Von Haken, Ständern und anderen Helfern

Schirm, Charme und Garderobe\r

Charmante Lösungen für nasse Schirme und Mäntel signalisieren dem Patienten, sobald er über die Schwelle tritt: Diese Praxis kümmert sich um seine kleinen Belange wie um seine großen. Ein perfekter Eingang bedarf jedoch eines stimmigen Konzeptes.

Jetzt herrscht wieder nasses, windiges Regenwetter bei früher Dunkelheit, da hellt auch die Zeitumstellung das Gemüt herzlich wenig auf. Um so erfreuter registrieren die Menschen, wenn sie jetzt unerwartet einem freundlichen Blickfang begegnen. Erst recht auf dem Weg zum Zahnarzt.

Lotsen gefällig

Zum Beispiel in Gestalt einer ungewöhnlichen farbigen Leuchte in Form eines Zahnes im Eingangsbereich. Da fällt der Gang über die Türschwelle gleich ein Stück leichter. Und wenn der Praxisinhaber seinen Patienten dann noch die Möglichkeit bietet, ihre nassen, verschmutzten Schuhe auf einer einladenden Fußmatte mit Zahnmotiv abzutreten, dann fühlen sie sich willkommen. Die Neonleuchte gibt es mundgeblasen in einer Höhe von 38 Zentimetern, die Fußmatte aus Olefin Teppichfaser mit Vinylbeschichtung in drei verschiedenen Größen – vom Türzargenformat für den Eingangsbereich bis zur Teppichgröße.

Wichtig dabei: Der Fußabtreter muss rutschfest sein. Im Zweifel sollte der Zahnarzt ihn daher mit einer zusätzlichen Beschichtung versehen oder auf dem Boden festkleben.

Design mit Haken

Bei der Anmeldung am Empfang können die Patienten als erstes ihre tropfenden Regenschirme abstellen. Natürlich tut es dazu auch ein beliebiger Allerwelts-Schirmständer. Charmanter wäre ein originelles Stück – der Auswahl sind kaum Grenzen gesetzt. Moderne Schirmständer gibt es aus mattem, gebürstetem oder poliertem Edelstahl, aus Aluminium oder aus Kunststoff, rund oder eckig, funktional oder verspielt. Für Liebhaber des antiken Stils stehen Modelle aus dekorativ verziertem Gusseisen oder Messing zur Auswahl.

Oder der Zahnarzt betont mit einem Designerstück die Individualität seiner Praxisgestaltung. Die Auswahl ist ziemlich vielfältig, wie sich beim Besuch im Einrichtungshaus oder bei der Suche im Internet zeigt. Der italienische Designer Gino Colombini schafft hier wahre Schmuckstücke. So hellt zum Beispiel der zylindrische Schirmständer „7610“ aus transparentem Kunststoff mit seinen freundlichen, frischen Farben auch die griesgrämigste Regenwetterstimmung auf.

Ein weiterer bunt verspielter Klassiker ist das Modell „AKI“ – das japanische Wort für Herbst, kreiert von Designer Rodolfo Bonetto. Der Schirmständer ist aus gepresstem Polyäthylen in den Farben eis, orange, gelb, himmelblau und lichtgrau erhältlich. Mit seiner geometrischen Form und dem legosteinartigen Aussehen mutet er fast wie ein Kunstobjekt an. Ähnlich übrigens wie das futuristisch aussehende Modell „Zontik“, von Karim Rashid entworfen, das ebenfalls aus Polyäthylen in verschiedenen Farben gefertigt wird.

Ganz auf elegante Stahlrohr-Optik im Stile des Bauhauses setzt der Schirmständer „1017“. Das Modell des bekannten niederländischen Möbeldesigners Willem H. Gispen aus dem Jahr 1934 fügt sich hervorragend in eine zeitlos-klassische Praxisgestaltung ein. Eher verspielt präsentiert sich dagegen das aus spiralförmigem Edelstahl gefertigte und für den exotischen Märchenpalast des Maharadschas von Indore bestimmte Modell „Usha“ aus dem Jahr 1932 (Designer: Eckart Muthesius). Der wahrlich exotische Schirmständer wurde durch eine Schlange inspiriert, die sich bei einer Beschwörung emporwindet. Und ebenfalls aus den 1930er-Jahren stammt der Schirmständer „115“ vom berühmten finnischen Designer und Architekten Alvar Aalto aus klar lackierter Birke mit Messingeinsatz.

Fratelli Campana entwarf aus glänzend poliertem und kunstvoll ineinander „verwobenem“ Edelstahl das verspielte Modell „Blow up“. Ganz flach gehalten ermöglicht der Schirmständer „Barcelonés“, von Pep Bonet aus Aluminiumguss und poliertem rostfreiem Stahl designed, durch seine lineare Aufteilung ein unbegrenztes Vergrößern durch Hinzufügung weiterer Teile. Was nötig werden kann: Denn er ist – nur 16 Zentimeter tief – für schmale Flure gedacht. Da in ihm jeder Schirm seinen eigenen Platz hat, bleiben die trockenen Schirme vor ihren neu hinzugekommenen nassen Nachbarn geschützt. Kleine teleskopierbare Schirme finden im unteren Rost Platz.

Wenn der Mantel Beine kriegt

Ist der Schirm verstaut, braucht der feuchte Mantel seinen Platz. Übrigens: Einen gesonderten Haftungshinweis braucht der Zahnarzt an der Garderobe nicht anzubringen. Auch wenn die Geschichte nett erheitert, in der der Patient im falschen, daher knapp sitzenden Jäckchen nach Hause kommt und von seiner Frau gefragt wird, ob er denn abnehmen wolle – die Praxis haftet bei Verlust der abgelegten Kleidungsstücke nicht. Das geht aus einem Urteil des Oberlandesgerichts Köln (Aktenzeichen 5 U 63/97) hervor. Demzufolge haftet ein Arzt grundsätzlich nicht für die Garderobe in seiner Praxis – auch dann nicht, wenn der übliche Warnhinweis fehlt. Geklagt hatte eine Frau, deren Pelz in der Praxis gestohlen wurde. Das Gericht war der Auffassung, sie hätte eben besser auf das teure Stück aufpassen müssen. Der Arzt sei lediglich dazu verpflichtet, eine Gelegenheit zum Ablegen von Kleidungsstücken zu bieten. Aus dieser Pflicht ergebe sich aber keine Haftungsübernahme. Denn die Arzthelferinnen seien mit der Erledigung sachbezogener Aufgaben ausgelastet und daher gar nicht in der Lage, die im Garderobenbereich abgelegten Kleidungsstücke ständig unter Kontrolle zu halten.

Anders läge der Fall jedoch dann, wenn die Patientin die Helferin ausdrücklich um einen sicheren Aufbewahrungsort gebeten und auch explizit zugewiesen bekommen hätte. Hätte sie daraufhin das Kleidungsstück auf Veranlassung des Praxispersonals an die Garderobe gehängt, dann hätte der Arzt im Zweifel für den Verlust haften müssen. Darüber hinaus könnte eine Haftungspflicht entstehen, wenn der Patient keine Möglichkeit hat, selbst auf seine Sachen zu achten. Wer daher ganz sicher gehen will, der schafft nicht nur im Rezeptionsbereich, sondern auch im Behandlungszimmer eine Möglichkeit zur Aufbewahrung teurer Garderobe. Hier findet neben dem Mantel auch die Handtasche ihren sicheren Platz.

Exklusivität mit Stil

Ein farbenfroher Blickfang für jede Praxis ist die Garderobe „hang it all“ vom Vitra Design Museum. Das 1953 vom berühmten amerikanischen Designer-Paar Charles und Ray Eames entworfene Modell besteht aus einer weißen Metallstruktur mit farbig lackierten Holzkugeln. Ein bunter und unverwüstlicher Klassiker, dem kein noch so schlechtes Wetter wirklich etwas anhaben kann!

Passend zum bereits vorgestellten Schirmständer „115“ fertigte Alvar Aalto – ebenfalls aus klar lackierter Birke – die Garderobe „109“ aus dem Jahr 1935. Und Willem H. Gispen designte alternativ zum Solo-Regenschirmständer „1017“ die Wandgarderobe „1012“ – als schlicht funktionalen Kombi-Ständer für Garderobe und Schirm. Passend zur damaligen Zeit inklusive Huthaltern, die dem Ganzen einen nostalgischen Touch verleihen. Die Metallschale am Fuß fängt das Tropfwasser auf.

Noch ein paar Jahre mehr auf dem „Buckel“ als die Modelle von Aalto oder Gispen hat der Garderobenständer „Nymphenburg“. Das deutlich durch die Ästhetik des Jugendstils beeinflusste Modell wurde vom Architekten und Möbelbauer Otto Blümel 1908 für die Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk in München entworfen. Der formschöne Klassiker wird aus vernickeltem Messing hergestellt und fängt auf elegante Weise den Blick. Passend vor allem für stilvoll eingerichtete Altbauten. Für Liebhaber zurückhaltenden Designs bestimmt ist die Garderobe „Doppiopetto“ – auf Italienisch der „Zweireiher“ – aus der Feder von Raul Barbieri. Das betont funktionale Modell besteht aus zwei Reihen mit unterschiedlichen Haken, einer Stange aus lackiertem Stahl und einem gummierten Fußbodenschutz.

Dynamisch expressiv …

Neben diesen klassisch-eleganten Garderoben stehen dem Zahnarzt auch verschiedene Garderoben mit eher dynamisch-expressiven Formen zur Auswahl. Zum Beispiel die aus Nussbaum massiv gefertigte vierbeinige Raumskulptur „Esprit“ von dem Designer Jürgen Sohn, passend für modern eingerichtete Praxen. Ebenfalls auf filigrane Eleganz setzt die Garderobe „naomi“ des Designers Peter Keilbach. Die formschöne, mit dem Designpreis „Form 2000“ ausgezeichnete Garderobe aus lackiertem Eschenholz wird mit geschwungenen Edelstahl-Streben in Form gebracht.

Ein weiteres Modell aus dynamisch geschwungenem Holz ist die Garderobe „Spiga“ – italienisch für „Ähre“ – , die mit ihrer optischen Leichtigkeit jeden Wintersturm im Nu vergessen lässt. Der Entwurf des Designers Ubald Klug besteht aus sieben Wellenbändern aus finnischem Flugzeugsperrholz in Birke natur und bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Ablegen, Aufhängen oder Einklemmen von Hut, Mantel, Jacke, Tasche, Kleiderbügel oder Zeitung.

… oder schräg verspielt

Durch schräg verspieltes Design zeichnet sich das Modell „Trophäe“ aus: Die vom jungen Schweizer Design Label yuniic entworfene Garderobe bietet eine moderne – und garantiert nicht spießige – Interpretation des klassischen Geweihs. Die multifunktionale Hängegarderobe „Colgadissimo“ nach einem Entwurf von Pepe Calvo wiederum setzt sich zusammen aus sieben variabel kombinierbaren Stahlbügeln mit verzinkter Oberfläche. Damit alles an seinem Platz bleibt, schließen schlichte Holzkugeln die Form ab. Die Hängegarderobe erhielt 1997 den Designpreis „Design Plus Award“.

Noch mehr Mut erfordert das stark durch die Siebzigerjahre geprägte Modell „Cactus“ des Designerduos Guido Drocco und Franco Mello. Das Garderoben-Objekt aus grünem Polyurethan bewegt sich mit seiner konsequenten Ästhetik bewusst zwischen Produktdesign und Pop-Kunst.

Robert UhdeGrenadierweg 3926129 Oldenburg

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