Reihe Medizinhistorische Museen

Zürich – Die Entwicklung der Heilkunde

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Das Medizinhistorische Museum der Universität Zürich zeigt in einer Dauerausstellung die Entwicklung der Heilkunde in all ihren Facetten – von der prähistorischen Zeit bis heute.

Das Museum ist dem Medizinhistorischen Institut der Universität Zürich angegliedert. 1990 wurde die bis dahin im Turm des Universitäts-Kollegiengebäudes untergebrachte Sammlung in völlig neuer Gestalt im früheren Physik- und Physiologiegebäude in der Rämistraße eröffnet. Hierbei handelt es sich um ein geschichtsträchtiges Haus, in dem in 40 Jahren nicht weniger als fünf Nobelpreisträger, allen voran Albert Einstein, forschten und lehrten.

Der Museumsschatz geht zurück auf eine private Sammlung medizinhistorischer Instrumente, Objekte, Bücher und Arztbriefe, die der Arzt Gustav Adolf Wehrli (1888 – 1949) zusammentrug. Auf diesem Grundstock basierend konnte 1951 das erste medizinhistorische Institut in der Schweiz errichtet werden. Wehrli habilitierte sich 1920 als erster ausschließlich Medizingeschichte lehrender Dozent an der Universität Zürich und trug mit seinen Arbeiten zur Aufarbeitung der Medizingeschichte der Stadt Zürich bei.

Im Museumseingang befindet sich eine Porträt-Galerie bedeutender Züricher Mediziner – und bietet damit einen Blick in die Stadtgeschichte bis zur Gründung der Universität Zürich im Jahre 1833.

Die Sammlung umfasst neben Instrumenten, Apparaten, Gebrauchsgegenständen und Maschinen auch Hilfsmittel jeglicher Art. Alte chirurgische Verfahren werden den modernen Verfahren von Anästhesie, Asepsis, Röntgen und Blutersatz gegenübergestellt. Auf diese Art wird die Entwicklung der Chirurgie vom 19. Jahrhundert bis heute gezeigt. Auch der historische Weg der Kranken- und Säuglingspflege sowie der Psychiatrie und Physikalischen Therapie werden dem Besucher nahegebracht.

Weiterhin findet man Wissenswertes rund um die Geschichte der Infektionskrankheiten Pest, Lepra, Syphilis, Tuberkulose, Pocken, Poliomyelitis und Aids. Anhand von Bildern, Instrumenten und Apparaturen, zum Beispiel der Eisernen Lunge zur Langzeitbeatmung von Poliopatienten, wird dem Besucher der medizinische Fortschritt bis zur heutigen Zeit vor Augen geführt.

Der Medikamentenentwicklung „Von Rohdroge zu Wirkstoffen“ ist ein eigener Schwerpunkt gewidmet. Hier kann der Besucher zum Beispiel eine Homöopathische Taschenapotheke aus dem Jahr 1850 und eine Haus- und Reiseapotheke aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bewundern.

Zahnheilkunde inbegriffen

Spezialdisziplinen wie die Augen-, Frauen-, Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde sowie die Orthopädie finden ihren Platz im Museum genauso wie die Zahnheilkunde. Der Besucher kann sich ein Bild über die Geschichte dieses Faches machen – angefangen von den fahrenden Zahnbrechern bis hin zur Gründung der wissenschaftlichen Zahnheilkunde 1728 durch Pierre Fauchard. Ausgestellt sind außerdem eine große Kollektion an Instrumenten zur Zahnhygiene, zur Kariesbehandlung und zur Chirurgie sowie einige Beispiele für die frühe Prothetik. Hervorzuheben sei ein um 1840 datierter Koffer mit zahnärztlichem Instrumentarium zur Zahnreinigung, Kauterisation und Prothetik, sowie mit Instrumenten zu Extraktionen, die im 16. und 17. Jahrhundert mit sogenannten Pelikanen und Zahnschlüsseln durchgeführt wurden.

Die Bibliothek und das Archiv, das Bilder, Nachlässe und zahlreiche Manuskripte beherbergt, sind öffentlich benutzbar. Die Bibliothek zählt zu den größten medizinhistorischen Fachbibliotheken im deutschsprachigen Raum. Sie umfasst weit mehr als 100 000 Monographien, Broschüren, Zeitschriften, Sonderdrucke und Dissertationen. Die Sammlung des Arztes Gustav Adolf Wehrli bildete den Grundstock zu dem großen Bestand an Primärliteratur seit der frühen Neuzeit.

Dr. Wibke MertenKoblenzer Str. 1230173 Hannover

Die Autorin ist Vorsitzende des Arbeitskreises Geschichte der Zahnheilkunde der DGZMK, einem Zusammenschluss von Zahnärzten und Wissenschaftlern, die sich mit der Geschichte der Zahnheilkunde befassen.Kontakt: E-Mail:wknoener@web.de

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