Prothetik und Technik als Symbionten
Der erste Tagungstag begann mit Workshops der Industrie und Demonstrationen zu neuen Technologien im Bereich der Implantatprothetik, Funktionsdiagnostik sowie besonderen Werkstoffen. ZTM Jürgen Braunwarth, Stuttgart, begann dann die Vortragsreihe mit seinem Beitrag über die Frage der Farbbestimmung. Er repetierte die Grundlagen der Farbenlehre und behandelte die Frage nach der „digitalen oder konventionellen Farbbestimmung“.
So begann die dreitägige Vortragsreihe von Zahntechnikern und Zahnärzten – jeden Einzelnen aufzuführen würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, doch kann man anhand des Schwerpunktthemas „Internationale Standards in Zahntechnik und Zahnmedizin“ einige Resümees kondensieren.
Internationale Standards in Zahntechnik und -medizin
Hauptaugenmerk lag dieses Jahr auf der Problematik der Konkurrenzfähigkeit deutscher Zahnmedizin und -technik im internationalen Vergleich – auf ökonomischer wie technologischer Ebene – ergänzt durch Einblicke in den oft genannt und diskutierten „Asiatischen Raum“. Eigens dafür waren Prof. Hayashi, Kanagawa/Japan und Prof. Woo, Seoul/Südkorea angereist, um über die zahnärztliche, insbesondere die prothetische Ausbildung in ihren Ländern zu sprechen. Darüber hinaus wurde von beiden Referenten ein Einblick in die zahnmedizinische Versorgung sowie die problematischen Punkte in der Tätigkeit in ihren Ländern dargestellt. So überraschte es, dass in Japan schon durch rigide Zulassungs- und Prüfungsverschärfungen versucht wird, den Zahnärzteüberschuss in den Griff zu bekommen und gleichfalls neue Systeme der Kostenabwicklung zu etablieren. In Korea sind bei staatlich stark reglementiertem Gesundheitsmarkt nur die Kieferorthopädie und die Prothetik als mit dem Patienten frei zu vereinbarende Therapiefelder möglich. So birgt der Zahnarztzuwachs spezialisierter Implantologen einerseits eine schwierige Marktlage für die Praxen, andererseits enorme Zuwachszahlen bei Implantationen, welche über denen von Deutschland liegen.
Beeindruckendes aus Deutschland zeigte ZTM Andreas Klar vom Labor Rübeling & Klar, Berlin: Ihre Symbiose aus CAD-CAM und Funkenerosion, die sie zur „Produktionsreife“ geführt haben, um damit hoch präzise NEM-Teleskopversorgungen bei rund 30 Prozent Zeitersparnis herstellen zu können. Begleitet von Videodemonstrationen wurde der Zuschauer Zeuge, wie binnen weniger Minuten ein poliertes Primärteil aus einem Stahlrohling gefräst wird.
Neben technischen Neuerungen lag der Schwerpunkt aber auch auf ästhetisch herausragenden Lösungen. Angefangen bei individueller Gingivagestaltung, die der ZTM Andreas Kunz, Berlin, vorstellte, bis hin zu aufwendigen Sofortversorgung mit Implantatprothetik mittels Magnetattachments, wie sie Dr. Insa Friedrich, Berlin, zeigte. In puncto Ästhetik geht heute auch kein Weg an Vollkeramik und ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeit vorbei. Darunter fanden sich größtenteils zahntechnische Lösungen, wie unter anderem die computergefräste Überpresstechnik auf ZrO-Gerüsten, vorgestellt von Sebastian Cornelissen, Maartensdijk/Niederlande.
Neuwahl und Ehrungen
Wie alle drei Jahre fanden erneut Wahlen zum Vorstand der „Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie“ statt. Dabei wurden die Professores Weber und Setz als Erster Vorsitzender und Stellvertreter im Amt bestätigt. Zum zweiten Vorsitz wurde ZTM Birk berufen, und ihm als Stellvertreter ZTM Jürgen Mehlert in Wiederwahl zur Seite gestellt.
Im Rahmen der jährlichen Tagung werden auch die Ehrungen des Vereins vergeben. Dieses Jahr wurde Max Legin, ZTM und Lehrer an der Berufsschule Stuttgart, zum Ehrenmitglied der ADT ernannt. Hartmut Stemmann, Zahntechnikermeister aus Hamburg, wurde mit dem „Lebenswerk der ADT“ geehrt.
Der nach Ende der Tagung durch das Auditorium gewählte „Beste Vortrag“ 2007 war Udo Plasters Präsentation über „Mimik und Zähne“. Der Zahntechnikermeister aus Nürnberg sensibilisierte das Auditorium in puncto Patientenaufklärung bezüglich Körperwahrnehmung und komplexer Zusammenhänge von Zahnstellung – Bisslage – Nasenfalten – Mund-Kinnpartie und Gesichtsprofil. Sein Plädoyer: Die Prothetik nicht auf die Zähne zu reduzieren, und den Patient bei einem Laborbesuch in den komplexen Entscheidungsprozess einzubeziehen. So kann maximaler Behandlungserfolg bei höchster Zufriedenheit erreicht werden. Im Rahmen der Vergabe dieses Preises findet unter den Votierenden, als Anreiz zur Teilnahme, eine Verlosung für eine Reise zu zweit (mit freier Partnerwahl durch den Gewinner) statt. Darüber darf sich nun Wolfgang Kunz aus Karlsruhe Gedanken machen.
Festvortrag und Angebote für Patienten und Studenten
Angesprochen und eingeladen waren auch Patienten und Studenten sowie Lehrlinge des Zahntechnikerhandwerks. Eigens für jede Gruppe wurden separate Vorträge angeboten. Eröffnet wurde die parallel zur Tagung stattfindende Vortragsreihe durch den Festvortrag des ehemaligen Stuttgarter Oberbürgermeisters Manfred Rommel. Diesem bereitete es Freude, aufgrund seiner familiären Nähe zur Zahnmedizin durch seinen Onkel, Anekdoten aus Zahnbehandlungen seines Vaters sowie kurzweilige Umdichtungen von Gedichten der literarischen Klassiker zum Besten zu geben.
ADT 2008
Die 38. Jahrestagung vom 22. bis 24. Mai 2008 in Stuttgart wird unter dem Doppelthema: „Vollkeramik – was leistet sie wirklich? – Implantologie – eine restaurative Herausforderung!?“ stehen und wieder mit den neusten Ergebnissen aus der Klinik sowie langjährigen Erfahrungen aus der Praxis aufwarten. Mehr Informationen dazu unterwww.ag-dentale-technologie.de.
ZA Christoph GoldammerZA Fabian HüttigZentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkundedes Universitätsklinikums TübingenAbteilung für Zahnärztliche Prothetikmit Propädeutik und Sektion „MedizinischeWerkstoffkunde und Technologie“Osianderstr. 2-872076 Tübingen