Gesundheitsversorgung in Europa

Grenzgänger Patient

Heftarchiv Gesellschaft
Mit der geplanten Richtlinie für Gesundheitsdienstleistungen will die Europäische Kommission die Weichen für die Migration von Patienten innerhalb der EU stellen. Doch schon seit Jahren gibt es medizinische Versorgung über die Grenzen hinaus – in den Euregios. Einblick in beispielhafte Projekte.

Die Rahmenbedingungen für die grenzüberschreitende Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen innerhalb der EU sollen sich demnächst verändern. Einen entsprechenden Entwurf der „Richtlinie über die Ausübung der Patientenrechte in der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung“ wird die Europäische Kommission voraussichtlich im Juni vorlegen.

In grenznahen Städten, Gemeinden und Kreisen kooperieren schon seit Jahren auch im Gesundheitsbereich Leistungsträger in sogenannten Euregios. Sie verwirklichen Projekte, die wohnort- und zeitnahe Behandlung unabhängig von der jeweiligen Landesgrenze ermöglichen. Viele dieser Vorhaben werden von der Europäischen Union im Rahmen von Interreg gefördert. Über das Programm Interreg unterstützt die EU territoriale Zusammenarbeit, dafür stellt sie nun Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bereit.

„Die Interreg III-Förderphase geht Ende Juni zu Ende“, sagt Thea Remers. Die Projektkoordinatorin für grenzübergreifende Gesundheitsversorgung bei der Euregio Rhein- Waal ist derzeit dabei, Gelder für den nächsten Förderzeitraum von 2008 bis 2015 zu beantragen. Eingegangen sind bei ihrer Euregio verschiedene Projektideen: Eine Initiative will beispielsweise die pädiatrische Versorgung in der Grenzregion verbessern. Für Patienten mit Parkinson oder Schlaganfall liegen weitere spezielle Konzepte vor.

Zwei Länder, ein Zentrum

Grenzübergreifende Patientenversorgung ist in der Modellregion Euregio Rhein- Waal bereits Alltag. Beispielhaft ist ein Projekt zwischen dem Wilhelm-Anton Hospital in Goch, dem Bethanien- Krankenhaus Moers und der Universitätsklinik UMC St. Radboud im niederländischen Nimwegen. Die Experten der Häuser aus Radiotherapie, Onkologie und Gynäkologie halten wöchentliche Videokonferenzen ab und besprechen am Bildschirm die Fälle von Brustkrebspatientinnen. Zudem schicken die deutschen Kliniken regelmäßig Patientinnen zur Tumorbehandlung ins nahe gelegene Nimwegen.

Im Gebiet der Euregio Rhein-Maas gibt es seit vergangenem Jahr das erste länderübergreifende Gefäßzentrum in Europa. Videotechnik unterstützt auch dort die Kommunikation zwischen den beteiligten Universitätskliniken Aachen (UKA) und Maastricht. Ziel des Zentrums ist es laut UKA, die Versorgung der Patienten mit Gefäßerkrankungen beidseitig der Grenze auf hohem medizinischem Level zu gewährleisten. Derzeit prüft eine Projektgesellschaft, ob ein ähnliches Zentrum für eine ambulante Patientenversorgung im Bereich Strahlentherapie zu realisieren ist.

Kassen kooperieren

Mit dem Modellprojekt „Zorg op Maat“ ermöglichen deutsche, belgische und niederländische Krankenversicherer seit 1999 gesundheitliche Versorgung über die Grenzen hinaus – in den Euregios Maas-Rhein, Rhein-Maas-Nord und Rhein-Waal. Die Akzeptanz bei den Versicherten ist laut dem Projektpartner BKK Landesverband Nordrhein- Westfalen groß. Deshalb werde das Projekt ständig verlängert. Dabei sei der Grenzverkehr in Sachen Gesundheit von den Niederlanden und Belgien nach Deutschland größer als umgekehrt.

Über die „GesundheitsCard international“ können Versicherte der AOK Rheinland/ Hamburg aus den drei Grenzregionen am Rhein auf niederländischer Seite Sachleistungen wie ärztliche Versorgung, Krankenhausbehandlung und Arzneimittel in Anspruch nehmen. Gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse und dem niederländischen Krankenversicherer CZ hat die AOK Rheinland/Hamburg im Jahr 2004 zudem zusammen mit 14 Krankenhäusern an der niederländischen und belgischen Küste Versorgungsverträge abgeschlossen. Ähnliche Kooperationen existieren mittlerweile auch in Österreich und im Nordosten Italiens.

 

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