Gastkommentar

Sozialer Sprengstoff

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Die Ergebnisse der Studie des Robert Koch-Instituts zur Kinder- und Jugendgesundheit sind erschreckend real. Sie unterfüttern jenes vage Bild, das uns durch die Medien häppchenweise Tag für Tag frei Haus geliefert wird. Erschreckend sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse jedoch vor allem wegen der damit einhergehenden Hilflosigkeit.
Klaus Heinemann
Freier Journalist

Natürlich kann man sich den alarmierenden Ergebnissen der Studie des Robert Koch-Instituts zur Kinder- und Jugendgesundheit auch in der Weise nähern, wie es die Bundesgesundheitsministerin tat; im Großen und Ganzen geht es den Kindern in Deutschland gut. Eine derartige Betrachtungsweise geht jedoch haarscharf am Kern vorbei. Wir haben jetzt erstmals eine wirklich aussagekräftige Untersuchung unter nahezu 18 000 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren und müssen erkennen, dass in Deutschland etwas gravierend schief läuft. Nicht etwa zu laufen droht, sondern seit geraumer Zeit eine faktische Fehlentwicklung darstellt.

Die deutsche Gesellschaft zerfällt zunehmend in zwei Teile. Dabei muss unser Augenmerk, muss die allgemeine Sorge jenem wachsenden Teil gelten, der Symptome deutlicher Fehlentwicklung zeigt: Fettleibigkeit, Asthma, Allergien, psychische Erkrankungen. Wir haben es folglich in dieser Gruppe von Kindern und Jugendlichen mit einer Verschiebung von akuten zu chronischen Krankheiten und von somatischen zu psychischen Störungen zu tun. In dieser wissenschaftlich klar eingegrenzten „Kohorte“ wird auch mehr geraucht, Alkohol getrunken, es treten vermehrt Ängste und Depressionen auf, die gesundheitliche Versorgung im Allgemeinen ist wesentlich schlechter. Außerdem neigen diese Gruppenmitglieder in höherem Maße zu Gewalt.

Alles das bildet eine Realität ab, die jenen, die sehenden Auges durch die Städte gehen, längst vertraut ist. Die Dramatik dieser empirisch gewonnenen Fakten gründet sich auf die Erkenntnis, dass alle diese Fehlentwicklungen sich in besonderer Weise dort ballen, wo es sich um Einwandererfamilien oder um sozial schwache Elternhäuser deutscher Kinder handelt. Hier werden Kinder und Heranwachsende schlicht allein gelassen, sehen sich auf sich selbst zurückgeworfen. Nicht selten sind sie auch Opfer gewalttätiger Erwachsener geworden. Wir haben es hier demnach in klassischer Weise mit dem Phänomen erziehungsunfähiger Eltern zu tun.

Was nutzt in Anbetracht dieser Diagnose die Erkenntnis, dass Kinder vor allem Liebe, Zuwendung, Nähe und Vertrauen brauchen? Es hilft auch der pädagogische Ratschlag nicht weiter, dass Halt und Begrenzung, also klare Regeln und Rituale wichtig sind. Es mutet auch geradezu rührend an, wenn das BMG in diesem Zusammenhang eine Endlos-Liste publiziert, in der alle Projekte und Aktivitäten zur Verbesserung der Kindergesundheit aufgeführt sind. Alles das muss schlichtweg scheitern, da die Gesellschaft an die Problemeltern der Problemkinder gar nicht herankommt. Diese Eltern können oder wollen nicht lesen, verpuppen sich in ihrer Parallelwelt oder fliehen aus der Realität in die Drogenwelt.

Mit freiwilligen Angeboten ist diesem Problem nicht beizukommen. Da zu den gesundheitlichen Problemen dieser Kinder oft noch schulische hinzutreten, vor allem bei Ausländerkindern in städtischen Ballungsräumen, droht sich hier ein enormer sozialer Sprengstoff anzusammeln. Ohne Schulabschluss, ohne Job bleibt dann nur die Kriminalität als Lebensziel. Es müssen folglich verpflichtende Instrumente her wie obligatorische Vorsorgeuntersuchungen, mehr Sport und Einführung eines Gesundheitsunterrichts an Schulen, verpflichtender Nachweis von Deutschkenntnissen für Zuwanderer und striktes Verbot von Tabak- und Alkoholkonsum in Schulen und öffentlichen Einrichtungen. Wie gesagt: Kinder brauchen klare Regeln.

Gastkommentare entsprechen nicht immer der Ansicht der Herausgeber.

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