49. Fortbildungswoche auf Sylt

Zahnärzte auf Kanalsuche

Heftarchiv Zahnmedizin
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1 430 Zahnärzte kamen auf die nördlichste der nordfriesischen Inseln, um Vorträge bei 17 Referenten zu hören und in 46 Seminaren ihr „Endo-Können“ zu verbessern. Alles, um noch mehr Zähne ihrer Patienten zu erhalten.

„Ohne Kofferdam keine Behandlung am Endodont!“, das ist die klare Aussage von Dr. Zeppenfeld, Flensburg. Der Kofferdam gewährleistet nicht nur die absolute Trockenheit sondern erleichtert auch die Arbeit, weil das Sichtfeld nicht behindert wird. Er empfiehlt, sich auf wenige Klammern zu beschränken, sie je nach Bedarf mit Fräser und Trennscheibe etwas zu modifizieren, so dass das Personal und der Behandler optimal und schnell damit arbeiten können. Er bevorzugt ein festes Tuch (heavy oder extra heavy), eine sichere Lochzange (Ivory) und einen röntgendurchlässigen Rahmen, damit die Kontrolaufnahmen schnell und ohne Behinderung durchgeführt werden können. Weitere seiner Tipps: Wer Interdentalkeile einsetzt, verhindert, dass sich das Gummi um den Bohrer wickelt, Rasiercreme dient als Gleitcreme, mittels einer Arterienklemme kann der Film zur Kontrollaufnahme gehalten werden. Wenn dann noch der Speichelsauger in die Klemme gesteckt wird, spart es die Assistenz, mithilfe eines Retraktionsfadens wird der Kofferdam in den Sulkus geschoben und bei tief zerstörten Zähnen sollte dieser mit Eisensulfatlösung getränkt werden, um die Blutung zu stoppen. Das führe allerdings zu einer Verfärbung des Zahnschmelzes. Sein Extratipp: „Bei verschnupften Patienten ( verhinderte Nasenatmung) setzen Sie ein Schnorchelloch, in dem Sie einen Absaugeraufsatz seitlich durchs Tuch stechen, so hat er Luft zum Atmen. Übrigens: Der Referent wäscht jeden Latexgummi sofort nach Entnahme aus der Packung unter Wasser ab, Allergiepatienten bekommen die latexfreie Variante. Professor Dr. Michael Hülsmann, Göttingen hat zum Thema Röntgen eine klare Meinung: „Wenn der Patient nicht zustimmt, mindestens drei Aufnahmen über sich ergehen zu lassen, mache ich keine Endo-Behandlung!“ Ganz entscheidend ist, mit der Halbbeziehungsweise der Rechtwinkeltechnik zu arbeiten, um auch verborgene Kanäle sicher zu finden. Während der Zahnarzt das Arbeitsfeld, also den Wurzelkanal keimfrei machen soll, ist es die Aufgabe des Personals, diesen Zustand während des gesamten Behandlungsablaufs zu erhalten. Seine Tipps an das Personal: Beim endodontischen Notfall soll nie eine Telefondiagnose gestellt werden, ein sogenanntes „Schmerzfenster“ gehört in den täglichen Terminplaner und: „Vermitteln Sie dem Patienten, das Sie mit ihm leiden und machen Sie die Sache eher schwieriger als sie ist, dann kann der Patient leichter eine langwierige Behandlung ertragen.“ Nach jedem Einsatz soll das endodontische Gerät genau betrachtet werden, auch kleinste Verbiegungen müssen dokumentiert werden. Eine Überinstrumentierung führt oft zu Beschwerden post OP, meist durch extrudierten Debris, ebenso beeinflusst die Extrusion von Füllungsmaterial die Prognose negativ. Die taktile Methode zur Längenmessung wurde von den Referenten ebenso abgelehnt wie die Papierspitzenmethode: Am sichersten sei heute eine elektrische Längenmessung, die jedoch geübt werden muss. Wichtig: Wenn in der Schwangerschaft die Wurzelbehandlung nicht umgangen werden kann, dann nur mit der Messsonde arbeiten. Die Röntgenkontrastaufnahme soll dann nach der Geburt erfolgen und – last but not least – das OP-Mikroskop sollte heute Standard bei jeder endodontischen Behandlung sein, wer hat und kann, arbeitet retrograd mit dem Endoskop!

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