AOK Rheinland/Hamburg legt Studienergebnisse vor

Effekte der elektrischen Zahnbürste

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Heftarchiv Zahnmedizin
Die AOK Rheinland/Hamburg rief zum Mitmachen bei einer großen Zahnpflegestudie auf, die an der Zahnklinik Düsseldorf durchgeführt wurde. Ziel war es, die Effizienz der elektrischen Zahnbürste versus Handzahnbürste zu untersuchen.

Patientenrekrutierung und Studiendesign

300 Interessenten konnten über zwei Monate testen, ob das elektrische Zähneputzen besser und effektiver ist als die gewohnte Zahnpflege mit der Handzahnbürste. Bei der getesteten Elektrozahnbürste handelte es sich um ein Modell mit oszillierend-rotierender Technologie (Oral-B ProfessionalCare 8500). Bei dem ersten Besuch in der AOKZahnklinik erhielten die Teilnehmer ihre elektrische Zahnbürste, die sie nach Abschluss der Aktion behalten konnten. Nach zwei Monaten fand eine Abschlussuntersuchung statt.

Eingangsuntersuchung

Nach telefonischer Terminvereinbarung folgte die Vorstellung der Studienteilnehmer in der AOK-Zahnklinik in Düsseldorf. Das Team führte zunächst die Eingangsuntersuchung durch. Hierzu wurde der Zahnbefund aufgenommen, das Vorhandensein von Zahnbelägen (Plaque) und einer möglichen Blutungsreaktion des Zahnfleisches auf Sondierung festgestellt. Diese Untersuchung wurde nach einem standardisierten Protokoll durchgeführt und auf einem Dokumentationsblatt festgehalten.

Im Anschluss an die Untersuchung erfolgte die Einweisung in die elektrische Zahnbürste. Außerdem wurde der Kontrolltermin mindestens zwei Monate später vereinbart. Die Mundhygiene zu Studienbeginn wurde in folgende Rubriken unterteilt: überdurchschnittlich gut, sehr gut, gut, durchschnittlich sowie unzureichend (Tabelle 1).

Als Durchschnittswerte des Studienkollektivs wurden für den Approximalraum-Plaque-Index (API) 39 Prozent und für den Sulcus-Blutungs-Index (SBI) 12 Prozent ermittelt. Dementsprechend wurde die Mundhygiene der Studienteilnehmer klassifiziert (Abbildung 1).

Das Ziel der Studie, die Daten von insgesamt 300 Studienteilnehmern auszuwerten, konnte erreicht werden. Der jüngste Studienteilnehmer war 9 Jahre alt, der älteste 71 Jahre alt. Der Altersdurchschnitt der Studienteilnehmer lag bei 41 Jahren (Abbildung 2).

Die Studienteilnehmer wurden gebeten, in den nachfolgenden Wochen bis zur Kontrolluntersuchung die Handzahnbürste durch die elektrische Zahnbürste zu ersetzen und in der gewohnten Putzfrequenz weiter die Zähne zu reinigen (morgens und abends). Ebenso sollte die Zahnzwischenraumpflege mit Zahnseide und/oder Zahnzwischenraumbürsten (Interdental-Bürsten) weiter wie gewohnt durchgeführt werden.

Ergebnisse

In der zweiten Phase der Studie wurden die Teilnehmer nach ihren Eindrücken während des Putzens mit der elektrischen Zahnbürste befragt. Dazu erfolgte eine mündliche Befragung entsprechend der Rubriken eines Formblattes: 92 Prozent waren überaus beziehungsweise sehr zufrieden mit der elektrischen Zahnbürste. Fast alle Studienteilnehmer (99 Prozent) werden die elektrische Zahnbürste nach der Studie weiter benutzen.

Die Zähne wurden auf das Vorhandensein von Belägen (Plaque) sowie das Zahnfleisch auf ein spontanes Bluten auf Berührung mit einer stumpfen Untersuchungssonde getestet.

Die Mundhygiene wurde im Vergleich zum Erstbefund nach folgenden Kategorien beurteilt: deutlich verbessert, etwas verbessert, keine Veränderung, etwas verschlechtert und deutlich verschlechtert. Eine deutliche Verbesserung wurde erreicht, wenn der Ausgangswert sowohl von API als auch SBI um mehr als 50 Prozent reduziert wurde. Lagen der API und der SBI über 25 Prozent niedriger im Vergleich zum Ausgangswert, wurde die Mundhygiene als „etwas verbessert“ eingestuft. „Keine Veränderung“ der Mundhygiene lag vor, wenn eine Änderung nur an einem Messpunkt beziehungsweise Zahn vorlag. Lag eine Verschlechterung bezüglich API/SBI an zwei Messpunkten vor, so wurde die Mundhygiene als „etwas verschlechtert“ definiert.

Bei 82,3 Prozent der Studienteilnehmer hat sich die Mundhygiene deutlich verbessert, bei 15,7 Prozent der Studienteilnehmer hat sich die Mundhygiene etwas verbessert. Keine Veränderung wurde bei zwei Prozent der Studienteilnehmer festgestellt. Die Mundhygiene hat sich bei niemandem durch die Zahnreinigung mit der elektrischen Zahnbürste verschlechtert (Abbildung 3). Außerdem wurden die Pflegeergebnisse mit den Studienteilnehmern ausgewertet und bei Bedarf Tipps zur Verbesserung der Putztechnik gegeben. Schäden am Zahnfleisch beziehungsweise an den Zähnen durch die Anwendung der elektrischen Zahnbürste konnte bei keinem der Probanden festgestellt werden.

Bei der klinischen Untersuchung wurden insbesondere folgende Veränderungen visuell festgestellt (Abbildung 4):

• gründliche Reinigung entlang des Zahnfleischrandes

 gründliche Reinigung der hinteren Molaren

• entzündungsfreier Zustand der Gingiva (keine Blutung auf Sondierung)

• gründliche Reinigung der Lingual-Flächen im Frontzahnbereich

Diskussion

Die Effekte der Zahnreinigung mit der elektrischen Zahnbürste sind wissenschaftlich bereits in mehreren Studien untersucht worden. Hierbei wurde sowohl mit der Handzahnbürste als auch mit anderen Putztechnologien verglichen.

Unsere Studie zeigte an 300 Patienten, dass sich die Mundhygiene durch die Verwendung einer elektrischen Zahnbürste mit oszillierend-rotierender Technologie gegenüber der Verwendung einer Handzahnbürste deutlich verbessert hat. Dieses Ergebnis wird auch bestätigt durch die Studien-Review des Cochrane-Instituts unter Einbeziehung von 42 Studien mit insgesamt mehr als 3 800 Patienten [5]. Diese Review zeigt, dass elektrische Zahnbürsten mit oszillierendrotierendem Putzsystem kurzfristig wirksamer Plaque entfernen und Zahnfleischentzündungen vermindern. Zahnfleischentzündungen konnten auch langfristig reduziert werden.

Neben elektrischen Zahnbürsten mit oszillierendrotiererender Technologie gibt es auch elektrische Schall-Zahnbürsten, die sich ebenso in der Plaqueentfernung und Gingivitis-Reduktion gegenüber Handzahnbürsten überlegen zeigen [7]. Dennoch besagen die Ergebnisse der Cochrane-Review, dass kein elektrisches Zahnbürstensystem im Vergleich zu Handzahnbürsten so gleichbleibend überlegen war wie das oszillierendrotierende [5]. Dies wird durch weitere Studien sowohl mit älteren als auch neuen Modellen an Schall-Zahnbürsten bestätigt [1, 6]. In einer anderen Studie von Gugerli et al. [2] mit demselben Modell wie in dieser Untersuchung, konnte im Vergleich zu einer Handzahnbürste ebenfalls eine deutliche Reduktion von Plaque und Zahnfleischbluten nachgewiesen werden, wobei in dieser Studie nur Patienten mit einer unbehandelten Parodontalerkrankung im Rahmen der Hygienephase miteinbezogen wurden.

Ähnliche Ergebnisse hinsichtlich Reduktion von Plaque und SBI zeigt auch eine Studie mit dem neuesten Modell mit rotierendoszillierender Putztechnik (Oral-B Triumph mit SmartGuide, Procter & Gamble, Sulzbach/ Ts.) [8].

Unser Studienergebnis dokumentiert, dass durch den Einsatz einer elektrischen Zahnbürste mit oszillierend-rotierender Technologie Plaque reduziert und Zahnfleischbluten verringert wird. Selbige Schlussfolgerungen werden auch durch eine Studie mit einem kleineren Kollektiv gestützt [3, 4]. In dieser Untersuchung konnte durch den Einsatz einer elektrischen Zahnbürste die Reduktion subgingivaler Plaquebakterien nachgewiesen werden [3]. Interessant ist dieser Effekt der oszillierend-rotierenden Technologie, da mit der Zahnbürste nur eine supragingivale Reinigung möglich ist.

Das lässt die Folgerung zu, dass durch den Einsatz einer elektrischen Zahnbürste das Risiko für eine Parodontalerkrankung sowie der damit verbundenen allgemein-medizinischen Erkrankungen gesenkt werden kann.

Schlussfolgerung

Der Gebrauch einer elektrischen Zahnbürste ist eine sichere und sinnvolle Ergänzung beziehungsweise Alternative zum Gebrauch der Handzahnbürste.

An unserer Studie an 300 Patienten konnten wir zeigen, dass 98 Prozent der Studienteilnehmer von der Zahnreinigung mit einer elektrischen Zahnbürste mit oszillierendrotierender Technologie profitieren. Die Mehrzahl der Studienteilnehmer konnte die Mundhygiene und daraus resultierend die Zahngesundheit verbessern.

Das Vorhandensein von Belägen konnte durchschnittlich um 74,3 Prozent und das Vorhandensein von Zahnfleischbluten um 90,6 Prozent reduziert werden.

Das subjektive Gefühl der Sauberkeit der Zähne konnte durch die klinische Studie bestätigt werden. Durch den gezielten Einsatz der elektrischen Zahnbürste und der Pflege der Zahnzwischenräume (Approximalbereich) mit Zahnseide und/oder Zahnzwischenraumbürsten (Interdental-Bürsten) ist eine effektive Mundhygiene möglich.

Dr. med. Dr. med. dent. SörenHahn von DorscheDr. Heike ScholtesZahnklinik der AOK Rheinland/HamburgKasernenstraße 6140213 Düsseldorfsoeren.hahnvondorsche@RH.AOK.DE

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API

SBI

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überdurchschnittlich gut

bis 7

und

0

\n

sehr gut

8 - 18

und

0 - 7

\n

gut

19 - 29

und

0 - 7

\n

durchschnittlich

30 - 48

und

0 - 20

\n

unzureichend

> 50

und

> 20

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Alle Angaben in Prozent

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