Social Media

Kommunikation auf allen Kanälen

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Social-Media-Anwendungen sind heute Standard in der Alltagskommunikation. Zahnärztliche Organisationen auf Bundes- und Länderebene haben das Potenzial dieser Kanäle erkannt und binden sie vielerorts erfolgreich in die Öffentlichkeitsarbeit ein.

„Zahnärzte haben zurecht den Anspruch, als kompetente Partner in allen Fragen der Zahn- und Mundgesundheit zu fungieren. Wenn wir das sein und bleiben wollen, sollten wir in den sozialen Medien Präsenz zeigen“, sagt Guido Reiter. Aktuelle Zahlen geben dem Pressesprecher der KZV Baden-Württemberg recht. „Das deutsche Social Web in Zahlen“ der IT-Agentur Cocomore und des SocialMedia-Blog.de rechnete beispielsweise aus, dass 2011  mehr als 46 Millionen Menschen in Deutschland online waren. Gut drei Viertel von ihnen nutzten ein soziales Netzwerk, in der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen sogar 96 Prozent.

Auch die zahnärztlichen Verbände merken, dass soziale Medien an Bedeutung gewinnen – ob in der Kommunikation mit Patienten oder bei der Vermittlung von berufspolitischen Inhalten. Die KZV BW zeigt, wie sich diese Erkenntnis in die Praxis umsetzen lässt.

Die Fans auf Facebook

Seit August 2011 sind die baden-württembergischen Zahnärzte auf Facebook aktiv. Die Seite richtet sich vor allem an Patienten, die hier Gesundheitsinformationen sowie Links zu Notdiensten und aktuellen Nachrichten beziehen können.

Mit zurzeit circa 185 Fans komme die Community langsam in Fahrt, berichtet Reiter. „Indikatoren zeigen, dass sich Facebook wirklich auszahlt. Unter anderem wurde der Download unserer Smartphone-App für die Zahnarztsuche in Baden-Württemberg unheimlich befeuert.“ Vor dem Start der Facebookseite sei die Software zwischen 300- und 400-mal pro Monat heruntergeladen worden, im Dezember 2012 stieg die Zahl auf 500. Auch E-Paper zu zahnmedizinischen Themen würden deutlich häufiger abgefragt.

Viraler Schneeballeffekt

Um Aktuelles zu promoten, nutzt die KZV BW neben Facebook den Mikrobloggingdienst Twitter. Es sind insbesondere die Möglichkeiten der Vernetzung, die Reiter an Social Media schätzt. Durch Empfehlungen auf Facebook oder ReTweets ergäben sich Schneeballeffekte. „So können wir unsere Themen in einem riesengroßen Umfeld platzieren“, so der Pressesprecher. Das ist nicht der einzige Vorteil, den er sieht: „Facebook und Twitter sind Medien, die wir selber gestalten können – mit den Inhalten, die wir für gut und für richtig befinden.“

Dass man bei Veröffentlichungen von Informationen via Social Media ein Stück weit die Kontrolle abgibt, ist ihm klar. Einsteigern rät Reiter, nicht überstürzt zu handeln. „Unüberlegt sollte man das Thema auf keinen Fall angehen, sonst setzt man sich ganz schnell in die Nesseln.“ Ihm habe eine umfassende Onlinefortbildung geholfen, sich mit den neuen Kommunikationskanälen vertraut zu machen und Themen mit Bedacht zu setzen. Seine Erfahrung habe gezeigt, dass Social-Media-Aktivitäten mit dem Fokus Zahn- und Mundgesundheit „relativ unangreifbar“ seien.

Auf Bundesebene spielen Social Media schon länger eine Rolle als zusätzlicher Kanal in der Verbandskommunikation. „Um Dialog, Diskussion und Mitbestimmung der Mitglieder zu fördern, sind soziale Netzwerke ideal“, erklärt BZÄK-Vizepräsident Prof. Dietmar Oesterreich. Präsenz auf den relevanten Plattformen demonstriert die BZÄK über die Website der Initiative proDente und das Portal „news aktuell“. Von dort aus gelangen Pressemeldungen und wichtige Bekanntmachungen auf Twitter, Facebook und andere Social-Media-Plattformen. Den Berufsnachwuchs erreicht der Bundesverband zudem über die Websites und Communitys des BdZM sowie des BdZA.

ProDente ist in Sachen Social Media seit Ende 2010 aktiv. „Wir haben innerhalb von einer Woche Facebook, Twitter und einen YouTube-Kanal eingerichtet“, erinnert sich Geschäftsführer Dirk Kropp. Die Möglichkeit, eine Information gleichzeitig über mehrere Kanäle zu verbreiten, bewertet er als großen Zugewinn für die zahnärztliche Öffentlichkeitsarbeit.

15 Minuten täglich

Ein weiterer Pluspunkt: Das Anlegen und Betreiben der Accounts koste wenig Geld. Zeit müsse man allerdings schon investieren. „Solange man keine imposante Präsenz aufbauen will und Social Media eher nebenher nutzt, genügen meiner Erfahrung nach aber schon 15 Minuten täglich“, so Kropp. Die regelmäßige Pflege der Angebote werde mit wertvollem Feedback belohnt, fügt er hinzu: „Social Media sind sehr ehrlich. Man erfährt sofort, was gut ankommt und was nicht.“

Die nötigen Fähigkeiten für die Arbeit mit Social Media könne man sich freilich nicht ausschließlich theoretisch aneignen. Einsteigern empfiehlt er, Plattformen mit einem privaten Account auszuprobieren, bis sie deren Mechanismen verstanden und eine gewisse Sicherheit erlangt haben. Dazu gehört für ihn auch zu bewerten, ob die Präsenz auf einer Plattform überhaupt einen Nutzen abwirft. „Wir überlegen beispielsweise gerade, ob wir bei Google+ einsteigen. Im deutschsprachigen Raum sind die Nutzerzahlen noch sehr gering. Wenn wir etwas anfangen, wollen wir aber sicher gehen, auch gehört zu werden.“

Virtuelle Visitenkarte

Die KZBV ist gerade dabei, ihre Social-Media-Aktivitäten auszubauen. Ein YouTube-Kanal, über den Videos mit medizinischen Informationen verbreitet werden, existiert bereits seit 2011. Andere Plattformen stehen derzeit noch unter Beobachtung. „Twitter wollen wir in Zukunft  auf jeden Fall nutzen, um berufspolitische Nachrichten zu veröffentlichen. Momentan sind wir aber noch stille Teilhaber. Wir beobachten, was in den für uns relevanten Bereichen Gesundheitspolitik und Medien passiert“, erklärt Dr. Reiner Kern, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der KZBV.

Auf Facebook will die KZBV eine statische Seite anlegen, aktive Communityarbeit verfolgt sie erst einmal nicht. „Diese Plattform wird vor allem privat genutzt. Für uns ist sie deshalb der falsche Ort, um Berufs- und Gesundheitspolitik zu diskutieren. Trotzdem schadet es nicht, dort seine Visitenkarte zu hinterlassen und auf unsere anderen Angebote hinzuweisen“, erklärt Kern. Eine gesonderte Risikodiskussion in Bezug auf Social Media ist für ihn nicht notwendig: „Social Media heißt, mit Überraschungen rechnen zu müssen. Krisen sind nicht per se gefährlich. Wie in der klassischen Pressearbeit kommt es darauf an, wie man mit ihnen umgeht. Man muss eine offene Kommunikationskultur beherzigen, transparent agieren und gelassen sowie kritikfähig bleiben.“

Susanne Theisen

Freie Journalistin in Berlin

info@susanne-theisen.de

INFO

Die Hamburger Dentalfamilie

Die Hamburger Standesvertretung war eine der ersten zahnärztlichen Organisationen, die Social Media aktiv nutzte. Informationen verbreitet sie unter anderem über Twitter (twitter.com/pressezahnhh). 2006 regte Pressesprecher Gerd Eisentraut außerdem die Gründung der Hamburger Dentalfamilie an, ein Zusammenschluss von Zahnärzten, Zahntechnikern sowie Herstellern und Händlern aus der Dentalindustrie. „Hier wird Aktuelles aus der Zahnmedizin übergreifend diskutiert. Wir Zahnärzte bekommen so Denkanstöße aus Bereichen, mit denen wir eng zusammenarbeiten“, erklärt Eisentraut. Der fachliche Austausch findet in einer geschlossenen Gruppe auf Facebook statt. Aktuell liegt die Mitgliederzahl bei knapp 240.

www.dentalfamilie.de

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