Leserforum

Vertan

Zum Beitrag „Wenn der Markt die Medizin aushöhlt“ in zm 1/2012:

Eine umfassende und treffende Darstellung der Situation der Medizin in Deutschland, wo nach Jahrzehnten armseligster Honorarpolitik die kaufmännischen Aspekte eine Relevanz erreicht zu haben scheinen, die nicht mehr vernachlässigt werden kann.

Grundsätzlich ist dies jedoch kein spezifisch zahnärztliches Phänomen; in den ethischen Kernsätzen des Artikels könnte man von dem Wort „Zahnmedizin“ den Teil „Zahn“ fast jedes Mal weglassen, ohne dass die Aussage etwas verlieren würde. Ethik/Moral tut not in der gesamten Medizin – und zwar nicht in Form einer hypothetischen und geschwollenen Ethik spezifisch ärztlicher Art, sondern im Sinne dessen, was sich hierzulande (noch) nach allgemeinem Konsensus gehört beziehungsweise nicht gehört. Mit Ethik-Kursen (zum Beispiel im Studium) ist es da allerdings wohl kaum getan.

Was für die Zahnärzteschaft ein spezifisches Moment darstellt, ist der Umstand, dass in der beruflichen Pandemie des „kosmetischen Dentistentums“ (so sollte man den üblicherweise verwendeten Anglizismus vielleicht übersetzen) und des professionellen Zähneputzens und -bleichens anscheinend zunehmend vergessen wird, dass unsere (nicht nur gesetzliche) Aufgabe heißt: Feststellung und Behandlung von Mund-, Zahn- und Kieferkrankheiten. Wir sollten unser Fachgebiet also Mund-, Zahn- und Kieferheilkunde und nicht Zahnmedizin nennen, auch wenn dies die gängige Bezeichnung geworden ist. Und da ist zunächst die Zahnärzteschaft in ihrem Selbstvertändnis gefordert (nebst ihrer verfassten Interessenvertretung , so es eine solche gibt), denn es ist auch hier der Geist (des Selbstverständnisses), der die Sprache formt. Wenn unser Berufsbild sich hierauf nicht mehr gründet, vertun wir in den kommenden Jahren all das, was wir in den letzten Berufsgenerationen erreicht haben und degenerieren zum (zertifizierten und qualitätsgesicherten) Anbieter auf dem Marktplatz.

Uwe Bittighofer

Karlsruhe

uwebittig@web.de

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.