Freiburger Studie über Alterssparer

Mental schon vorgesorgt

Die Deutschen wissen um die Relevanz der Altersvorsorge und ihrer Verantwortung. Doch die verlangte Eigeninitiative überfordert wesentliche Zielgruppen in der Bevölkerung, meint jedenfalls das „Forschungszentrum Generationenverträge“ der Universität Freiburg. Und sieht hier dringenden Informations- und Handlungsbedarf.

Denn eines ist sicher: die Rente! Was der damalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm 1986 plakativ im Land verkündete, kippte längst: 1972 schon zeichnete sich die Umkehrung der Alterspyramide ab, vorbei der Baby-Boom. „Wie sollte ein Generationenvertrag auf lange Sicht mit weniger Einzahlern und zunehmend Älteren mit wachsender Lebenserwartung funktionieren?”, unkten die Kritiker. Ihre Worte verhallten, meist gern überhört. Zur Lösung dieses wachsenden Dilemmas blieb dennoch nur, entweder die Beiträge zu erhöhen oder die Leistungen zu mindern. Oder eben beides.

Es galt, die Rentenversicherung für den demografischen Wandel zu wappnen. Etwa 2001 mit der Kurskorrektur, als der Aufbau privater Altersvorsorge staatlich begünstigt wurde. 2005 führte das RV-Nachhaltigkeitsgesetz die nachgelagerte Besteuerung ein. Der nächste – nur zunächst letzte – Schritt erfolgte dieses Frühjahr durch die Anhebung der Regelaltersgrenzen und die scheinbar erfreuliche „modifizierte Schutzklausel“, deren Ausnutzung die Rente weiter mindert. Bei einer prognostizierten Rente von 43 Prozent und Beitragssätzen von 23 Prozent für 2030 ist vor allem eines sicher: Die Rente von Papa Staat reicht nicht. Nicht um den Lebensstandard zu halten. Das ist bekannt. Eigeninitiative ist gefordert, und zwar vor dem Ruhestand. Auch bekannt. Aber es hapert an der Umsetzung: 20 Prozent der Befragten sind passive „Fördermuffel“. Weil die Infos zu komplex sind, das Geld zu knapp, das eigene Alter zu fern … Und die anderen 80 Prozent? Der Gesundheitsökonom Prof. Bernd Raffelhüschen und sein Freiburger Team zeigten im Auftrag der neue leben Lebensversicherung AG, Hamburg, die Schwachstellen, aber auch die Stärken der staatlichen Förderung bei privater Initiative auf.

Weit weg von dem Genuss der staatlichen Pflichtrente etwa sorgen insbesondere Selbstständige. Mit 370 Euro monatlich liegen sie deutlich über dem allgemeinen Durchschnittswert von 240 Euro. Ihr staatlicher Kandidat sollte die noch junge Rürup-Rente sein, zumal sie bei ihr hohe Sonderausgaben abziehen und damit in die nachgelagerte Besteuerung überführen können. Sie ist allerdings insgesamt nur 10,3 Prozent der Befragten bekannt. Von der Popularität der Riester-Rente (54,9) kann sie nur träumen – allerdings ist ihre Zielgruppe auch deutlich kleiner. Die anderen Produkte passen eben Angestellten besser; neben Riester nennen sie besonders oft Kapitalbildende Lebensversicherungen (52,9) sowie die betriebliche Altersvorsorge (45,7), die aber beide wegen gesetzlicher Änderungen mittlerweile weniger nachgefragt werden. Doch obwohl die Riester-Rente fürs kleine Portemonnaie maßgeschneidert wurde, erreicht die durchaus lohnenswerte Förderung gerade diese Zielgruppe nicht: Wer jeden Cent umdrehen muss, winkt gleich desinteressiert ab. Auch junge Leute bis 24 Jahre haben mit der Altersvorsorge meist „keinen Vertrag“.

Informiert und aktiv sind eher Berufstätige ab Mitte Zwanzig bis Ende Vierzig, die ab 1 000 Euro brutto aufwärts verdienen. Wählen sie das passende Produkt und sparen in der individuell richtigen Höhe, erzielen sie eine Förderung von bis zu zwei Dritteln; im Schnitt können Berechtigte pro Jahr über alle Wege der Altersvorsorge staatliche Förderungen in Höhe von 740 Euro erreichen. Geringverdiener sparen 50 bis 80 Euro im Monat, Spitzenverdiener 450 Euro.

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