Jahrestagung der DGEndo

Quer durch den Wurzelkanal

228823-flexible-1900
Heftarchiv Zahnmedizin
pr
Die Deutsche Gesellschaft für Endodontie veranstaltete ihre 6. Jahrestagung vom 18. bis zum 20. Oktober in Düsseldorf. Über 280 Teilnehmer besuchten diese Veranstaltung. Vor Tagungsbeginn fanden bereits die schriftlichen und mündlichen Prüfungen der Curriculum-Absolventen der DGEndo sowie zwei Workshops statt.

Dr. Thomas Clauder, Hamburg, der ehemalige Vizepräsident der DGEndo, behandelte in seinem Workshop die Indikationen und die klinische Anwendung des Mineral-Trioxid- Aggregates. Dieses Material hat seine Haupteinsatzgebiete in der Perforationsdeckung und der retrograden Wurzelkanalfüllung. Zur gleichen Zeit gingen Dr. Carsten Appel, Niederkassel, Präsident der DGEndo, Dr. Clemens Bargholz, Hamburg, Vizepräsident der DGEndo, und Prof. Dr. Roland Weiger, Basel, im 3. Literaturworkshop darauf ein, wie man wissenschaftliche Veröffentlichungen richtig auswertet. Den Teilnehmern wurde der Sinn für kritisches Lesen geschärft.

Die Fallpräsentationen aus den Reihen der Mitglieder endeten in der Verleihung des „canal award“ an zwei Kollegen. Der mit 1 000 Euro dotierte „canal award“ ist eine Auszeichnung für die besten Fallpräsentationen. Dr. Gary Carr, San Diego, stellte seine Themen ganz nach seinem Motto „Be the best you can be!“ dem Auditorium auf beeindruckende Art und Weise vor. Während des Vortrags mit dem Titel „Revisionen in der Endodontie“ plädierte er für ein Umdenken im Bezug auf die Bakterielle Infektion. Denn bei einem primären Misserfolg seien meist nicht einzelne Keime, sondern ein Konglomerat an Bakterien (Biofilm), dass aus vielen unterschiedlichen Mikroorganismen besteht, dafür verantwortlich. Dieser Biofilm weist Stoffwechselmöglichkeiten und eine Widerstandsfähigkeit auf, die die einzelnen Keime nicht besitzen. Dementsprechend schwer ist er zu entfernen, auch weil er auf klassische Mitteln, zum Beispiel Antibiotika ,nicht anspricht.

Ergonomische Aspekte bei der mirkoskopgestützten Arbeit standen im Anschluss auf der Tagesordnung. Dr. Carr präsentierte sein ergonomisches Praxiskonzept und hob hervor, dass das wichtigste beim Arbeiten mit dem Mikroskop die perfekte Zusammenarbeit zwischen Assistenz und Behandler sei. Dementsprechend müssen alle Geräte und Materialien so ausgerichtet sein, dass sie mit geringsten Bewegungen zu erreichen sind. Im Weiteren stellte der Referent den Einsatz verschiedener Medien in der digitalisierten Praxis dar. Hierbei ging er besonders auf die Software „TDO“ ein, welche die vollständige Digitalisierung einer Praxis erlaubt. Diese Software verwaltet Bilder und Videos auch patientengebunden. Er zeigte Wege zu guten Bildern durch das Dentalmikroskop auf, wozu ausreichende Beleuchtung, ein Iris-Adapter, Farbkalibrierung der Kamera und des Monitors sowie hoch reflektierende Spiegel als Schlüssel zu hervorragenden Bildern durch das Dentalmikroskop genannt wurden. Sein letzter Beitrag widmete sich der Frage nach Problemen endochirurgischer Eingriffe. Grundsätzlich beurteilt er auch unter Zuhilfenahme aller aktuell vorhandenen Techniken die Prognose eher skeptisch, wobei diese Therapieform in einigen Fällen die orthograde Revision ergänzen kann, und nur in besonderen Fällen einer WSR der Vorzug gegeben werden sollte, zum Beispiel bei nicht entfernbaren Stiftaufbauten. Die Gelegenheit, Dr. Carr in Deutschland zu erleben, war bisher einmalig.

Dr. Arnaldo Castelluci, Florenz, referierte über den Einsatz von MTA in der Endodontie und seine Überlegungen zur Arbeitslängenbestimmung. Bei der Arbeitslängenbestimmung sollte man sich nicht auf nur eine Technik verlassen, sondern vielmehr die röntgenologische, endometrische und taktile Längenbestimmung kombinieren. Seine Ausführungen wurden durch extrem beeindruckende Fallbeispiele ergänzt. In diesem Zusammenhang wurden durch eingespielte Videofilme viele Tricks und Kniffe gezeigt, mit denen auch komplexe Fälle besser zu handhaben sind.

Überstopfen in den Sinus: Der HNO-Arzt ist Pflicht

Prof. Marc Bloching, Homburg/Saar, hatte in seinem Beitrag die chronische Sinusitis und den dramatischen Verlauf, den diese nehmen kann, im Visier. So lautete seine Empfehlung, dass Wurzelfüllmaterial, das in der Kieferhöhle zu liegen kommt, immer durch den HNO-Arzt zu entfernen ist. Im Anschluss sprach Prof. Edgar Schäfer, Marburg, über die Zusammenhänge zwischen der endodontischen Therapie und Endokarditis. Obwohl es vor Kurzem Änderungen für die Endokarditisprophylaxe durch die American Heart Association gab, sollte sich der Zahnarzt in Deutschland zunächst nach wie vor an die Empfehlungen der Europäischen Herzgesellschaft halten, so Prof. Schäfer.

Fachlich war diese Tagung sicherlich der Höhepunkt des endodontischen Fortbildungsjahres, die auch viel Zeit und Raum für den kollegialen Austausch bot.

Dr. Bijan VahediDie ZahnprofisBahnhofstr. 16 - 2071409 Schwaikheim

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.