Leitartikel

Die Achtung des Patienten

Sehr geehrte Frau Kollegin,

sehr geehrter Herr Kollege,

„Jeder Bürger sollte Zugang zu qualitativ hochwertiger zahnärztlicher Versorgung haben, die von gut ausgebildeten, qualifizierten und kompetenten Zahnärzten erbracht wird.“ Dieses Ziel ist Leitmotiv für die Arbeitsschwerpunkte, die sich die Bundeszahnärztekammer für das Jahr 2009 auf ihre berufspolitische Agenda gesetzt hat.

Dieses Ziel sollte – übertragen auf die gesamte medizinische Versorgung – jegliche gesundheitspolitische Arbeit in Deutschland prägen. Mehr denn je müssten wir uns gerade in krisenhaften Zeiten daran erinnern.

Tatsächlich hört man ähnliche Aussagen auch immer wieder aus dem Bundesgesundheitsministerium. Aber Irrlichter dieser Art können kaum noch von den nackten Tatsachen ablenken: Nicht der Mensch, eher strategisch motiviertes Zahlen-Management steht im Mittelpunkt des politischen Denkens dieser Bundesregierung. Nicht der Patient, die Ökonomie ist längst beherrschendes Element des gesundheitspolitischen Geschehens. Gerade in unseren Praxen werden wir tagtäglich daran erinnert: In erster Linie geht es um Beitragssätze und Milliardenfonds, um Budgets und Punktwerte.

Qualitative Aufgaben, sei es die Achtung und Beachtung des Patienten, die Verbesserung von Versorgungs- und Behandlungsabläufen oder die Weiterentwicklung fachlichen Fortschritts, überlässt man hingegen uns Zahn-Medizinern. Natürlich ist das gut so. Wir wissen, dass diese Form der Selbstverwaltung unseres Berufsstandes funktioniert. Wir wissen auch, dass sie noch viel besser funktionieren könnte, wenn der stetige Druck der Ökonomie uns nicht immer deutlichere Grenzen setzen würde.

Eigentlich wäre es vorrangig und aus unserer Sicht sinnvoller, die Schwerpunkte unserer berufspolitischen Arbeit auf die Bereiche auszurichten, die geeignet sind, Krankheit zu bekämpfen, Gesundheit zu fördern und so im vertrauensvollen Verhältnis zu unseren Patienten einen Beitrag zur Verbesserung des gesellschaftlichen Allgemeinwohls zu leisten. Ob Mitgestaltung der patientenzentrierten Gesundheitsversorgung, Förderung der Versorgungsforschung, Qualitätsförderung, ob Weiterentwicklung der Evidencebased Dentistry als Grundlage einer präventionsorientierten Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde oder auch Beachtung unseres auf EU-Ebene verabschiedeten Berufscodexes – all das gehört zu den Schwerpunktthemen unserer Arbeit im Wahljahr 2009.

Voraussetzung zur Bewältigung dieser selbstauferlegten Verpflichtung des Berufsstandes ist allerdings, dass wir ausreichend gesicherte Rahmenbedingungen für diese Weiterentwicklung vorfinden. Dass das zunehmend schwieriger wird, zeigen die ebenfalls unsere berufspolitische Arbeit bestimmenden Maßnahmen zur Abwehr weiterer betriebswirtschaftlicher Missstände im Praxisalltag. Wir haben hier unsere Hausaufgaben gemacht. Das zeigt beispielsweise die nach wie vor in der Politik intensiv und kontrovers geführte Diskussion um den BMG-Referentenentwurf der neuen GOZ. Hier müssen und werden wir – auf anerkannt hohem und sachlichem Niveau – beharrlich bleiben.

Das von einschneidenden experimentellen Großversuchen wie Basistarif und Gesundheitsfonds geprägte Jahr 2009 wird auch für unsere Praxen nicht ohne Konsequenzen bleiben. Schon deshalb müssen wir allen Reglementierungsversuchen gegen unseren freiberuflich agierenden und möglichst unabhängigen Berufsstand bedingungslos entgegentreten.

Was wir brauchen, sind tragfähige, auf praktikablen Erkenntnissen fußende Lösungen für die wirklich anstehenden Herausforderungen, die die zunehmende Alterung unserer Gesellschaft mit allen daraus erwachsenden Konsequenzen medizinischer wie auch soziologischer Art mit sich bringt.

Das ist die eigentliche, jeden Einsatz rechtfertigende Aufgabe, die unsere Gesellschaft zu bewältigen hat – für uns immer unter der Prämisse: In den Mittelpunkt gehört der Mensch, nicht das soziale System.

Mit freundlichen kollegialen Grüßen

Dr. Peter EngelPräsident der Bundeszahnärztekammer

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