Überlebenszeitanalysen von teleskopverankerten Teilprothesen und ihre Folgekosten
Im Rahmen der retrospektiven Longitudinalstudie wurden neben der klinischen Bewährung der Teleskop-Prothesen deren Instandhaltungskosten evaluiert. Die Kostenkalkulation wurde unter Berücksichtigung technischer sowie biologischer Mängel der Prothese beziehungsweise des Prothesenlagers und deren notwendigen Korrekturen erstellt. Die Zeitpunkte der Wiederherstellungsmaßnahmen wurden festgehalten und die Kosten den Funktionsperioden der Teleskop-Prothesen zugeordnet. Zudem wurde der Einfluss einiger Faktoren auf die Überlebensdauer der Teleskop-Prothesen, deren Pfeilerzähne sowie auf Art und Anzahl der Prothesenwiederherstellungen ermittelt. Der Einfluss eines Nachsorgeprogramms wurde besonders berücksichtigt
Die Grundlage der Studie bilden die Daten von 554 Teleskopprothesen, die mit einer teleskopverankerten Teilprothese versorgt wurden. Alle Prothesen wurden in der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik des Medizinischen Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Justus-Liebig-Universität Gießen hergestellt.
Von den 554 untersuchten teleskopverankerten Teilprothesen kam es im Beobachtungszeitraum von durchschnittlich 5,29 Jahren in lediglich 26 Fällen zu einem Funktionsverlust (4,7 Prozent), so dass neuer Zahnersatz angefertigt werden musste. In 15 Fällen konnte eine neue teleskopverankerte Teilprothese inkorporiert werden. In elf Fällen musste eine Totalprothese angefertigt werden. Nach durchschnittlich 6,4 Jahren waren noch 90 Prozent der ursprünglich eingegliederten Prothesen vorhanden, nach durchschnittlich 9,34 Jahren waren dies noch 50 Prozent.
Von den 1 758 Pfeilerzähnen wurden im Beobachtungszeitraum 66 Zähne extrahiert (3,8 Prozent). In den meisten Fällen (47 Prozent) war die Extraktion aufgrund einer Zahnfraktur indiziert. Die 90-prozentige Überlebenswahrscheinlichkeit der Pfeilerzähne lag bei 6,9 Jahren. Die 50-prozentige Überlebenswahrscheinlichkeit wurde im Untersuchungszeitraum nicht unterschritten. Die Teilnahme der Patienten an einem Nachsorgeprogramm hatte einen signifikant positiven Einfluss auf die Überlebensdauer der Teleskop-Prothese sowie auf deren Pfeilerzähne.
Maßnahmen zur Wiederherstellung
Die Wiederherstellungsmaßnahmen wurden in folgender, numerisch absteigender Reihenfolge durchgeführt: Entfernung von Druckstellen (26 Prozent), Instandsetzung von Verblendungen (22 Prozent), Unterfütterungen (16 Prozent), Rezementierungen gelöster Primärkronen (10 Prozent), Wiederbefestigung gelöster Prothesenzähne (7 Prozent) und Behandlung von Pfeilerzähnen (6 Prozent). Neuaufstellung der Prothesenzähne, Erweiterung von Prothesen, Reparatur der Kunststoffbasis der Prothesen, Verbesserung der Friktion zwischen Primärund Sekundärteleskop, Neuanfertigung oder Instandsetzung von Primärkronen und Gerüsten sowie Reparaturen an der Metallbasis nahmen jeweils nicht mehr als 3 Prozent aller Maßnahmen ein.
Im ersten Funktionsjahr der teleskopverankerten Teilprothesen wurden im Vergleich zu den übrigen Jahren die meisten Korrekturen durchgeführt. Diese waren überwiegend auf Fehler bei der Herstellung der Prothesen und auf Adaptationsprobleme der Patienten zurückzuführen. Demzufolge war im ersten Jahr nach der Protheseninkorporation auch mit den höchsten Instandhaltungskosten von zirka 100 Euro pro Prothese zu rechnen. In den weiteren Jahren sank dieser Wert auf zirka 55 Euro pro Jahr. Insgesamt verursachten Reparaturen an den Verblendungen der Sekundärteleskope die höchsten Kosten in der Funktionsperiode der Prothesen. Über ein Drittel (216 Euro) der Gesamtfolgekosten von durchschnittlich 522 Euro pro Zahnersatz wurde durch die Instandsetzung der Verblendungen hervorgerufen. Sofortprothesen erhöhten den Wiederherstellungsbedarf und demzufolge die Instandhaltungskosten des Zahnersatzes. Die Prothesenlokalisation (Ober- oder Unterkiefer) sowie die Anzahl und die Topographie der Pfeilerzähne im Kiefer hatten insgesamt keinen Einfluss auf die Höhe der Instandhaltungskosten.
Dr. Andrea WeberSchwarzacker 31 a35392 Gießenannywe@yahoo.de