Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser,

mit beiden Beinen fest auf der Erde stehen: Das ist mehr als nur geeignetes Motto für die zm-Titelgeschichte dieses Heftes.

Denn angesichts aktueller Diskussionen stünde es auch manchem Politiker gut zu Gesicht, sich um die richtige persönliche Bodenhaftung zu kümmern. Denn aus sachlicher Warte wirkte in den letzten Wochen längst nicht jeder öffentliche Auftritt der Koalitionäre so, dass man immer eine realitätsnahe Grundhaltung unterstellt hätte.

Zugegeben: Das Thema fällt speziell in besinnlichen Zeiten nicht gerade leicht. Erstaunlicherweise wird es sukzessive mediale Norm: Deutschlands überregionale Zeitungen haben ihren redaktionellen Freiraum zum Jahresende zunehmend mit gesundheitspolitischen Äußerungen gefüllt. Qualitativ näherte sich das nachrichtliche Jahresende damit leider dem an, was unter Journalisten in warmen Monaten Richtung „Sommerloch“ getadelt wird. Und Politiker nutzen die Gelegenheit gern: Ganz bewusst zündet man dann das eine oder andere Lichtlein und hofft, zum emotional warmen Jahresende Volkes Stimmung zu treffen.

Interessanter Begleiteffekt: Wer es richtig macht, kann sich auf diese Tour auch noch für die im späteren Jahr anstehenden verschiedenen Wahlen positionieren. Denn hochwinterliche Diskussionen um „Zweistatt Vier-Bett-Zimmer“ für jeden Krankenhauspatienten, um gesetzlich gestützte Termingarantien bei Fachärzten und anderes mehr hören sich gut an. Vor allem dann, wenn vorab hausärztliche Versuche, der Gesundheitspolitik einen ganz anderen Drall zu geben, nicht mit Erfolg gekrönt waren. Hier ist jeder auf sicherem Terrain: Streit um solch volksnahe Forderungen kann / darf / wird es gar nicht geben.Allenfalls klappt eine Diskussion um die – möglichst auch noch kostenneutrale – Umsetzung solcher thematischer Selbstgänger nach, immer unter der Maßgabe des schnellen Eindrucks: „Wer sich verteidigt, klagt sich an.“ Punkten wird man in der öffentlichen Meinung so nicht.

Dass alles besser wird, wer soll schon dagegen argumentieren? Ergo stimmt die Linie: Lieber eine „Zwei- statt Vier-Betten“-Debatte pflegen, als eine in ihrem Ausgang kaum vorhersagbare Revolte von Hausärzten in Bayern diskutieren.

Denn die gilt ohnehin ganz offiziell als gescheitert. Den Medien ist sie schon keinen Hoppenthaller mehr wert.

CDU-MdB Jens Spahn, der Mann mit der „Zwei-Betten“-Argumentation, hat es so ausgedrückt: „Es geht nicht darum, wer am lautesten schreit.“ Stimmt: Wer ein gut platziertes Interview bekommt, braucht das auch gar nicht. Bundesminister Philipp Rösler stimmt weitgehend zu und stellt heraus: „Ich weiß, wo Patienten der Schuh drückt.“ Na dann mal ran! Denn sonst müssen wir ja annehmen, dass sie die falschen ewig weiter tragen sollen.

Mit freundlichen Grüßen

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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