweder in einem ökologischen Kollaps gipfeln oder mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit mit einer Brasilianisierung in jedem Land die Schere zwischen Arm und Reich öffnen. Oder idealerweise vielleicht doch zu einer ausgewogenen Balance wie in der auf interne Quersubventionierung bedachten Europäischen Union (EU) führen. Doch „der Reichtum Europas kommt daher, dass wir eine Mittelschicht haben!“, betonte der Ökonom deren Wichtigkeit für stabile Prosperität. Und warnte davor, sie aus Geldnot zu erodieren.
Das anerkannt leistungsstarke Niveau der Zahnärzte hierzulande wurde am folgenden Tag auch auf der Pressekonferenz deutlich. BLZK-Vize Christian Berger, flankiert von Prof. Dr. Andrea Wichelhaus, Leiterin der Klinik für Kieferorthopädie und Kinderzahnmedizin der Universität Basel, und Prof. Dr. Peter Pospiech von der Arbeitsgemeinschaft für Keramik und Geschäftsführender Direktor des Universitätsklinikums Saarland, lieferte den Medienvertretern exemplarische Einblicke in die Möglichkeiten und – prospektiv – auf die Hoffnungen der modernen Zahnmedizin.