PFAPA-Syndrom bei Kindern

Gestörte Immunreaktion als Ursache periodischer Fieberschübe

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Eine noch weitgehend rätselhafte Erkrankung bei Kindern, das sogenannte PFAPA-Syndrom, bereitet den Pädiatern Kopfzerbrechen. Die Kinder entwickeln in regelmäßigen Abständen ein abrupt über 39 Grad Celsius ansteigendes Fieber mit begleitenden Symptomen wie etwa dem Auftreten einer aphthösen Stomatitis. Amerikanische und deutsche Forscher sind im Krankheitsverständnis nun einen wesentlichen Schritt weitergekommen – das gibt Hoffnung auf eine spezifische Therapieoption des bislang mysteriösen Syndroms.

Kommt es bei Kindern zu wiederholten, in regelmäßigem Rhythmus auftretenden Fieberschüben und begleitenden Symptomen wie Aphthen, so muss an das sogenannte PFAPA-Syndrom gedacht werden. Die Buchstabenfolge PFAPA steht dabei für periodisches Fieber, Aphthöse Stomatitis, Pharyngitis und Adenitis und charakterisiert die Leitsymptome der Erkrankung, die sehr selten ist und erstmals 1987 beschrieben wurde. Die Ätiologie der Störung galt bislang als ungeklärt. Nun gibt es Hinweise darauf, dass die Erkrankung Folge einer gestörten Immunreaktion ist, berichten Wissenschaftler im US-Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Science“.

Die Forscher, zu denen auch Silvia Stojanov aus München als Erstautorin der Publikation gehört, haben anhand von Blutproben bei 21 Kindern mit PFAPA-Syndrom die Genexpression von Immunzellen untersucht und mit der Genexpression von 21 gesunden Kindern sowie von zwölf Kindern mit anderen periodischen Fiebersyndromen verglichen. Dabei waren eindeutig Unterschiede im spezifischen wie auch im unspezifischen Immunsystem nachweisbar. Bei Kindern mit PFAPA-Syndrom zeigten sich außerdem auch während der Fieberschübe Veränderungen im Immunsystem. So war zum Beispiel ein Rückgang der aktivierten T-Zellen im Blut zu belegen bei gleichzeitig erhöhter Konzentration von Interleukin-1.

Dies eröffnet nach Stojanov et al. möglicherweise eine erste spezifische Behandlungsmöglichkeit. Denn mit dem Wirkstoff Anakinra ist eine Substanz verfügbar, die gezielt Interleukin-1 blockiert. Der Wirkstoff wird bereits seit 2002 als Entzündungshemmer bei der Behandlung der Rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen eingesetzt, ist für die Therapie von Kindern in Europa aber nicht offiziell zugelassen.

In den USA wird Anakinra jetzt auch bei der Behandlung des PFAPA-Syndroms erprobt. Fünf Kinder wurden laut Publikation bereits behandelt, wobei der Interleukin-1- Rezeptorantagonist jeweils am zweiten Tag des Fieberschubs verabreicht wurde. „Es kam zu einer prompten klinischen Response“, heißt es in der Arbeit. Auf dem Boden dieser noch vorläufigen Erfahrungen sind nunmehr weitere Therapiestudien geplant.

Damit ist für die betroffenen Kinder, die zumeist schon vor dem fünften Lebensjahr erkranken, erstmals ein gezielter Therapieansatz in Sicht. Denn bislang kann das PFAPA-Syndrom nur symptomatisch behandelt werden. Die Kinder entwickeln sehr regelmäßig, etwa alle drei bis zwölf Wochen, rasch ansteigendes Fieber, das etwa fünf Tage anhält und sich dann spontan wieder zurückbildet. Die Fieberphase ist vom Auftreten von Aphthen begleitet und die Kinder klagen zumeist auch über Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Die Fieberschübe sprechen weder auf Antibiotika noch auf nicht steroidale Antirheumatika an. Eine Besserung zeigt sich lediglich nach Gabe von Kortikoiden, was aber das Auftreten des nächsten Fieberschubs nicht verhindern kann.

Christine Vetter

Merkenicher Str. 224

50735 Köln

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