Editorial

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

„Der einzige Geschmack, der einem Menschen wirklich Befriedigung geben kann, ist sein eigener“, hat der Unternehmer und Politiker Philip Rosenthal einmal formuliert. Jeder Mensch besitzt seine ihm eigene Definition von Ästhetik, auch wenn sie nicht unbedingt dem gängigen Klischee von Schönheitsnormen entsprechen sollte. Was Menschen alles tun, um ihren Körper zu verändern und zu verbessern, und welche Grenzen sie dabei überschreiten, zeigt ganz eindrucksvoll unsere Titelgeschichte.

Ob als schön und sexy oder als entstellend und abstoßend empfunden: Körperveränderungen werfen immer wieder auch medizinische, zahnmedizinische und ethische Fragen in Berufsstand und Gesellschaft auf. Hier kommt die Rolle des Arztes und Zahnarztes mit ins Spiel. Und die ist nicht leicht.

Der Mediziner bewegt sich oft auf einem ganz schmalen Grad zwischen Ethik und Ästhetik. Einerseits muss er die Individualität des Patienten akzeptieren. Andererseits ist er aber am Zuge, wenn es darum geht, mögliche gesundheitliche Komplikationen bei unsachgemäßen Eingriffen aufzufangen und Behandlungen einzuleiten. Bestes Beispiel aus dem zahnmedizinischen Bereich sind Piercings. Die Praxis hat gezeigt, dass eine fachgerechte, sterile Behandlung sinnvoll und dass eine Aufklärung über gesundheitliche Risiken unerlässlich ist. Ob der Zahnarzt das Piercing legen will, bleibt letztlich seine eigene ärztliche Entscheidung.

Dass der Schönheitskult weitere Ausmaße zeigt, treibt derzeit die Ärzteschaft um. Mit seiner „Koalition gegen den Schönheitswahn“ gerade bei Jugendlichen hat Ärztepräsident Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe vor kurzem den Finger in offene Wunden gelegt. Seine Initiative hat dazu beigetragen, dass dem immer größer werdenden Medienhype um schöne Körper und Schönheits-OPs in der Öffentlichkeit eine Wertediskussion entgegengesetzt wird, die an das Selbstwertgefühl der Menschen appelliert, statt nur auf reine Äußerlichkeiten zu blicken. Es bleibt zu hoffen, dass Hoppes Argumente offen aufgenommen werden. Den Ärzten und Zahnärzten helfen solche Anstöße jedenfalls, um in ihrem manchmal recht schwierigen Balanceakt zwischen Ethik und Ästhetik in der Praxis ihre eigene Bodenhaftung zu finden.

Mit freundlichen Grüßen

Gabriele PrchalaChefin vom Dienst

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.