Apollonia-Stiftung ehrt Wera Röttgering

Eine Handvoll Herzenswünsche

Einmal Hubschrauber fliegen, einen Tag den Lieblings-Fußballklub begleiten oder Polizist spielen dürfen: Das sind Träume, wie sie Wera Röttgering schon tausendfach erfüllt hat, um schwerstkranken Kindern und Jugendlichen wieder Mut und Lebensfreude zu geben. Darum zeichnete die Zahnärztekammer Westfalen-Lippe die 67-jährige Münsteranerin jetzt in ihrer Heimatstadt mit dem Apollonia-Preis aus. Laudator Götz Alsmann lobte ihre Nervenstärke, ihren Esprit und „ihre an Sturheit grenzende Beharrlichkeit“. Mit dieser mache Röttgering regelmäßig das Unmögliche möglich – selbst wenn ein Kinderwunsch lautet: „Ich möchte zum Mond fliegen.“

Vor mehr als 20 Jahren entwickelte Röttgering gemeinsam mit einer schwer erkrankten, guten Freundin die Idee einer Institution, die „Herzenswünsche“ erfüllt. 1992 entstand unter diesem Namen ein Verein. Der hat heute drei hauptamtliche und mehr als 70 ehrenamtliche Mitarbeiter, die jährlich etwa 600 Herzenswünsche erfüllen und an Mukoviszidose erkrankten Kindern und Jugendlichen Klimakuren auf Gran Canaria ermöglichen.

Dr. Klaus Bartling, Präsident der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe betonte, dass Röttgering damit mustergültig die Werte Selbstverantwortung und Eigeninitiative verkörpere – Ideale, die maßgeblich mit den Zielen der Zahnärzteschaft und dem Grundgedanken der Prävention übereinstimmten, deren Förderung sich die Apollonia-Stiftung zur Aufgabe gemacht habe. „Wir sind froh, mit Frau Röttgering im zehnten Jahr unserer Vergabe wie in den Jahren zuvor wieder eine sehr verdiente Preisträgerin zu haben“, sagte Bartling. „Das passt zu unserem kleinen Jubiläum.“ Geradezu erleichtert sei man obendrein gewesen, mit dem Fernsehmoderator, Musiker und Lehrbeauftragten Prof. Dr. Götz Alsmann einen Laudator gewonnen zu haben, der die Preisträgerin persönlich gut kenne. Sie sei längst eine Bundesfigur geworden, lobte der Entertainer, „auf die der dumme Begriff der Charity-Lady“ einfach nicht passen wolle. „Es geht ihr nicht um Aufmerksamkeit, nicht um ein Feigenblatt-Benefiz, sondern schlicht um die Sache“, sagte er. Darum habe sie nach dem Vorbild US-amerikanischer Organisationen von Beginn an Ärzte, Kinderpsychologen und Therapeuten mit ins Boot geholt, um mit ihrem Verein sinnvoll, nachhaltig und so professionell wie möglich Wünsche zu erfüllen. Besonders in den ersten, finanziell überschaubarer ausgestatteten Jahren habe sie „dabei konkrete Hilfe vor der Haustür geleistet“, so Alsmann, „und Überschaubarkeit zum Prinzip erhoben“.

Ein Prinzip, das auch Dr. Peter Engel, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), würdigte. „Dafür, dass Sie das alles in Gang gesetzt haben, möchte ich Ihnen ganz persönlich danken“, sagte Engel, „auch, wenn ihr leuchtender Einsatz einen Schatten darauf wirft, wie unsere Gesellschaft mit Kindern umgeht.“ Es sei erschreckend, dass vielerorts Kindertagesstätten und Schulen versäumte Erziehungsleistungen ausgleichen und Vernachlässigungen von unaufmerksamen Eltern auffangen müssten. Während die Gesellschaft derartigen Missständen im Kollektiv begegnen könne, seien für die Hilfe in Extremsituationen engagierte Einzelpersonen von Nöten, die nicht den Glauben an das Gute verlieren. „Da hat der ApolloniaPreis eine direkte Verbindung zu Ihnen“, sagte er. „Die heilige Apollonia hat ihren Glauben nicht verloren – und genau das wünsche ich Ihnen auch.“ Sichtlich gerührt nahm Röttgering den Preis von Bartling entgegen, nicht ohne auf ihre vielen Unterstützer und „Helfer im Verborgenen“ hinzuweisen. „Ohne die geht es nicht“, betonte sie. In all den Jahren sei ein Netzwerk von Spendern und Helfern entstanden, mit dessen Hilfe der Verein in Ausnahmefällen auch Bedürftigen hilft, die sich ans Berliner Bundespräsidialamt wenden. „Das leitet solche Anfragen schon automatisch an uns weiter“, erklärt Röttgering.

Ihr Credo: Eine Vision entwickeln und mit Disziplin und Beharrlichkeit durchsetzen. Keine hohle Phrase, wie der Fall eines schwer kranken Jungen zeigt, der dem Verein von seinem Wunsch schrieb, zum Mond fliegen zu wollen. „Obwohl das zunächst unmöglich klang, haben wir im Team nach einer Lösung gesucht“, erinnert sich die 67-Jährige. „Schließlich konnten wir über den Onkel einer Mitarbeiterin eine Floridareise zum Weltraumflughafen Cape Canaveral organisieren.“ Mit leuchtenden Augen und wortreich habe der Junge später den dort beobachteten Raketenstart beschrieben. „Es hat wahnsinnig gequalmt und gedonnert, bis die Rakete endlich abhob“, habe er gesagt, „und, dass er richtig froh gewesen sei, nicht hätte drinsitzen zu müssen.“ mg

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