Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser,

das erste Jahr seit Verabschiedung des GKVWettbewerbstärkungsgesetzes geht zur Neige. Eine Bilanz will trotzdem niemand ziehen. Was bisher umgesetzt ist, zum Beispiel die allgemeine Versicherungspflicht oder die Gründung des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen, hat viele Fragen aufgeworfen und wenig Antworten gebracht. Es ist ja auch ein Pappenstiel gegen das, was nach erklärtem Willen des Gesetzes noch kommen soll. Die wirklichen Betonplatten für den Weg zur Einheitsversicherung – Gesundheitsfonds, Morbi RSA und PKV-Basistarif – werden ja erst später verlegt.

Trotzdem setzt in Teilen der Politik vermehrt Nachdenken ein – letztlich provoziert durch die nicht verebbenden Sachargumente aus Expertenkreisen der Leistungsträger und -zahler des Gesundheitswesens. Vielleicht ist das einer der wenigen Vorteile des Gesetzes, dass es in mehreren Wellen auf die Gesellschaft einschlägt.

Auffällig ist – abgesehen von Fundamentalforderungen aus Teilen der Opposition zur Abschaffung von Wahltarifen – die konstante Vorbereitung der Betroffenen auf die noch drohenden Veränderungen. Man weiß nur zu gut: Selbst wenn die politischen Machtverhältnisse sich ändern – was sich nicht mal in den Sternen abzeichnet–, wird sich das Rad im deutschen Gesundheitswesen nie mehr ganz zurückdrehen lassen.

Also bereitet sich alle Welt auf die bevorstehenden Grabenkämpfe vor: Die gesetzlichen Krankenkassen üben sich im Pseudo- Wettbewerb. Die Privaten warten auf Karlsruhe und verkaufen gleichzeitig ihr Fell fetzenweise durch ein vermehrtes Angebot von GKV-Zusatzversicherungen. Die Ärzte streiten sich untereinander um Verhandlungsrechte und Vertragsoptionen. Kapitalgeber starten immer wieder neue Versuchsballons.

Alles das erweckt den Anschein, dass die Beteiligten in ihrem Handeln in dem Maß an Geschwindigkeit zulegen, wie sie ihre eigentlichen Ziele aus den Augen verlieren.

Um so wichtiger wird in nächster Zeit das sachbezogene, durchdachte, intensiv geprüfte und abgecheckte Planen und Vorbereiten jetzt notwendiger Schritte, die für den Erhalt eines funktionierenden Gesundheitswesens nötig sind. In den berufsständischen Vertretungen der Zahnärzteschaft fällt jedenfalls eine stringente Kette konzeptioneller Veranstaltungen auf, die nach dem Prinzip „Erst denken, dann handeln!“ erfolgen. Dort, wo Einigkeit über Ziel und Weg besteht, wird es auch in der gegenwärtigen Sachlage weitergehen.

Klar: Man wird die Welt nicht anhalten können, aber mit Vernunft und Geschick kann man vielleicht noch verhindern, dass Fehldenker im Gesundheitswesen Mutter Erde wieder zur Scheibe machen.

Das jedenfalls wünscht sich Ihr

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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