Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
Winston Churchill hätte es mit seinem legendärem „no sports“ heute sicher nicht leicht. Bewegungssport und das entsprechende Basteln am freizeitathletischen Äußeren sind längst Teil unseres gesellschaftlichen Kathechismus. Prominenz, die das anders sieht, nimmt es entweder komödiantisch – oder schweigt verdrossen.
Mehr noch: Die scheinbar grenzenlose Bewunderung für das „Höher, schneller, weiter“ im Leistungssport hat – trotz des Wissens um die Eskapaden mit leistungssteigernden chemischen Helferlein – bis in die Riege des Hobbysports abgefärbt.
Dessen Spitzen haben, getragen vom Motiv „no risc, no fun“, das paracelsische „Dosis sola Venenum fecit“ längst hinter sich. Das gilt nicht nur für die Anabolika fehlgeleiteter „Schwarzeneggers“, sondern auch für das richtige Gefühl, wann Bewegung zu Überlastung oder gar Unfall führt. Die ihren Idolen nacheifernden Freizeit-Messners und -Ullrichs suchen den „ultimativen Kick“ längst auf fast allen Gipfeln und Straßen. Die Folgen haben Bergwacht, Rettungsdienste und Krankenkassen zu zählen.
Schon beim Thema „Zahnunfall“ zeigt sich, wie viel Bedarf an Aufklärung und Therapie besteht. Allein die sich an der Sportwelt und Risikobereitschaft der Erwachsenenwelt orientierenden Kinder haben hier nach wie vor ein hartes Los zu tragen: Auch heute noch erleidet jedes zweite Kind mindestens ein unfallbedingtes Zahntrauma. Das Wissen um die richtige Reaktion auf den Zahnunfall ist oft extrem gering.
In sechs zm-Beiträgen zum Thema – konzipiert als Frühjahrsfortbildung in diesem Heft – bieten wissenschaftliche Experten die Möglichkeit, das aktuelle Wissen aufzunehmen, zu verarbeiten, im Rahmen der interaktiven Fortbildung zu kontrollieren und bei Erfolg mit dem entsprechenden Leistungsnachweis zu dokumentieren.
Soviel zur Diagnose und Therapie. Aber was ist mit der Vorsorge? Hier gibt es immer noch Aufklärungsbedarf bei Eltern und Schulen. Deshalb haben die zm das zum Selbstkostenpreis abzugebende Zahnunfall-Sofortmaßnahmen-Plakat aktualisiert und als Angebot (siehe Seite 27) in den Leserservice übernommen.
Sollte diese Form der Vorsorge Schule machen, erhalten sicherlich mehr Kinder die Chance, ihre unfallbedingten Zahnschäden schnell und kompetent behandelt zu bekommen.
Und was Schule und Eltern vermitteln können, das zahlt sich bekanntlich im Leben aus. Nicht nur in hoffentlich intaktem Zahnstatus, sondern auch in Kenntnis der Dinge, die gerade auch Erwachsene berücksichtigen sollten, wenn sie ihre Zähne beim Sport schützen wollen.
Tröstlich ist sie schon, die Erkenntnis, dass sich seit Churchill und seinen Zeitgenossen auch in Forschung und Entwicklung der Zahnmedizin und in ihrer praktischen Anwendung vieles getan hat.
Viel Spaß und Erfolg bei der Fortbildung wünscht
Ihr
Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur