Lokalanästhesie

Wirksamkeit von sechs Lokalanästhetika bei spezieller bukkaler Infiltration

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Ziel der Studie war es herauszufinden, ob von sechs getesteten Präparaten eines eine bessere Anästhesietiefe als der US-amerikanische Goldstandard (Lidocain zwei Prozent mit Vasokonstriktorzusatz 1:100000) erzielt, wenn diese im posterioren Unterkiefer bukkal appliziert werden.Studiendesign:Ergebnisse:Zusammenfassung:

Die Applikation einer bukkalen Infiltrationsanästhesie im Unterkiefer reduziert das Risiko einer Nervläsion in erheblichem Maße und bietet Vorteile bei der Applikationstechnik. Dem steht der Nachteil der Durchdringung einer dickeren Kortikalis und einer kompakteren Spongiosa entgegen, die häufig eine geringere Anästhesietiefe zur Folge haben. Als Lokalanästhetika wurden in der Studie verwendet:  

• Lidocain 2 Prozent mit 1:100 000 Adrenalin (L100)

• Articain 4 Prozent mit 1:200 000 Adrenalin (A200)

• Articain 4 Prozent mit 1:100 000 Adrenalin (A100)

• Prilocain 4 Prozent mit 1:200 000 Adrenalin (P200)

• Mepivacain 3 Prozent (Mw/o)

• 0,5 Prozent Bupivacain mit 1:200 000 Adrenalin.  

Studiendesign:

Die vorliegende Studie war als randomisierte, doppelt verblindete, kontrollierte klinische Studie angelegt, die an 18 gesunden männlichen und weiblichen Patienten in einem durchschnittlichen Alter von 24,9 Jahren (Altersspanne 18. bis 53. Lebensjahre) durchgeführt wurde. Neben der allgemeinen Gesundheit war unter anderem ein weiteres Einschlusskriterium mindestens ein erster Molar im Unterkiefer ohne Restauration oder erkennbare Karies, der auf elektrische Vitalitätsprobe mit einem Wert zwischen 10 und 50 Einheiten ansprach.

Für jeden Teilnehmer bestand die Studie zunächst aus einem einstündigen Screening zur Studientauglichkeit und sechs weiteren, jeweils 90 Minuten dauernden Untersuchungsterminen, die von einem telefonischen Follow-up 24 Stunden nach jedem Termin begleitet waren. Bei Erfüllung der Einschlusskriterien für diese Studie bekamen die Studienteilnehmer innerhalb von acht Tagen nach dem Screening für die Studientauglichkeit ihren ersten Untersuchungstermin. Die Folgetermine lagen mindestens eine, höchstens drei Wochen auseinander. Während der Untersuchungsphasen fand keine zahnärztliche Begleittherapie statt.  

Beim ersten Untersuchungstermin wurden die Studienteilnehmers per Zufallsprinzip in eine von sechs Untersuchungssequenzen eingeteilt (6 x 6 Latin Square Design). Einer der Autoren der Studie entfernte die Herstelleretiketten von den Lokalanästhetika- Ampullen, so dass diese gleich aussahen. Danach wurden die Ampullen in nummerierte Briefumschläge gelegt und somit verblindet.  

Vor der Applikation des Lokalanästhetikums wurde ein EPT (elektrischer Pulpatest, Kerr Vitality Scanner 2006, SybronEndo, Orange, California) durchgeführt (Baseline). Danach wurden langsam, innerhalb von 30 Sekunden, unter mehrmaligem Aspirieren 0,9 Milliliter eines Lokalanästhetikums bukkal an der distalen Wurzel des ersten Unterkiefermolaren injiziert. Zur Anwendung kam dabei eine kurze 30 G Einmalkanüle. Die Probanden wurden gebeten, den Schmerz bei der Injektion auf einer visuellen Analogskala (VAS), die von 0 (kein Schmerz) bis 100 (schlimmster Schmerz überhaupt) reicht, zu bewerten. Es wurden keine Oberflächenanästhetika appliziert. Nach erfolgter Anästhesie wurde der EPT erneut durchgeführt (in den ersten 20 Minuten nach Injektion im Minutenabstand). Der Proband musste angeben, ob eine der folgenden Aussagen zutraf:  

• keine Veränderung

• beginnende Taubheit

• leichte, jedoch nicht vollständige Taubheit

Ungefähr 24 Stunden nach dem Versuch wurde der Proband telefonisch nach seinem Wohlbefinden und dem Eintritt von Besonderheiten befragt.

Ergebnisse:

• Injektionsschmerz

Die Auswertung (Durchführung einer Varianzanalyse, ANOVA) der gemessenen Parameter ergab für den Schmerz bei der Injektion des jeweiligen Lokalanästhetikums keinen signifikanten Unterschied (p = 0,19).  

• Anästhesietiefe

Bei der Auswertung (ebenfalls ANOVA) der gemessenen Parameter für die Anästhesietiefe ergaben sich nur ein signifikanter Unterschied (p < 0,029) für das Articain-Präparat mit 1:100 000 Andrenalinzusatz (A100), welches verglichen mit dem Lidocain- Präparat mit 1:100 000 Adrenalinzusatz (L100) die größte Anästhesietiefe erreichte:

Nicht signifikante Unterschiede: 43,5 Prozent für L100 vs. 44,8 Prozent für B200  

43,5 Prozent für L100 vs. 51,2 Prozent für P200  

43,5 Prozent für L100 vs. 66,9 Prozent für A200  

43,5 Prozent für L100 vs. 68,3 Prozent für Mw/o.

Signifikanter Unterschied: 43,5 Prozent für L100 vs. 77,3 Prozent für A100.  

Zusammenfassung:

Nach bukkaler Injektion einer halben Ampulle des entsprechenden Lokalanästhetikums erzeugen alle zur Anwendung gelangten Lokalanästhetika eine vorübergehende, jedoch geringe Anästhesietiefe. Diese Anästhesietiefe wird von den Autoren der Studie als zu gering für die häufigsten Therapien angesehen. Im direkten Vergleich mit L100 erzeugte A100 eine deutliche, signifikante Steigerung der Anästhesietiefe. Zukünftige Untersuchungen müssen das optimale Volumen sowie Injektionstechnik und -ort ermitteln, um eine Steigerung der Anästhesietiefe zu erreichen.  

Quelle: Abdulwahab M, Boynes S,Moore P, Seifikar S, Al-Jazzaf A,Alshuraidah A, Zovko J, Close J.The efficacy of six local anestheticformulations used for posteriormandibular buccal infiltrationanesthesia. J Am Dent Assoc2009;140;1018-1024.

ZA Kevin WielandCharité-Universitätsmedizin BerlinCharitéCentrum 3 für Zahn-,Mund- und KieferheilkundeAbteilung für Zahnerhaltungskundeund ParodontologieAßmannshauser Str. 4-614197 Berlinkevin.wieland@charite.de

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