Reihe: Medizinhistorische Museen

Mettmann: Es begann im Neanderthal

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Heftarchiv Gesellschaft
Im Sommer 1856 fanden Steinbrucharbeiter im Neanderthal die Skelettreste eines fossilen Menschen, der zu Weltruhm gelangte. An diesem historischen Ort steht heute das Neanderthal Museum. Es erzählt die Entwicklungsgeschichte der Menschheit.

Seit der Eröffnung im Jahre 1996 durch die Stiftung Neanderthal Museum fasziniert die Ausstellung in Mettmann bei Düsseldorf ein großes Publikum: Jährlich kommen über 170 000 Besucher. Im Museum ist Europas größte Sammlung wissenschaftlich genauer Abgüsse von über 50 steinzeitlichen Individuen aus 39 Fundorten in Afrika, Asien und Europa untergebracht. Die Sammlung macht dem Besucher die Entwicklungsgeschichte der Menschheit anhand von Schautafeln, Plastiken sowie einer 3–D-Animation erlebbar. Hauptattraktion und gleichzeitig wissenschaftliches Highlight sind die rekonstruierten lebensechten Figuren des Neanderthalers. Die Schädelkopie eines zirka dreijährigen Australopithecus ist eines der ältesten Stücke.

Auf vier Ebenen wird der lange Weg der Menschheit aus den Savannen bis in die Großstadt gezeigt. Zu Beginn stehen die Geschichte des Neanderthals sowie die Fundgeschichte des Skelettes und dessen Bedeutung für das Evolutionsgeschehen. Es folgt ein Zeittunnel, der die sechs wichtigen Abschnitte der Menschheitsgeschichte von vier Millionen Jahren bis zum heutigen Zeitpunkt nachstellt. Die biologische Entwicklung des Menschen von den ersten aufrechten Gehversuchen der Australopithecinen bis zur heutigen Zeit wird hier nachvollzogen. Zu den Exponaten zählen Steinwerkzeuge, die Demonstration von Bestattungen der Neanderthaler, monumentale Grabanlagen der ersten Ackerbauern und Kunstwerke der letzten Eiszeitjäger.

Rückschlüsse auf die Ernährung

Auch die zahnmedizinischen Aspekte werden berücksichtigt. So kann der Besucher anhand von diversen Gebissen nachvollziehen, wie sich das Nahrungsverhalten sowie das Aussehen von Zähnen im Laufe der Entwicklung veränderte und wie aus den anfänglichen Jägern Ackerbauern und Viehzüchter wurden. Denn anhand der Kauflächen der Backenzähne lassen sich Rückschlüsse auf die bevorzugte Nahrung der vor 300 000 bis 30 000 Jahre lebenden Menschen ziehen. Weiterhin bekommt der Besucher einen rund 40 000 Jahre alten Milchzahn eines etwa zwölfjährigen Kindes sowie den Backenzahn eines Erwachsenen zu sehen. Ein urzeitliches Zungenbein, dass dem des heutigen Menschen anatomisch identisch ist, bestätigt die Vermutung, das sich die Neanderthaler schon mittels Sprache verständigten.  

Der Fundort des Skeletts ist als archäologischer Garten inszeniert worden und verdeutlicht die wechselvolle Geschichte des Neanderthals. Es werden Pflanzen des Eiszeitalters sowie eiszeitliche Pflanzengesellschaften gezeigt. In der Steinzeitwerkstatt können die Besucher den Alltag der steinzeitlichen Vorfahren durch Bearbeitung von Sehnen, Knochen und Leder selbst ausprobieren und nachvollziehen.

Dr. Wibke KnönerTiergartenstraße 2930559 Hannover

Die Autorin ist Vorsitzende des Arbeitskreises Geschichte der Zahnheilkunde der DGZMK, einem freiwilligen Zusammenschluss von Zahnärzten und Wissenschaftlern, die sich mit der Geschichte der Zahnheilkunde befassen. Weitere Interessenten sind willkommen. Kontakt: E-Mail: wknoener@web.de, Tel: 0511/514637, Fax: 0511/5109623 

Das diesjährigeFrühjahrstreffendes Arbeitskreises findet am 21. und 22. April 2007 in Biedenkopf-Wallau bei Arbeitskreismitglied Wolfgang Busch statt, um dessen Privatsammlung zu besuchen. Weitere Details bei Dr. Wibke Knöner.

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