Goldpreis

Höhenflug

Nach einem Tief im Oktober vergangenen Jahres steigt der Goldpreis wieder stetig an. In das Edelmetall investieren derzeit Sicherheitsfanatiker und Spekulanten gleichermaßen. Anleger können von der Investition in Barren und Wertpapiere profitieren – wenn sie die Risiken genügend würdigen.

Ziemlich genau vor einem Jahr – im März 2008 – erreichte der Preis für eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) mit 1 033 Dollar seinen bisherigen Höhepunkt. Ende Februar 2009 schien es so, als könne er diese Marke bald wieder erzielen und sogar überschreiten. Er stieg bis auf 1 006 Dollar. Der Dax sank unter 4 000 Punkte, Gold berührte die 1 000-Dollar-Grenze. Doch dann gab der Preis wieder nach, die Aktienkurse zogen wieder an.

Objekt der Begierde

Experten wie Marcel Tornes, Chefanalyst beim Rohstoff-Journal, warnen vor allzu großem Optimismus. Ob es sich bei der jetzigen Entwicklung um einen stabilen Aufwärtstrend handelt oder nicht, will er nicht sagen: „Auch wir können die Frage zum aktuellen Zeitpunkt nicht abschließend beantworten, aber wir können die Wahrscheinlichkeit eingrenzen.“ Er sieht für Gold kurzfristig eher eine fallende Tendenz. Auf lange Sicht aber bleibt er optimistisch.

Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank in Frankfurt, erwartet einen erneuten Anstieg auf 1 000 Dollar, falls die Aktienkurse wieder nachgeben. Martin Siegel vom Goldhandels-Haus Westgold erwartet einen Preis von 1 400 Dollar.

Die Gründe für diese optimistischen Prognosen liegen auf der Hand:

• Die dank der weltweiten Rettungsmaßnahmen verursachte Geldschwemme schürt die Angst vor einer hohen Inflation. Edelmetalle gelten als perfekter Schutz gegen die Geldentwertung.

• Die Staaten verschulden sich in einem extremen Ausmaß. Die Anleger sind verunsichert, weil sie Staatsbankrotte fürchten.

• Wer Geld zum Anlegen hat, weiß nicht wohin damit. Das Misstrauen gegenüber den Banken und auch der Börse ist groß. Gold verspricht zwar keine Zinsen – aber dafür haptische Sicherheit.

Wie sehr die Investoren auf das gelbe Metall setzen, zeigen die Kurssteigerungen obwohl der Dollar zuletzt eine Aufwertung gegenüber dem Euro erfuhr. In normalen Zeiten zieht diese Entwicklung einen Preisverfall bei Gold nach sich.

Die Warnung im Ohr

Doch die Experten warnen vor allzu viel Optimismus. Einen stetigen Anstieg wird es ihrer Meinung nach nicht geben. Denn die Kurssteigerungen sind wie im vergangenen Jahr beim Öl zum Teil spekulativer Natur. Deshalb warnt auch der amerikanische Goldspezialist James West: „Mit steigender Nachfrage wächst auch die Volatilität: Allein in Anbetracht der Anzahl der Investoren werden Gewinnmitnahmen zu einem Faktor, der mit einiger Wahrscheinlichkeit zu Tagessprüngen und -einbrüchen von bis zu 100 Dollar pro Unze führen kann.“ Das heißt, die Anleger, die in Gold einsteigen wollen, müssen mit Kursverlusten rechnen. Da kann es sich lohnen, den Markt erst einmal in Ruhe zu beobachten, um einen günstigen Einstiegskurs zu erwischen.

Mit steigender Nachfrage wächst auch die Volatilität. Goldspezialist James West, USA

Gegen einen Preisanstieg spricht derzeit die nachlassende Nachfrage der Schmuckindustrie. Wegen des hohen Preises und vor allem wegen der Konjunkturkrise verzichten selbst Inderinnen immer mehr auf güldenes Geschmeide. Dank des Abschwungs beliefen sich die Goldimporte im Januar auf nur zwei Tonnen. Ein Jahr zuvor waren es noch 24 Tonnen Gold – diese Menge gilt unter Experten als schwach. In Zurückhaltung üben sich ebenfalls die Schmuckproduzenten in der Türkei und im Nahen Osten. Insgesamt beträgt der Anteil an Gold, den die Schmuckindustrie verarbeitet, 70 Prozent. Damit übt sie entscheidenden Einfluss auf den Kurs des gelben Metalls aus.

Zwischen Rendite ...

Gegen einen Preisverfall steht allerdings die immens wachsende Nachfrage der Investoren. Vor allem physisches Gold ist gefragt. Die Hersteller von Barren und Münzen hinken mit der Produktion hinterher. Unter Anlegern besonders gefragt sind die Gold ETF (Exchange Traded Funds) und die Gold-ETC (Exchange Traded Commodities). Dabei handelt es sich um börsengehandelte Goldprodukte. Die Anbieter investieren das Geld der Anleger entweder in Goldminenaktien oder in physisches Gold.

Nicht alle ETC sind komplett mit Gold abgesichert. Der Käufer erwirbt nur ein Papier, doch damit verbunden ist das Anrecht auf Lieferung des Metalls. Erst bei Auslieferung fallen die Aufschläge für Scheide-, Schmelzund Transportkosten an. Wer sich dafür interessiert, sollte sich vor dem Kauf der Anteile genau informieren. Bis jetzt ist wohl noch kein Betrugsfall bekannt worden. Allerdings steht der Goldbestand eben nur auf dem Papier.

Der größte Goldfonds ist der SPDR Gold Trust, eher bekannt unter der Bezeichnung GLD. Am 24. Februar 2009 hielt er 1 029 Tonnen Gold, mehr als so manche Zentralbank ihr Eigen nennt.

Wer das Gold gern selbst in Besitz nehmen möchte, kauft Barren. Für sie fällt keine Mehrwertsteuer an. Allerdings besteht ein hohes Diebstahlrisiko, dass mit den meisten Hausratpolicen nicht abgesichert ist. Am besten lagern die Stücke deshalb in einem Safe bei der Bank.

Großer Beliebtheit erfreuen sich immer noch die Münzen. Für die Anlage geeignet sind vor allem der südafrikanische Krügerrand, das kanadische Maple Leaf oder der American Eagle.

Beim mehrwertsteuerfreien Kauf und Verkauf von Barren und Münzen verdient in jedem Fall die Bank mit. Gewinne werfen Münzen und Barren nur ab, wenn sie eine deutliche Wertsteigerung erfahren. Das gilt ebenfalls für die mit Gold hinterlegten ETC. Denn sie hängen ausschließlich von der Entwicklung des Goldpreises ab.

Wer sich für Goldminenaktien entscheidet, darf auf Dividenden hoffen, wenn es sich um ein gesundes Unternehmen handelt. Dann profitieren die Aktien von der Steigerung des Goldpreises. Stimmen die Bedingungen aber nicht, würden die Aktien beim Verfall des Metallpreises ebenfalls in den Keller stürzen.

... und Risiko

Mit größeren Risiken verbunden ist vor allem in diesen Zeiten der Kauf von Goldzertifikaten. Denn diese Inhaberschuldverschreibungen, deren Basiswert der Goldpreis ist, sind immer nur so sicher wie der Emittent. Misstrauen ist in jedem Fall berechtigt.

Eine weitere Unwägbarkeit bei der Anlage in Gold ist der Kurs des Dollar: Gold wird weltweit in der amerikanischen Währung gehandelt.

Trotz aller Unsicherheiten empfehlen viele Vermögensberater einen Teil des Kapitals in Gold anzulegen. Diese Sicherheitsreserve sollte aber maximal fünf bis zehn Prozent der gesamten Anlage ausmachen.

Marlene Endruweitm.endruweit@netcologne.de

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.